Lancia Thema 2012: „Bella figura“ meets „Bonnie & Clyde“

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Lancia und Chrysler – das ist eine besondere Art der italo-amerikanischen Allianz. Unter dem Label des einstigen Riesen auf dem US-Markt will Fiat in Europa seine Edelmarke Lancia wieder aufpolieren und Autos verkaufen, die als Straßenkreuzer par excellence zwar für Wolkenkratzer-Metropolen durchgehen, in „good old Europe“ dagegen einen vergleichsweise sehr viel schwierigeren Stand haben. Bestes Beispiel ist der neue Lancia Thema, der eben so wie die Großraumlimousine Voyager ab sofort die Botschaft des funktionierenden transatlantischen Bündnisses auf vier Rädern transportieren soll.

Weshalb die Verantwortlichen der italienischen Fiat-Tochter auch nicht müde werden, den wuchtigen, fast fünf Meter langen und gut 1,80 Meter breiten Thema als „vollständig neues Auto“ zu bewerben. Als die gelungene Verschmelzung des „besten aus zwei Welten“. Dem scheinbar unendlichen Raumgefühl einer US-„Limo“, gepaart mit der feinen italienischen Kunst und Liebe zum verspielten Detail in der Gestaltung des Fahrzeugs. Ham and eggs und Pastasciutta alla Fiorentina: Verträgt sich das wirklich miteinander, auch auf dem hart umkämpften Markt der globalen Auto-Industrie?

Beide Marken, in ihren Herkunftsländern Hersteller mit großer Tradition, aber aktuellen Absatzschwächen, wollen von der Kooperation, von der Existenz des großen US-Autobauers unter dem Dach der neuen italienischen Mutter, gemeinsam reüssieren. Bis zum Jahr 2014 soll die Plattform neuer Modelle von derzeit elf auf fünf reduziert werden. Im Juli dieses Jahres betrug die Beteiligung von Fiat an Chrysler 53,5 Prozent. Gemeinsames Ziel ist das Schöpfen von Synergien, sind Kosteneinsparungen. Über eine Milliarde Dollar an Entwicklungskosten hat man in die neue Stufenheck-Limousine Lancia Thema, der in den US als Chrysler 300 in den Schauräumen der Händler stehen wird, investiert.

Geld, das sich auf Dauer refinanzieren soll. Auch, weil Lancia dank des US-Anschubs vom kleinen kompakten Y bis jetzt hin zur Großraumlimousine Voyager ein Vollsegment mit italienischer Attitüde anbieten will. 120 Händler-Stützpunkte weist Lancia in diesem Jahr hierzulande auf. Im kommenden Jahr sollen es insgesamt etwa 140 Kooperationspartner sein. Mit Absatzzahlen und Prognosen hält man sich noch weitestgehend zurück. Offenbar, weil auch noch viel Kärrnerarbeit an der Basis geleistet werden muss. Weil Händler, Verkäufer und Mitarbeiter in Technik und Service geschult und mit neuem Sendungsbewusstsein ausgestattet werden müssen.

Mit dem neuen Thema will sich Lancia mit den Großen des Segmentes messen: Mit Audi, BMW, Mercedes-Benz und Lexus: Dazu gehören nicht nur der technische Anspruch und der Auftritt aller „bella figura“: Das beinhaltet auch einen Preisvorteil zu den Platzhirschen, den die Italo-Manager als „im zweistelligen Bereich“ beziffern. Die junge Manager-Generation, dazu Ärzte, Anwälte, Architekten: Das ist nach eigenem Bekunden die Klientel, die sich für das riesige Flaggschiff Lancia Thema in der Welt der standesgemäßen Limousinen begeistern soll.

Wenngleich die Italiener immer wieder beteuern, dass es sich in punkto Technik (Motoren, Getriebe), Design und Sicherheitsfeatures beim Thema um ein völlig neues Fahrzeug handelt, kann der Neue doch schon auf eine eigene Vergangenheit zurückblicken. Im Jahre 1984 erblickte schon einmal ein Lancia Thema das Licht der automobilen Welt.

Sein (später) Nachfolger basiert ebenfalls auf einer Plattform mit Hinterradantrieb. Als Antriebseinheiten stehen entweder ein V6-Benziner mit 3,6 Litern Hubraum und einer Leistung von 286 PS oder ein 3-Liter-Turboddiesel zur Verfügung. Dieses Aggregat ist ein gemeinsames Kind von Fiat Powertrain und VM Motori. Der Selbstzünder stellt wahlweise 190 oder 239 PS zur Verfügung. Die Preisliste beginnt bei 41.400 Euro für den Lancia Thema in der Ausstattungsvariante „Gold“ und endet als „Executive“ (dazwischen gibt es noch die Version „Platinum“) bei 50.900 Euro.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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