Volvo gilt im Allgemeinen als der anerkannte Sicherheits-Experte unter den Fahrzeugen des gehobenen Segmentes. Die Schweden haben sich aber im Laufe der Jahre und Jahrzehnte auch einen Namen gemacht als Hersteller von Kombis, die neben viel Platz für Insassen und Material eine sehr gute Verarbeitung, viel Komfort und auch einen gewissen Standesdünkel auf vier Rädern versprechen. Volvo fahren, das war schon immer so ein bisschen mit Stolz präsentiertem Aufstand gegen den automobilen Mainstream. Volvo fuhr und fährt eben nicht jeder und das gilt nicht nur für Kombis, sondern auch für Limousinen, zwischen Mittel- und Oberklasse einen Hauch von Extravaganz und automobiler Noblesse versprühen. Wir fuhren den S 80, das Topmodell des schwedischen Herstellers, angetrieben von einem 203 PS starken Benzinmotor.
Wer es nicht weiß, der wird es auch nicht merken, wenn er dieses Auto fährt. Und diese Botschaft, die eigentlich keine ist, mag vielleicht sogar die ermutigendste Feststellung rund um den zuvor in schwere Turbulenzen geratenen skandinavischen Autobauer sein. Denn dass Volvo seit Anfang August dieses Jahres in chinesischer Hand ist, merkt man weder den außergewöhnlichen Produkten des Hauses an, noch wird sich an deren Produktionsstätten oder an der Fertigungsphilosophie etwas ändern.
Die mit etwas Understatement, aber nicht langweilig geschnittene klassische Limousine ist, so der erste Eindruck, eigentlich ein Fahrzeug das wie geschaffen ist, um als Geschäftslimousine durchzugehen. Gediegener, nicht eben protziger Eindruck im Interieur, das mit Wohlfühl-Ambiente rund um die Leder-Fauteuils glänzt. Alles Materialien, die sich angenehm anfühlen, keine Verarbeitungsmängel aufweisen und einen Hauch von nicht zu dick aufgetragenem Luxus verkünden.
Der moderne Vierzylinder unter der Haube ist mit 203 PS nicht gerade ein Ausbund an jugendlichem Übermut, mit 300 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1700 – 4000 Umdrehungen aber durchaus geeignet, stundenlange Autobahnfahrten genau so wie kürzere Überland-Passagen zu einem Fahrgenuss werden zu lassen. Das Fahrwerk schluckt alle Längs- und Querrillen brav und kommod, ohne dass der S 80 dabei zum „Schaukelpferd“ mutiert. Im Blickfeld des Fahrers sind unzählige elektronische Helferlein, die Autofahren nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer machen.
So beseitigt das BLIS-System im Außenspiegel optisch die Gefahren des toten Winkels, der Fahrer wird durch ein auffallendes, rotes Signal in der Windschutzscheibe gewarnt, wenn der Abstand zum Vordermann zu kurz wird. Parkassistenten, Rückfahrkamera, Seiten- und Window-Airbags, ein Seitenaufprall-Schutzsystem und eine ebensolche Vorrichtung zur Vermeidung eines Schleudertraumas: Der Volvo ist so etwas wie ein bequemer, fahrender Hochsicherheitstrakt. Wenn es sein muss, erkennt das Fahrzeug mit eingebautem Müdigkeitsalarm sogar Fußgänger, die überall hingehören, nur nicht vor ein fahrendes Auto und leitet sogar eine Notbremsung bis hin zum Stillstand ein.
Übertragen wird die Kraft des Vierzylinder Benziners durch ein manuelles Sechsgang-Getriebe, das sich problemlos und mit kurzen Bewegungsabläufen präzise schalten lässt. Der S 80 fährt sich angenehm, ein bisschen fühlt man sich, als sei man ein in dicke, weiche Watte gepackt, während der große Schwede mit seinen Insassen unterwegs ist. Wir kamen auf einen selbst ermittelten Wert von 8,4 Litern Kraftstoffverbrauch auf 100 Kilometer. Unser Fazit: Der Volvo S 80 ist ein Fahrzeug, das anspruchsvolles, klassisches Design mit modernen Elementen verbindet, hohen Fahrkomfort und (fast) lückenlose Sicherheit garantiert. Wenn da nicht der/die Fahrer/in als „Wackelkandidat“ hinter dem Lenkrad wäre.
Außerdem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis des „alten Schweden“. Ungeachtet der verschiedenen Ausstattungsstufen beginnt die Preisliste für den Volvo S80 mit dem 203 PS starken, zwei Liter großen Benzinmotor bei 35.380 Euro. Wobei in Fragen der individuellen Gestaltung nach oben hin noch jede Menge Luft ist.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun