Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Wie pflegen Sie eigentlich ihren Nachrichtenkonsum? Den in schriftlicher Form festgehaltenen meine ich an dieser Stelle? Via Laptop, PC, I-pad oder einfach noch mit der guten alten Tageszeitung? Mit einem Stück raschelnden und knisternden Papier, das man umblättern, zerknittern oder in das man zur Not auf dem Wochenmarkt auch einen frischen Krautkopf oder einen toten Hering einwickeln kann? Der Möglichkeiten – der Kommunikations- und IT-Technik sei Dank – gibt es ja mittlerweile einige.
So erging es mir dieser Tage, als ich in einer renommierten (oder sollte man eher etwas neutraler sagen „auflagenstarken“) deutschen Tageszeitung eine Beilage zum Thema „Technik und Ingenieurberufe“ entdeckte. Beilagen sind – wie es das Wort schon suggeriert – eine dem üblichen Teil der Zeitung beigelegte Anzahl von Sonderseiten, in denen ausschließlich ein einziges Thema behandelt wird. Weshalb man sie auch fast ausschließlich in der bedruckten, und nicht in der elektronischen Form, goutieren kann.
Einer der Autoren dieser Beilage stellte darin das Projekt eines Ingenieurbüros vor, dessen Mitglieder sich mit sogenannten Flugautos beschäftigen. Wenn Sie jetzt meinen, dass das, um im Jargon der Heimatstadt dieses Blattes zu sprechen, ein „rechter Schmarr’n“ sei, dann irren Sie sich. Schon auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1911 wurde ein Flugauto gezeigt, das ein Jahr später erste Erprobungstests bestand. An diesem technischen Zwitter haben Generationen von Tüftlern über die Spanne eines ganzen Jahrhunderts hinweg weiter gedanklichen Schweiß vergossen, Ideen gehabt, sie wieder verworfen und das vermeintlich entdeckte Ei des Kolumbus doch wieder in den Müll geworfen.
In besagtem Text wurden Forschungs- und Produktionsergebnisse wie das „Skycar“ genannte Flugauto eines Unternehmers namens Gilo Cardozo oder auch das Projekt „Maverick“ des US-Visionisten Steve Saint beleuchtet. Wenn Sie jetzt sagen: Keine Ahnung, wer oder was das sein soll. Hab ich nie was von gehört, dann darf ich Ihnen versichern: Ich auch nicht. Aber vielleicht war es ja auch deswegen so interessant, sich durch diese etwa 250 Zeilen durchzukämpfen, die allen bisher konzipierten und gebauten Flugautos eines bescheinigten: Über den Testzweck ist keines von ihnen hinausgekommen. Besagter Autor erfand dafür die wunderbar signifikante Bezeichnung von „Buggys mit einem Gleitschirm oder Flugzeuge, denen man Räder für die Straße anschraubt.“
Das eigentlich Begeisternde an diesem Text war dann auch nicht die Tatsache, dass – welche Überraschung – der Weg zum lizenzierten Flugauto wohl noch ein ziemlich langer und beschwerlicher sein wird. Spannend und mitreißend war vielmehr die Tatsache, dass es immer wieder technisch begabte Leute mit Visionen und klaren Zielen geben wird, deren persönlicher experimenteller Sturm und Drang sich keinerlei äußeren Einflüssen unterwirft. Kurzum: Es werden noch etliche verhinderte Nobelpreisträger an der Schaffung des perfekten Flugautos scheitern. Wichtig aber ist: Es wird solche Leute weiter geben.
Bis dahin gilt, was der im August dieses Jahres verstorbene Victor von Bülow alias Loriot seinen Pracht-Politiker Werner Bornheim in heiliger Einfalt hat festhalten lassen: „Hier und heute stellen sich Fragen, und ich glaube, Sie stimmen mit mir überein, wenn ich sage: Letzten Endes, wer wollte das bestreiten? Ich danke Ihnen!“
Alles klar? Gut, dann wünsche ich Ihnen ein angenehmes vorweihnachtliches Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun