Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt: Der Mann, der kein Mörder war. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 14,95 Euro
In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen –brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst.Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der mit Skepsis beäugte Bergman unverzichtbar.
Der Titel erinnert an die Krimis von Maj Sjöwall und Per Wahlöö, und in der Tat steht der Thriller von Michael Hjorth in dieser Tradition. Nicht nur, weil auch hinter der Figur Sebastian Bergman ein Autoren-Duo steht, das sich auf spannende Szenen, bedrückende Hintergründe und eine atmosphärisch dichte Sprache versteht:
Der Mann beugte sich vor und fasste den Jungen an den Schultern. Mühsam zog er den leblosen Körper in eine halb aufrechte Position hoch. Für einen Moment sah er dem Jungen direkt in die Augen. Was war sein letzter Gedanke gewesen? Hatte er überhaupt Zeit gehabt, etwas zu denken? Hatte er begriffen, dass er sterben würde? Und sich gefragt, warum? Hatte er an all das gedacht, wofür er in seinem kurzen Leben keine Zeit mehr gehabt hatte? Oder an das, was er geschafft hatte?Es spielte keine Rolle.Warum quälte er sich dann so?Er hatte keine Wahl. Er durfte nichtversagen, nicht noch einmal.Dennoch zögerte er. Nein, sie würden es nicht verstehen. Ihm nicht verzeihen. Nicht wie er die andere Wange hinhalten.Er gab dem Jungen einen Stoß, und der Körper fiel mit einem lauten Platsch ins Wasser. Überrascht von dem plötzlichen Geräusch in der Stille der Dunkelheit, fuhr der Mann zusammen.Die Leiche des Jungen versank im Wasser und verschwand.Der Mann, der kein Mörder war, kehrte zu seinem Auto zurück, das er auf einem kleinen Waldweg geparkt hatte, und fuhr nach Hause.