Nach zwei Wochen Hitze, Staub, Regenmassen, Geröll und Tiefsand-Dünen wurde die Rallye Dakar 2013 in Santiago de Chile beendet. Wie zu erwarten, blieben größere Attacken in den letzten Tagen aus, wer seinen Platz unter den Top Ten einnahm, verteidigte ihn nur noch, so dass das Gesamtklassement am Ende dem vor einigen Tagen glich. Die meisten werden zufrieden und glücklich sein mit dem, was sie erreicht haben, werden froh sein, diese Hölle verlassen zu haben. In die sie sich freiwillig begeben hatten. Der mit der meisten Erfahrung und bereits insgesamt 10 Dakar-Siegen auf dem Konto, hat schlussendlich souverän gewonnen: Legende Stéphane Peterhansel hat jenen idealen Mix aus Druckmachen und Druckstandhalten gefunden, der ihm die Krone einbrachte. Sein X-raid- MINI lief dank sorgsamer Pflege der Mechaniker allzeit rund und schnell. Giniel de Villiers aus Südafrika hat zu Recht den zweiten Rang verdient: Er ließ nie locker, verteidigte früh einen guten Platz unter den Top Ten, schob sich umso weiter vor, je mehr die starken Buggies Probleme bekamen oder in tiefe Sandlöcher fielen. Sein Imperial Toyota V8-Hilux (#301) lief wie ein Uhrwerk. Leonid Novitskiy, ebenfalls auf einem MINI (#307), fand sich ebenfalls auf dem Treppchen, sein bester Dakar-Platz bislang: Rang 3. Nani Roma (MINI) hatte einen ganzen Koffer voll Pech, war weit zurückgefallen und arbeitete sich auf Rang 4 vor. Für eine deftige Überraschung sorgte der Argentinier Orlando Terranova, der auf einem X-raid-BMW X3 CC auf dem 5. Platz landete, noch v o r den Highpower-Buggies! Auch Routinier Carlos Sousa, seit 2000 in jeder Dakar unter Platz Sieben im Ziel, chauffierte seinen chinesischen Great Wall Haval erneut unter die Top Ten: Platz 6 ist ein feines Ergebnis. Kahle/Schünemann auf dem einzigen SAM-HS-Prototypen (mit Mercedes 3-Liter-Diesel, ca. 300 PS und Allrad) wurden mehrfach mit der Härte der Rallye konfrontiert, verloren ihren Fast-Assistance-Renn-Truck und schafften einen ausgezeichneten 13. Platz. Eigentlich war Platz 10 oder besser angepeilt, aber es gibt ja noch die 2014er Dakar.
Ende gut, alles gut? Es gab und gibt wieder Diskussionen über das technische Reglement: Wer darf wie viel Air-Restrictor-Querschnitt fahren, darf der auch Allrad haben und muss er dann auf die automatische Reifendruckanlage verzichten? Da gibt es für die ASO, die sich ja eigene Gesetze gibt, richtig viel (und Glaubwürdiges) zu tun bis Ende dieses Jahres. Sollen 8-zylindrige Power-Monster weiterhin dabei sein dürfen? Die Zuschauer jedenfalls warfen die Hüte vor Begeisterung, wenn Al Attiyah seinen Qatar RB-Buggy durch die Dünen pfefferte und Robby Gordon seinen Schulbus meterhoch über Kuppen prügelte. Benziner weiter gegen Diesel, kommt keiner auf die Idee, mal einen Hybriden mitfahren zu lassen? Vielleicht mit eigener Wertung. Die Rückkehr alter Kämpen: Wo bleibt Alfie Cox, warum war einer der weltweit erfolgreichsten Copiloten wie Andy Schulz nirgendwo auf dem heißen Sitz zu finden? Wir werden die Antworten in 10 Monaten spätestens hier präsentieren. www.kues.de bleibt dran!
Text: Frank Nüssel /CineMot
Bilder: X-raid/ HS-Team O. Kreiss/ Ch. Fortune