Formel 1: Luxemburg auf dem Thron? Große Pläne aus einem kleinen Land

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Große Töne aus dem kleinen Luxemburg: Da greift ein furchtloser Selbstmade-Mann die gestandene und etablierte Formel-1-Welt in Gestalt der Mächte und Mythen wie Red Bull, Ferrari, McLaren oder Mercedes-Benz an. Sein Name Gerard Lopez. Sein Profil: Gewiefter Geschäftsmann rund um den Globus. Sein Status: Hauptaktionär des Formel-1-Teams Lotus. Sein Ziel: Weltmeister werden. Spätestens 2014.

Nein, dass es im Team Lotus im vergangenen Jahr beschaulich und ruhig zugegangen wäre, kann man nun wirklich nicht behaupten. Top-Fahrer Kimi Räikkönen, Weltmeister von 2007 im Ferrari, hat als „Iceman“ sowohl in der Formel 1 wie auch in der Rallye-Weltmeisterschaft immer wieder für Eskapaden gesorgt. Und der zweite Mann, der 2012 einen der schwarz-goldenen Renner steuern durfte, galt als der „Schreck der ersten Kurve“. Keiner hat auf den ersten Metern eines Rennens so gründlich aufgeräumt unter den Konkurrenten wie der Franzose Romain Grosjean. Konsequenz: Beim „Großen Preis von Italien“ durfte er sein Mütchen kühlen, wurde vom Rennen ausgeschlossen.Und sein Chef, Gerard Lopez, Vorstands-Vorsitzender des Lotus F1-Teams, was sagt der über seine Fahrer, mit denen er 2013 in die zweite Saison geht? Räikkönen, der seine Comeback-Saison aus der Rallye-WM auf Anhieb als Dritter beendete, hab „hart gearbeitet und die Früchte dafür geerntet. Er hat bei uns das Gefühl, dass er für die wichtigen Dinge heran gezogen wird.“ Und auch den angeblichen Crashkönig Grosjean hat er nicht fallen gelassen: „Es gab Fahrer, die mehr Verwarnungen auf dem Kerbholz hatten, als er. Ich will Fahrer und keine Roboter.“

2010 hat Lopez‘ Investment-Gruppe Genii Capital das Team übernommen. Der 41-Jährige firmiert heute als Vorstands-Vorsitzender des Lotus F1-Teams und wird mit seiner Gesellschaft Genii Capital weiterhin Hauptaktionär des Formel-1-Teams Lotus bleiben. Lopez, der auch mit chinesischen Unternehmen im Energiesektor kooperiert, sagt über sein Engagement, die Formel 1 sei „eine weltweite Plattform für Anbahnung von Geschäften“ und „eine ideale Bühne, um Geschäfte zu tätigen“. Die Sponsoren dienten nicht nur dazu, „um die Autos zu schmücken“. Das betreffende chinesische Unternehmen habe er beim Grand Prix von China kennen gelernt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Teambesitzer Rang vier als gestecktes Ziel seines im britischen Enstone beheimateten Teams bei der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ausgegeben. Hinter den Platzhirschen Red Bull, Ferrari und McLaren wurde diese Vorgabe auch erreicht. Hinzu kam der dritte Rang Räikkönens, der den Polen Robert Kubica in seinem ersten Jahr bei Lotus nach dessen Unfall ersetzt hatte. Dabei soll es nach den Absichtsbekundungen des ehrgeizigen Luxemburger Geschäftsmannes nicht bleiben. „Den Titel kann man nicht planen. Das ist und bleibt Wunschkonzert. Aber ab 2014 wollen wir um die Weltmeisterschaft mitfahren“, sagte er einem Motorsport-Fachblatt. Ab dem kommenden Jahr wird auch eine Motoren-„Revolution“ in der Formel 1 greifen. Die derzeitigen 2,4 Liter großen V8-Saugmotoren werden dann durch verbrauchsärmere 1,6 Liter große V6-Turbo-Aggregate ersetzt. Lopez sieht sich und sein Team für die „modernen Zeiten“ gut aufgestellt. „Unsere Fabrik ist funktionell. Wir haben gute Leute von Red Bull und Ferrari angeheuert. Von daher können wir mit den Großen mithalten.“ Ab Sonntag will der ehrgeizige Manager aus dem kleinen Luxemburg beweisen, dass er nicht nur große Töne spuckt.

Über Lotus: Mit Lotus verbinden viele Motorsport-Freunde vor allem den Namen des Rennstall-Gründers Colin Chapman. Der heutige Lotus-Rennstall ist jedoch in der Erbfolge von Toleman, für das 1984 noch der später tödlich verunglückte Ayrton Senna fuhr, angesiedelt. Toleman wurde später von Benetton übernommen, dann von Renault (unter Flavio Briatore). 2010 übernahm Lopez mit seiner Investment-Gruppe das Team, das im vergangenen Jahr dann nur noch unter dem Namen Lotus (allerdings mit Renault-Motoren) antrat. Das im englischen Enstone beheimatete Team hat etwa 500 Mitarbeiter. Das Jahresbudget wird auf 115 Millionen Euro geschätzt. Vorstands-Vorsitzender ist Gerard Lopez.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Lotus

Scroll to Top