Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Haben Sie – wie nicht wenige Ihrer Mitmenschen – zu den „Kapitänen der Landstraße“ ein eher zwiespältiges Verhältnis? Sicherlich werden sie den Männern oder Frauen auf den 40-Tonnern des Öfteren ihr heimliches Mitgefühl zukommen lassen, wenn Sie mal wieder an einem Stau vorbeifahren, der sich auf der rechten Seite der Autobahn gebildet hat und der sich über eine nicht enden wollende Distanz hin zieht. Andererseits werden Sie bestimmt auch schon heftig geflucht haben, wenn es auf der Autobahn mal wieder zum „Elefantenrennen“ kam, oder Sie sich auf andere Weise von einem der Schwertransporter behindert oder belästigt fühlten.
Fakt ist: Wer im Pkw unterwegs ist, muss mit den Lkw auskommen. Und umgekehrt. Genau dieses Miteinander“ wurde auf der aktuell stattfindenden Nutzfahrzeug-IAA in Hannover, der weltgrößten Nutzfahrzeugmesse, angesprochen. Meist tun Politiker dies, wenn Kameras oder Mikrofone eingeschaltet sind. Das ist dann ebenso publikums- wie medienwirksam. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer stellte in Hannover angesichts der kommenden Abgasnorm Euro 6, die ab 2014 für schwere Lkw bindend sein wird, seine Pläne zu einer günstigeren Gebührenklasse vor.
Spätestens zum Oktober 2013, so Ramsauer, sei es seine feste politische Absicht, eine neue Mautstruktur in Kraft treten zu lassen. Von Besserstellung der betreffenden Nutzfahrzeuge war die Rede, vorher aber müsse man noch die Ergebnisse eines Wegekosten-Gutachtens abwarten. Dessen Ergebnisse sollten in den nächsten Monaten vorliegen. Nun, bis dahin werden noch viele Tausende von Lkw etliche Millionen von Autobahn-Kilometern zurückgelegt haben. Was wirklich aus diesem Gutachten abzulesen sein wird, darüber sollten wir uns, denke ich, jetzt noch keine Gedanken machen. Denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Wer allerdings mit wachen Augen durch die Hallen und über die Ausstellungsflächen in Hannover gegangen ist, bemerkte, dass der Trend, der bei den Pkw anhält, auch vor den Schwerlast-Fahrzeugen nicht halt macht. Etwa 1.900 Unternehmer aus 46 Ländern zeigen an der Leine noch bis zum 27. September ihre Neuheiten. Verbrauchs-Minimierung und Senkung der Schadstoff-Emissionen sind natürlich ein zentrales Thema. Das am stärksten vertretene Land, und das meinte ich mit dem „Genossen Trend“, der nun auch bei den Lkw Einzug hält, ist in Hannover in diesem Jahr China. Mit 354 Weltpremieren stellen die Chinesen die Majorität des Neuheiten-Feuerwerks.
Die Branche klagt zunehmend über Nachwuchsmangel. Der Beruf eines Fernkraft-Fahrers hat offensichtlich immer mehr an Anziehungskraft verloren. Romantik im Sinne der Country-Musik? Diesel im Blut wie Gunter Gabriel? Die Assoziationen sind offensichtlich andere – Termindruck, schlechte Bezahlung, ständiger Autobahnstress. Der Verband kämpft nicht nur für das Image seines Berufsstandes, sondern auch um geeigneten und verantwortungsvollen Nachwuchs für einen Job, den offensichtlich immer weniger Leute ausüben wollen.
Auch daran sollte denken, wer sich nächstens mal (wieder) über einen „Brummi“ echauffiert.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun