Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Wie ist es eigentlich um Ihre musikalischen Vorlieben bestellt? Eher Klassik, oder doch Kuschelrock? Ziehen Sie etwa Florian Silbereisen vor oder halten Sie es doch lieber mit dem rauchigen Timbre von Joe Cocker? Sollten Sie zur letzteren Charge gehören, dann dürften Ihnen auch die Ohrwürmer der britischen Psychedelic-Rocker von Pink Floyd nicht fremd sein. Und wenn Sie sich – was als regelmäßiger Konsument unserer Seite nicht erstaunlich wäre – darüber hinaus noch neben progressivem Rock, Blues, Jazz und experimenteller Musik auch für ausgefallene Automobile interessieren, dann sind Sie sicherlich eine Art Seelenverwandter von Nick Mason. Der Pink-Floyd-Schlagzeuger, inzwischen auch schon 68, hat sich inzwischen als Oldtimer-Experte einen Namen gemacht und sieht auch die Rennstrecke bei diversen Events lieber aus dem Cockpit als von der Zuschauertribüne aus.
In dieser Woche hat der Drummer früherer Jahre und Jahrzehnte in einem Interview mit dem Spiegel (mal wieder) ein paar Thesen zum Thema Automobile los gelassen, die manchen sogenannten Experten gut zu Gesicht stünden. Das Gespräch mit Mason, der etwa 40 Oldtimer sein eigen nennt („So genau weiß ich das selbst nicht“) habe ich mir jedenfalls mit Vergnügen zu Gemüte geführt.
Dass er die Millionen, die er mit der Band verdient hat, nicht exzessiv in den Sand gesetzt hat, beweist alleine schon die Tatsache, dass er einen jener 39 Ferrari 250 GTO besitzt, die jemals von diesem einzigartigen Sportwagen gebaut wurden. Den Besitzer wechselte eines dieser Exponate letztmalig vor etwa 15 Jahren. Man spricht von runden 30 Millionen Dollar, die dabei über den Tisch gingen. „Ab und zu“, sagte Mason, „fahren meine Frau oder ich das eine oder andere Rennen damit.“ So, als handele es sich um einen etwas aufgehübschten VW Käfer aus den späten 60er Jahren. Angst, dass der Wagen Schaden nehmen könne, habe er nicht: „Kleinere Malheure passieren bei Rennen immer. Aber dazu sind solche Autos doch gebaut worden.“
Ich will Sie, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle nicht durch das ganze Interview mit Mason führen. Was mir jedoch genau so wichtig erschien wie die Tatsache, dass ein Mann, der inzwischen einer der weltweit renommiertesten Oldtimer-Vermarkter ist, durchaus nicht verblendet durch die Welt geht und Automobilität nur aus dem Blickwinkel des neureichen und abgehobenen Bonvivants sieht.
Effiziente Antriebe seien „wichtiger als alle anderen Dinge rund um das Automobil. Wir müssen unseren Planeten schützen.“ Der Sprit, und das sieht wahrscheinlich nicht nur Nick Mason so, werde nicht billiger. „Und deshalb brauchen wir ein Ein-Liter-Auto.“ (oder umgerechnet auf das britische Maß von einer Gallone auf 300 Meilen). Und auch über das Thema Elektromobilität macht er sich seine Gedanken. „Es ist einfacher, sparsamere Verbrennungsmotoren zu entwickeln als leistungsstärkere Batterien zu bauen.“
Mehr als einmal war Nick Mason bisher auch schon Gast beim AvD Oldtimer Grand-Prix auf dem Nürburgring. Und ist dabei durchaus nicht unansprechbar. Denn er ist mit seiner Firma „Ten Tenth“, die Oldtimer verleiht, mittlerweile ein mindestens genau so guter Geschäftsmann wie er früher als Drummer sein Handwerk verstand.
In Nick Masons Ferrari 250 GTO zum Studio an der Londoner Abbey Road zu fahren, um dort mit dem Meister auf musikalische Zeitreise zu gehen: Es gibt schlechtere Träume, denen man sich hingeben kann.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende, vielleicht unterlegt mit ein wenig „Dark Side of the Moon“ oder einem Hauch von „Wish You Were Here“.
Ihr Jürgen C. Braun