Max Frisch: Homo Faber. Illustriert von Felix Scheinberger. Büchergilde Gutenberg; 21,90 Euro.
Es gibt Bücher, für die man zu jung ist, wenn man sie als Schullektüre lesen muss, weil's der Lehrplan so will. Wenn man Glück hat, ebnet einem ein guter Deutschlehrer dann den Zugang. Wenn man kein Glück hat, versteht der Lehrer von Didaktik so viel wie eine Kuh vom Stall ausmisten, und dem Schüler bleibt ein absolut lesenswertes Buch in seiner Schönheit verwehrt. Homo Faber von Max Frisch ist solch ein Buch.
Walter Faber, um die fünfzig Jahre alt, ist Naturwissenschaftler durch und durch. Sein Weltbild scheint in Zement gegossen, jedenfalls gibt er sich derart unflexibel in seinem Denken. Irgendwann, unter anderem durch die Notlandung seines Flugzeugs in der Wüste, muss er sich dann doch der eigenen Vergangenheit stellen und kann sich nicht mehr allein an den Regeln festhalten, die der Verstand ihm diktiert.
Wer nur nach den Regeln der Ratio handelt, wer nur akzeptiert, was in irgendeiner Weise bewiesen werden kann, schafft damit am wenigsten, was er am meisten schaffen will – die Wirklichkeit des Lebens völlig wahrzunehmen. Stattdessen nimmt der Verstandesmensch immer nur einen Teil dessen wahr, was mit ihm und um ihn herum passiert.
Diese Erkenntnis verarbeitet Felix Scheinberger in seinen Illustrationen und erweist sich somit als Glücksgriff für die illustrierte Ausgabe für die Büchergilde Gutenberg (für Mitglieder). Die reguläre Buchhandelsausgabe ist als Suhrkamp Taschenbuch erhältlich.
Felix Scheinberger, Jahrgang 1969, studierte Illustration und lebt heute als freier Illustrator und Dozent für Zeichnen und Illustration.