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Schicke Kleinwagen sind ein Kerngeschäft von Peugeot, wie aktuell die parallel angebotenen Millionenerfolge 207 und 206+ demonstrieren. Vor genau 45 Jahren feierte der Urvater aller modernen Peugeot-Kleinwagen Weltpremiere: Der kompakte 204 mit Stufenheck revolutionierte Technik, Design und Image und wurde stilprägend für alle künftigen Modelle im Zeichen des Löwen. Als weltweit erster Kleinwagen vereinte der 204 Vorderradantrieb, Leichtmetallmotor mit obenliegender Nockenwelle, Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen mit einem eleganten Pininfarina-Design. Hinzu kam: Auf weniger als vier Meter Länge bot die viertürige Limousine mehr Platz als manches Mittelklassemodell. Zur ganz großen Nummer wurde der 204 zwei Jahre später mit einem Dieselmotor für die Kombiversion Break. Der Selbstzünder bestand aus Leichtmetall, war nur 1,2 l groß und arbeitete als erster Diesel in einem Frontantriebsauto – gleich drei Weltpremieren, die für Schlagzeilen sorgten.

Titelseiten füllte der 204 aber auch mit Pariser Chic aus italienischer Schule beim eleganten Cabriolet und dem Coupé mit Heckklappe, das als weltweit erstes Kombicoupé alle wichtigen Designpreise gewann. Den größten Erfolg erzielte der 204 jedoch mit Eroberung des ersten Platzes in der Zulassungsstatistik – erstmals wurde Peugeot die Nummer eins in Frankreich. Am Ende eines langen Produktlebens blieb der 204 vorübergehend ohne richtigen Nachfolger, bis der 205 als GTI, Diesel und Cabriolet Peugeot neue Verkaufsrekorde beschert, aber auch ein neues dynamisches Markenimage und eine Welle emotionaler Zuneigung.

Zurück zu den Anfängen der französisch-italienischen Designschule: Begonnen hatte die Zusammenarbeit zwischen Peugeot Style und Pininfarina bereits mit den Entwicklungsaufträgen für den Peugeot 403 von 1955 und das Modell 404 von 1960. Pininfarina war damals die herausragende Persönlichkeit unter den jungen Automobilcouturiers und realisierte feine Formen für Großserienmodelle in einem modernen Studio mit neuen Arbeitsmethoden. So verzichtete er auf die noch verbreiteten, aber arbeitsaufwendigen und oft groben Holzmodelle im Maßstab 1:1. Der Italiener entwarf seine Projekte stattdessen im handlichen Maßstab 1:8 und aus Gips, den er von Stukkateuren bearbeiten ließ. Mit dem 204 wollte Peugeot eine vollkommen neue Linie finden, den „style maison“, der sich in Details sogar noch in der heutigen Modellpalette spiegelt.

Dazu kreierte Pininfarina einen Entwurf, der vom Peugeot-Chefdesigner Paul Bouvot und seinem ingeniösen Thronfolger Gérard Welter überarbeitet wurde. Zum ersten Mal wird der klassische Peugeot-Kühlergrill durch einen über die ganze Front laufenden horizontalen Grill ersetzt. Die runden Scheinwerfer weichen Vorläufern der trapezförmigen Leuchteinheiten, die von Pininfarina als „Augen der Sophia Loren“ bezeichnet wurden. Scheinbar unvergänglich schön wie die italienische Filmdiva und elegant wie die den damaligen Pariser Modestil beeinflussende amerikanische Präsidentengattin Jaqueline Kennedy sollten die technisch innovativen Konzepte von Limousine, Break, Cabrio und Coupé werden – weshalb sich Peugeot für die Entwicklung die rekordverdächtige lange Zeit von zehn Jahren gönnte. Ein Aufwand, der mit entsprechenden Rekordverkaufszahlen und dem Gewinn des Grand Prix d’Elégance belohnt wurde: Auf Automobilsalons avancierte der schöne Chic aus Sochaux zum Publikumsliebling, und das von Paul Bouvet formvollendet gezeichnete Coupé mit Heckklappe wurde mit dem höchsten Designpreis, dem Grand Prix de l’Art et de l’Industrie prämiert.

7.500 Francs bei 750 Kilogramm Gewicht, technische Raffinesse und außergewöhnliche Robustheit lauteten die technischen Entwicklungsvorgaben für den 204. Ziele, die so anspruchsvoll waren, dass die Initiatoren des 204, Roland Peugeot sowie die Entwicklungsdirektoren Maurice Jordan und Marcel Dangauthier mit Francois Paget den ersten Peugeot-Projektleiter und damit einen der ersten Projektteamchefs in der Automobilgeschichte überhaupt ernannten. Paget wählte junge Spezialisten für alle Fachbereiche, die sich von den innovativsten Hauptrivalen Renault (Renault 4 und später 16) und BMC British Motor Corporation (Mini sowie Austin/Morris 1100 und später 1800) inspirieren ließen. Letztlich besetzten sie aber ein neues Marktsegment mit einem Meilenstein. Der Peugeot 204 transferierte Luxus und Eleganz großer Klassen ins Segment der biederen Opel Kadett und Renault 8 und schrieb Geschichte mit dem ersten kleinen Diesel – jenem kompakten 1,2-Liter-Selbstzünder, der fast ein Jahrzehnt vor dem Golf Diesel debütierte. Mit fröhlichen 29 kW/40 PS bei dieseluntypischen Höchstdrehzahlen von 5.000/min und günstigen 6,7 Litern Verbrauch brach das Alutriebwerk dem Selbstzünder eine Bahn in der kleinen Klasse. Der Dieselmotor wurde gesellschaftsfähig – zum Millionenerfolg wurde ein kompakter Diesel aber erst unter der Haube des VW Golf.

Seiner tragenden Rolle zum Trotz fand der 204 bei Automobilenthusiasten und Youngtimersammlern nicht den großen Nachhall, der anderen schicken Kleinen wie etwa dem Nachfolger 205 zu teil wurde. Vielleicht fehlte es dem 204 einfach an Sporttriumphen oder aber er war zu perfekt für ein Charakterautomobil. Allerdings besaß er eine gewaltige Schwäche: Der Rostteufel hatte die sonst so große Nummer derart fest im Griff, dass die Bestandszahlen nach Produktionsauslauf dramatisch schnell reduziert wurden. Ein Schicksal, gegen das erst der 205 und seine Nachfolger resistent wurden.

Anwärter auf einen Platz in der automobilen Ruhmeshalle ist der Peugeot 204 dennoch: Mit ihm befreiten sich die Kleinen endgültig von Konzept und Image des billigen Einsteigermodells oder Zweitwagens und eroberten den Status eines klassenlosen, langstreckentauglichen Kompaktmodells.

Text: Spot Press Services/Wolfram Nickel
Fotos: SPS, autodrom archiv

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