Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de!

hNatürlich, eine Woche vor dem Fest kommen auch bei uns Motorjournalisten jede Menge Mails auf den Bildschirm, die einen weihnachtlichen Hintergrund haben. Da geht es einmal um die Stauprognosen während der Feiertage, die in diesem Jahr ja eigentlich nichts anderes sind als ein normales Wochenende, dem man halt den Namen „Weihnachten“ gegeben hat. Freitag Heiligabend, dann Samstag und Sonntag zwei Feiertage und am Montag geht’s wieder in die Tretmühle. Also eigentlich alles beim Alten. Wenn da in diesem Jahr nicht die Unmengen an Schneefall wären, die der Himmel über uns, unsere Dächer und demzufolge auch über unsere Straßen ausschüttet.

Und dennoch kam in diesen Tagen eine Meldung herein, die in mir alles andere als weihnachtliche Gefühle, sondern eher einen Hauch von Nostalgie ausgelöst hat. Es ging um ein Auto, das vor einem viertel Jahrhundert als Verfechter eines ungetrübten Purismus der Kraftentfaltung galt und sich als ziemliches „Monster“ einen Namen gemacht hat. Wie auch bei den Mammuts der Urzeit, so hat es auch dieser automobile Schreck auf Rädern nicht geschafft, sich auf Dauer zu etablieren. Und dennoch setzte er zu einer Zeit ein ganz besonderes Zeichen bei Menschen, die dem Automobil in seiner faszinierendsten Form zugetan waren:

Mitte der 80er Jahre erreichten die legendären PS-Monster der Rallye-Gruppe B mit über 500 PS ihren Zenit. Sie waren kompromisslos auf pure Leistung ausgerichtet. Peugeot 205 T 16, Lancia S4 oder Integrale und Audi Quattro S1: das waren Autos, bei deren Namensnennung alleine schon die Nackenhaare in die Höhe schossen. Doch auch Ford, das heute als eines von zwei Werksteams noch in der Rallye-WM übrig geblieben ist, glänzte mit einem Produkt, das einem Hersteller eher biederer Alltagsfahrzeuge damals einen Hauch von sportiver Extravaganz verlieh. In der Rallycross-Europameisterschaft wurde der rasante Ford RS200 auf die schier unglaubliche Leistung von 620 PS „aufgeblasen“. Zwar wurde der kernige Kraftprotz vom geänderten Reglement ausgebremst, bevor er so richtig angreifen konnte. Doch heute, ein Viertel Jahrhundert später, hat ein solches Auto – zumindest in Gedanken – schon ein bisschen nostalgische Patina angesetzt.

In den Kampf um WM-Punkte konnte der RS200 nie eingreifen. Doch das kurze, aber heftige Leben des RS200 ist ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte des Baus extremster Automobile, an das zu jeder Zeit erinnert werden darf. Auch dann, wenn eigentlich weihnachtliche Gefühle dominieren sollten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch mit etwas weniger Pferdestärken ausgerüstet, ein besinnliches Wochenende. Und auch, wenn man es als Fachjournalist eigentlich nicht tun sollte, möchte ich Ihnen einen guten Rat mit auf den Weg geben: Lassen Sie ihr Auto einfach stehen in diesen Tagen, wenn Sie es nicht unbedingt brauchen.

Ihr Jürgen C. Braun

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