Mit einer riesigen Herausforderung für Mensch und Material und mit dem gleichen Ergebnis, das man aus den Vorjahren her kannte, begann von Mittwoch bis Sonntag die Rallye-Weltmeisterschaft 2013. Der erste Lauf, die legendäre Rallye Monte Carlo, musste wegen der extremen Witterungsverhältnisse nach 16 von 18 Wertungsprüfungen abgebrochen werden. Der Sieger hieß aber auch in diesem Jahr – wie bereits sechs Mal zuvor – Sébastien Loeb. Der neunfache Weltmeister siegte im Citroën DS3 World Rallye Car vor Volkswagen-Pilot Sébastien Ogier, der dem deutschen Debütanten im Polo R World Rallye Car damit ein glänzendes Ergebnis zum Einstand in die Rallye-Weltmeisterschaft bescherte. Aus deutscher Sicht überragend ist der achte Rang im Gesamtklassement des jungen Sepp Wiegand (22) im Škoda Fabia S 2000.
Die Faszination Rallyesport und die speziellen Unabwägbarkeiten dieser ganz besonderen Motorsportart bleiben nach wie vor ungebrochen. Riesige Zuschauermassen am berüchtigten „Col de Turini“, eine Melange aus Nebel, Sonnenschein, Schnee, Regen, Eis, nassem und trockenem Asphalt und schließlich die Kapitulation der Organisatoren vor der Wetterhexe: „Das war die schwierigste Monte, die ich je gefahren bin“, konstatierte „Super-Seb“ Loeb nach seinem insgesamt siebten Sieg bei der „Mutter aller Rallyes“. Wegen des anhaltenden extremen Schneeregens am Samstagabend mussten die beiden letzten Wertungsprüfungen 17 und 18 abgesagt werden. Für die Sicherheit der Teilnehmer und Zuschauer konnte unter diesen Bedingungen nicht mehr gesorgt werden. Damit stand Loeb, der in diesem Jahr insgesamt nur vier ausgesuchte Rallyes im Verlauf der gesamten WM-Saison fahren wird, vorzeitig als Gesamtsieger fest.Der Elsässer gewann acht von 16 Teilstücken der Rallye, die in diesem Jahr zum insgesamt 81. Mal ausgetragen wurde. Nachdem Ogier die Auftaktprüfung gewonnen hatte und VoLkwagen damit gleich einen Einstand nach Maß bescherte hatte, setzte sich der Citroën-Pilot von der zweiten WP an ab und gab die einmal eroberte Führung auch nicht mehr her. Nach der 16. Wertungsprüfung setzte er sich 1:39.9 Minuten vor Sebastien Ogier durch. Für Volkswagen, dessen zweiter Werkspilot Jari-Matti Latvala am letzten Tag auf dem fünften Rang liegend auf dem Col de Turini ausschied, also gleich der Podestplatz zum Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft. Rang drei belegte der spanische Citroën-Pilot Dani Sordo.
Ich war mit einem zweiten Platz noch nie so glücklich wie heute, strahlte Ogier, der weiß, dass er sich damit eine glänzende Ausgangsposition im Kampf um den WM-Titel gesichert hat. Da Loeb in diesem Jahr nur vier Mal an den Start gehen wird, weil er sich auf eine Karriere mit Citroën in der WTCC (World Touring Car Championship) vorbereitet, kommt er für den Titel nicht in Frage. „Rang zwei bei der ersten Rallye des Polo R WRC ist mehr, als wir jemals zuvor erwartet hätten“, sagt der neue VW-Motorsport-Direktor Jost Capito. Dennoch fügte der 54-Jährige hinzu: „Aber erst in den kommenden WM-Läufen werden wir sehen, wo wir mit dem Polo R WRC wirklich stehen.“
Das alles indes spielte für den neunfachen Weltmeister Loeb nicht im Geringsten eine Rolle. Ich freue mich immer, wenn ich gewinne. Monte Carlo ist eine der aufregendsten Rallyes, und diese war ganz besonders schwierig, mit extremen Bedingungen. Bei keiner anderen Rallye ist der Einfluss des Fahrers auf das Ergebnis größer als hier. Es war wirklich nicht leicht, daher bin ich froh, jetzt hier zu stehen. Wir sind die ganze Zeit nur mit Stollenreifen gefahren, weil es so schwierig war. Es war die schwierigste Rallye Monte Carlo, die ich je gefahren bin.
Die „Monte“ forderte auch in diesem Jahr wieder ihren Tribut. Loebs ehemaliger Team- und jetzige Markenkollege Daniel Sordo profitierte vom Pech des russischen Aufsteigers Jewgeni Nowikow, der auf dem dritten Rang liegend im Ford Fiesta ausschied. Etwas enttäuschend das Abschneiden von Vize-Weltmeister Mikko Hirvonen, der niemals in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen konnte und am Ende von den Ausfällen der Konkurrenten noch profitierte. Der Finne, der im vergangenen Jahr immer klar im Schatten Loebs gestanden hatte und 2013 eigentlich als ernsthafter Titelkandidat anging, belegte im Citroën jedoch abgeschlagen nur Rang vier.
Geradezu sensationell ist aus deutscher Sicht allerdings der achte Rang von Sepp Wiegand im Škoda Fabia. Der junge Mann aus dem Erzgebirge war die positive Überraschung des WRC-Auftakts. Wiegand gewann im leistungsschwächeren Fabia (ca. 280 gegenüber 315 PS des Polo) die WRC2-Klasse praktisch ohne Gegenwehr. Der ehemalige deutsche Rallyemeister Armin Kremer (Schwerin) wurde im Subaru Elfter der Gesamtwertung, verlor allerdings mehr als acht Minuten auf den 22-Jährigen aus dem Erzgebirge. „Ich bin einfach nur happy. Ich liebe diese schwierigen Bedingungen, sie kommen mir entgegen“, zog Wiegand, der als größtes deutsches Talent im Rallyesport gilt, ein für ihn sehr zufrieden stellendes Fazit.
Text: Jürgen C. Braun, Fotos: Volkswagen Motorsport