Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Wie halten Sie es mit der Arbeit? Was ist Ihnen entscheiden zu viel, was unterfordert Sie. Geraten Sie in Panik, wenn Sie nichts zu tun haben oder denken, „Gott sei Dank, endlich mal die Füße hochlegen und nix machen. Einfach nix. Auch nicht über das Nachdenken, was ich wieder machen muss, wenn ich nicht mehr „nix machen“ darf.
Wie ich auf die abstrus Idee komme, Sie nach den Vorlieben Ihres Berufslebend zu befragen? Ganz einfach, ich habe in dieser Woche auf der Autobahn mal wieder von einem Stau „profitiert“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wieder mal ein paar 100 Kilometer vom so genannten zu Hause (oder das, was man dafür hält), weg. Wieder mal morgens in Hotel A aufgestanden und abends in Hotel B wieder hingelegt. Auf der A8 in Höhe von Augsburg, dort wo über 40 Kilometer seit ein paar Jahren gebaut wird und wo wahrscheinlich auch in ein paar weiteren Jahren noch gebaut werden wird, ging am Mittwoch (oder war es Donnerstag) gar nichts mehr. Auffahrunfall in der Baustelle. Nichts Dramatisches, niemand verletzt. Aber: Kleine Ursache, große Wirkung. Es dauerte fast drei Stunden, bis der Ort der aktiven Zeitvernichtung geräumt war.Just in diesen Minuten größter Verzweiflung, in denen man vielleicht einen Termin verpassen könnte, wurde meine Aufmerksamkeit auf einen Beitrag im Deutschland-Funk gelenkt, in dem ein Kollege über einen Burnout-Kongress berichtete. Da sezierten renommierte Wissenschaftler am Uni-Standort Heidelberg das Phänomen des „Nicht loslassen Könnens von der Arbeit – und stellten die Gretchenfrage: „Was treibt den Menschen immer und immer wieder ins Hamsterrad. Warum wird nicht nur der Körper, sondern auch die Seele krank, wenn der Mensch glaubt, ständig ohne Unterlass so viel Leistung bringen zu müssen, bis er schlicht und ergreifend ins Loch fällt.
Keine Angst, ich willen Ihnen an dieser Stelle kein „aufgewärmtes“ Referat über Bekanntes halten, aber einen kleinen Tipp geben, wie man sich dieser Hydra, diesem vielköpfigen Ungeheuer, entziehen kann. Schlägt man dem Untier einen Kopf ab, so wachsen ihm auf der Stelle zwei Neue. Und so geht es immer weiter, ohne Unterlass. Ignoriert man das grässliche Ungetüm jedoch, verliert es seinen Schrecken. Will sagen: Ich habe die Zeit im Stau genutzt, mit Interesse der betreffenden Sendung zugehört, bin ausgestiegen und habe mit Leuten geplaudert, die vor oder hinter mir standen, und denen es genau so ging. Und siehe da: Keiner hat sich irgendwann mehr aufgeregt, angesichts des Unvermeidlichen stellte sich ein gewisses „Laissez faire“ ein. Also: was ich nicht beeinflussen kann, davon sollte ich mich nicht verrückt machen. Einfach mal runter fahren. Nicht von der Autobahn, sondern im Kopf. Versuchen Sie es mal. Es geht.
Übrigens: der Titel des Kongresses heiß – und das sollte allen vielleicht Betroffenen Mut machen – „Burn out? – Burn on!“ und zeigte Wege aus dem Labyrinth des nicht enden wollenden Stresses.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wirklich erholsames Wochenende und möchte gleichzeitig schamhaft verschweigen, dass ich genau dann zwei Termine habe: Einen am Samstag und einen Sonntag. Aber dennoch: „Burn on“!
Ihr Jürgen C. Braun