Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Ausgerechnet wenige Tage vor dem enorm schwierigen und Richtung weisenden Qualifikations-Spiel zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gegen die Fußball-Großmacht der Färöer Inseln kann die deutsche Kicker-Elite nunmehr entspannt und so komfortabel wie möglich anreisen. Nicht auszudenken, würde gegen die Vertreter des Nordmeer-Eilands möglicherweise die Teilnahme am Turnier der Weltbesten in zwei Jahren auf dem südamerikanischen Kontinent „vergeigt“, nur weil man vielleicht in einem etwas betagteren Gefährt ein wenig unbequem gesessen hätte. Weil man womöglich nicht hätte vor sich hindösen können und damit eben nicht ausgeruht in das Giganten-Duell gegen die Inselgruppe hätte gehen können. Denn, man erinnere sich: Sogar unsere Nachbarn, die Alpenkicker aus Österreicher, verloren (wenn auch vor etwa 20 Jahren) einmal ein Qualifikationsspiel gegen eben jene Färöer.
Anfang der Woche hat der langjährige DFB-Partner Mercedes-Benz am Vorbereitungsstandort in Barsinghausen den neuen Mannschaftsbus an die deutsche Nationalmannschaft übergeben. Und dabei haben die Stuttgarter es mal wieder richtig krachen lassen an Innovationskunst. Damit es nur ja zu keiner der gefürchteten Rudelbildungen kommen kann, wurde auf jede Menge persönlichen Freiraum im Interieur des Neuen Nobel-Fahrzeugs mit Stern für unsere gestressten Kicker Wert gelegt.
Künftig also wird das Team von Bundestrainer Joachim Löw, in Fachkreisen auch „DFB Edition 1“ genannt, von einem Mercedes-Benz mit der Bezeichnung „Travego Edition 1“ zu den Partien gefahren. Seinen ersten Einsatz hat der Bus vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer am 7. September in Hannover. Der exklusive Premiumhochdecker, so die rührige Marketingabteilung des Unternehmens, sei „das neue Aushängeschild von Mercedes-Benz Omnibusse“. „Und der Leiter der Abteilung Daimler Bus, Hartmut Schicke, verdeutlicht das noch einmal, indem er sagt: „Als unser aktuelles Spitzenmodell verfügt er nicht nur über eine besonders komfortable Ausstattung, sondern setzt auch bei Sicherheit und Umweltfreundlichkeit Maßstäbe.
Fehlt jetzt also nur noch, dass unsere Balltreter aus München, Madrid, Dortmund und wo sie alle herkommen mögen, genauso auf dem Rasen vorgehen, wie es ihr Reisegefährt auf dem Asphalt vormacht: Möglichst sicher (also Risikopässe gegen die Färöer vermeiden), dazu zwei dicht gestaffelte Vierer-Abwehrreihen als Bollwerk gegen die nordischen Strafraum-Eindringlinge installieren und umwelt-freundlich agieren. Das heißt: kurzes, schnelles Flachpass-Spiel, damit der Rasen nicht in Mitleidenschaft gezogen wird und damit keine unnötigen Schäden am natürlichen Umfeld der Mannschaft hervor gerufen werden.
Der Travego Edition 1, so heißt es weiter in der Pressemitteilung des Hauses Mercedes-Benz, sei „weltweit der erste Serien-Omnibus nach Abgasstufe Euro VI“ und trete „mit neuem BlueEFFICIENCY Power-Motor, neuem Getriebe und Cockpit sowie einzigartigen Sicherheitsfeatures wie dem Active Brake Assist 2 an.“ Also ehrlich, wenn unsere schwarz-rot-goldene Auswahl gegen die Färöer auch in ihrem Spielsystem den neuen „Active Break Brake Assist 2 mit Blue Efficiency Power-Motor“ anwendet, dann ist mir eigentlich nicht bange vor der Auseinandersetzung mit den Kopfball-Ungeheuern von der Nordmeer-Insel.
Auf dem Marktplatz des kleinen niedersächsischen Städtchens Barsinghausen, dort wo sich die Nationalmannschaft des Öfteren trifft, wurde das neue Nobelgefährt medienwirksam vorgestellt. Aus diesem Anlass fand auch ein Fußball-Tennis Match mit einigen der DFB-Elitekickern statt. Tempo, Tricks und Tore waren vor vielen Schaulustigen angesagt.
Den meisten Spaß an dieser ganzen PR-Geschichte hatte wahrscheinlich Wolfgang Hochfellner. Dem Fahrer des neuen Reisebusses stehen „für die lange Fahrt zum WM-Titel“ (O-Ton Mercedes-Benz) künftig stolze 476 PS zur Verfügung. So viel leistet der Reihensechszylinder aus der neuen Baureihe OM 471. Das maximale Drehmoment beläuft sich auf 2.300 Newtonmeter bei 1.100 U/min. „Der Travego“, so der Fahrer, „fährt sich fast so mühelos und agil wie eine S-Klasse.“ Da der Vertrag zwischen Mercedes-Benz als Generalsponsor der Nationalmannschaft und dem DFB erst kürzlich vorzeitig bis 2018 verlängert wurde, dürfte es wohl nicht bei der jetzigen Luxus-Version aus Schwaben für unsere besten Balltreter bleiben.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Mercedes-Benz