Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Sind Sie dieser Tage auch schon im royalen Hochzeitsrausch oder interessiert Sie die Wedding-Party der beiden Königskinder am nächsten Freitag auf der britischen Insel ziemlich wenig? Nicht nur auf den öffentlich-rechtlichen und privaten Fernseh-Kanälen werden wir derzeit mit herzzerreißenden „Kate-und-William-Episoden“ zugeschüttet, dass es nur so graust. Auch die Auto-Industrie setzt sich mit diversen Pressemitteilungen (Wer reist mit welchem Fahrzeug an?) in die virtuelle Hochzeitskutsche rund um Westminster Abbey.
Was die standesgemäße Anfahrt der beiden vom Erzbischof von Canterbury zu Vermählenden angeht, hat sich übrigens Ms. Middleton durchgesetzt. Erstmals fährt eine Braut in England nicht in einer Kutsche, sondern in einem Auto zur königlichen Hochzeit. Aus dem königlichen Fuhrpark der „Granny“ ihres künftigen Gatten hat sie sich ausgerechnet deren Lieblings-Rolls-Royce ausgesucht. Wie zu erwarten war, stammt das elitäre Windsor-Mobil nicht von der Stange. Die Queen hatte sich den Phantom VI 1977 zu Ihrem silbernen Thorn-Jubiläum ausgesucht.
Wenn das mit dem Rolls bloß mal kein böses Omen für Dauer und Harmonie des königlichen Glücks ist! Denn der sich seit Jahrzehnten im vorköniglichen Ruhestand befindende Schwiegervater Charles war mit Gattin Pamela vor kurzem in einem weinroten Rolls-Royce mit schwarzen Kotflügeln und Trittbrettern („Claret over Black“) in London auf dem Weg ins Theater von protestierenden Studenten mit weißer Farbe beworfen worden. Davon dürfte bis zur Hochzeit am 29. April allerdings nichts mehr zu sehen sein.
Fahrzeuge aus der Manufaktur des Hauses Rolls-Royce entbehren bei den Windsors übrigens nicht einer penetranten Häufigkeit. Königin Elizabeth II. besitzt gleich zwei Phantom VI Modelle. Wie alle britischen Staatskarossen haben die Rolls-Royce Phantom VI kein amtliches Kennzeichen. Warum auch? Dass der Fahrzeugführer mal einen über den Durst getrunken hat, ist kaum anzunehmen. Selbst wenn, tendiert die Vermutung, dass der Wagen wegen eventueller Schlangenlinien angehalten werden könnte, eher gegen Null. Und falls wirklich eine Ampel bei Rot überfahren werden sollte, gäbe es in nämlichen Falle sicherlich diskrete Mittel, juristische Sanktionen unter den gesellschaftlichen Teppich zu kehren.
Stattdessen sind die Phantom VI zum Anbringen der königlichen Standarte und des königlichen Wappens vorbereitet. Wenn die Königin selbst den Wagen benutzt, wird der weltberühmte „Spirit of Ecstasy“ auf dem Kühler durch den englischen Schutzpatron, den heiligen Georg mit dem Drachen, in massivem Silber ersetzt. Warum ausgerechnet außen ein Drache auf dem Fahrzeug-Kühler prangt, wenn innen „Her Majesty“ damit unterwegs ist, das, liebe Leserinnen und Leser, entzieht sich meiner Kenntnis.
Vielleicht ist es auch besser, ich bringe es nie in Erfahrung.
In diesem Sinne ein schönes und angenehmes Oster-Wochenende, ob mit oder ohne „Spirit of Ecstasy“.
Ihr Jürgen C. Braun