Opel feiert noch bis zum kommenden Sonntag auf der 21. Ausgabe der Automobil International (AMI) in Leipzig sein 150. Jubiläum. Eigentlich paradox, müsste man meinen, wird das Geburtsjahr des Automobils doch auf das Jahr 1826 datiert. Folglich stellt sich die Frage: Wie kann da ein Autohersteller allen Ernstes seinen 150. Geburtstag feiern in diesem Jahr? Des Rätsels Lösung ist ebenso simpel wie einleuchtend: Die Firma Adam Opel wurde bereits im Jahr 1862 gegründet. Die Gründerväter verdienten ihr erstes Geld allerdings – mangels Abwesenheit und Nicht-Existenz – keinesfalls mit Autos. Im hessischen Rüsselsheim, dem Stammsitz des Unternehmens, gründete der Schlossermeister Adam Opel vor 150 Jahren seine Firma, die sich zu einem der größten Autohersteller Europas entwickeln sollte.
Der Beginn der Erfolgsgeschichte des Unternehmens datiert aus dem Jahr 1862. Damals begann Adam Opel in der väterlichen Schlosserwerkstatt mit dem Bau von Nähmaschinen. Eine unternehmerische Entscheidung mit Weitblick offenbar, denn das Geschäft entwickelte sich rasch. Kurz darauf folgten schon die ersten Opel-Fahrräder. Im Jahr 1886 schließlich verließ auch das erste „Velociped“ die Fabrik in Rüsselsheim. Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Opel bereits größter Zweiradproduzent der Welt.
Die Geschichte des Automobilbaus in der Opel-Historie begann jedoch kurz vor der Jahrhundertwende, genauer gesagt, im Jahr 1899 mit dem „Patent Motorwagen System Lutzmann“. Das Fahrzeug des Automobilkonstrukteurs Friedrich Lutzmann wurde von einem im Heck unter gebrachten 1,5-Liter-Motor mit einem Zylinder angetrieben. Dank der 3,5 PS wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h erreicht. In den drei Jahren seiner Bauzeit wurden gerade einmal 65 Exemplare gebaut, die aber bereits den damaligen Anorderungen technisch nicht mehr genügten. Die Produktion wurde daraufhin eingestellt.
Doch das Haus Opel war auf einen Zug aufgesprungen, der Automobil hieß und kam davon auch nicht mehr herunter. Die Marke machte sich früh als Hersteller populärer und vor allem erschwinglicher Erfolgsmodelle einen Namen: Die Namen der Opel-Fahrzeuge zu Beginn des vorigen Jahrhunderts muten heute an, als seien sie aus einer Aufführung der Augsburger Puppenkiste entliehen. Der „Doktorwagen“ (1909), das „Puppchen“ (1914) und der P4, besser bekannt als „Laubfrosch“ (1924).
Zur Legende wurde der Opel „Raketenwagen“ aus dem Jahr 1928. Mit diesem Fahrzeug, dem „RAK 2“, das von insgesamt 24 Pulverraketen im Heck nach vorn katapultiert wurde, erreichte Fritz von Opel im Mai 1928 auf der Berliner Avus die sagenhafte Geschwindigkeit von 238 km/h. Parallel dazu wurde auch ein Raketen-Motorrad konstruiert. Der damals 29-jährige Opel-Nachfahre wollte mit dieser Technik das Zeitalter der bemannten Raumfahrt einleiten. Seine ehrgeizigen Pläne wurden jedoch von der bereits herauf ziehenden Weltwirtschaftskrise gestoppt.
Aus Anlass des 150-jährigen Firmenjubiläums lässt Opel nun dieser Tage nicht nur eine Nachbildung des schwarz lackierten Raketenwagens und des „Patent Motorwagens System Lutzmann“, sondern quasi die gesamte Firmengeschichte noch einmal Revue passieren. Älteren Semestern beispielsweise dürfte der Opel GT aus den 1970er Jahren als wunderschöner zweisitziger Sportwagen noch ein Begriff sein. Alles in allem eine wunderbare Zeitreise nicht nur durch die Geschichte des Hauses Opel, sondern auch durch die Welt mutiger und fortschrittlich denkender Pioniere, die ihrer Zeit meist nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schritte voraus waren.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun