Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Auch wenn Sie zurzeit vielleicht nicht jede freie Minute vor dem Fernseher verbringen (oder auch im Internet via Livestream), so werden Sie sich sicherlich doch das eine oder andere Highlight der Olympischen Spiele in London in den vergangenen Tagen angesehen haben. Zwar bemühen sich die Olympioniken mit großem Aufwand, das Gedankengut des Baron Pierre de Coubertin, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Bewegung der antiken Spiele wieder entdeckt und manifestiert hatte, in die Tat umzusetzen. Doch so ganz ohne Kommerz und Geschäft geht es nun auch einmal in der hehren Welt des „Dabei sein ist alles“ nun nicht mehr.

Schon die Spiele 1996 in der US-Metropole Atlanta wurden als „Coca-Cola-Spiele“ am Stammsitz des Brause-Produzenten bezeichnet. Immer wieder gelang es aber bereits vorher Firmen und Herstellern, ihre Produkte auf die Bildschirme, die das Massenspektakel weltweit übertragen, zu transplantieren. Das war übrigens auch vor genau 40 Jahren der Fall, als BMW bei den Spielen in München mit einem Fahrzeug auf sich aufmerksam machte, dessen Antriebsstrategie damals noch als völlig utopisch galt und als Produkt einer fernen Zukunft abgetan wurde.

Die Münchener machten damals mit einer Flotte orangefarbener Elektrofahrzeuge auf sich aufmerksam. Unter anderem als Begleitfahrzeug des Marathonlaufes quer durch die „Weltstadt mit Herz.“ Als die bayerische Landeshauptstadt den Zuschlag für Olympia erhalten hatte, begannen Ende der 1960er Jahre die Entwicklungsarbeiten für den elektrifizierten 1602, den BMW drei Jahre später der Weltöffentlichkeit als innovativer Investor präsentieren wollte. Die Antriebsquelle der kleinen, kompakten 1602er Limousinen waren damals batteriegespeiste Elektromotoren.

Anfang der 1970er Jahre machten sich bereits die ersten Vorboten der späteren Ölkrise bemerkbar. Alternativen zum Verbrennungsmotor waren also schon zu jener Zeit ein öffentliches Thema. Für den Münchner Autobauer blieb es infolgedessen auch nicht bei dem medienwirksamen Auftritt des Jahres 1972 vor der Haustür. BMW entwickelte sich in den kommenden Jahrzehnten bis nach der Jahrtausendwende zu einem der führenden Kompetenzträger in Sachen Elektroantrieb.

Wirklich praxistauglich und an der Schwelle zur Serienreife ist der Elektroantrieb jedoch erst heute dank des Einsatzes von Lithium-Ionen-Batterien. Das Manko, mit dem die E-Mobil-Flotte aber immer noch leben muss, sind die hohen Anschaffungskosten und die geringe Reichweite. Doch wer hätte vor 40 Jahren wohl zu glauben gewagt, dass eine deutsche Regierung für das Jahr 2020 den Einsatz einer Million Elektro-Autos auf bundesdeutschen Straßen als realistisches Ziel ausgibt.

Ganz ehrlich: Da sind ein paar Goldmedaillen an den letzten Tagen, mit denen wirklich keiner gerechnet hat, doch schon eher vorstellbar. Und was unverhofft kommt, ist in der Regel auch umso erfreulicher (und manchmal stürmischer) zu genießen.Ich wünsche Ihnen ein angenehmes letztes Olympia-Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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