Als keiner mehr mit ihm gerechnet hatte, außer er selbst und sein Team vielleicht, schlug Sebastian Vettel zu und profitierte von den Patzern seines größten Konkurrenten: Durch seinen Sieg beim abschließenden Rennen der Saison, dem Großen Preis von Abu Dhabi, sicherte sich der 23-jährige junge Mann aus Heppenheim am Sonntag als bisher jüngster Fahrer den Titel des Formel-1-Weltmeisters. Der vor dem Rennen die Fahrerwertung noch mit 14 Punkten anführende Spanier Fernando Alonso im Ferrari wurde nur Siebter, erwies sich aber als fairer Sportsmann dem Red-Bull-Piloten gegenüber: Es war alles fair und sauber, da kann man einfach nur gratulieren, sagte der Asturier, der selbst schon zweimal den Titel eines Formel-1-Champions gewonnen hatte.
Der junge Mann aus dem Odenwald übernahm in Abu Dhabi erstmals die Führung in der Fahrerwertung. Er geht nun mit 256 Punkten vor Alonso (252) in die Motorsportgeschichte ein. Dritter wurde Vettels Teamkollege Mark Webber (242). Unglaublich, unglaublich, sagte Vettel, ich bin sprachlos. Ich wusste im Ziel erst gar nicht, was los war. Mein Renningenieur machte mir in den letzten zehn Rennen ständig Vorschläge, wie ich das Auto ins Ziel bringen sollte. Er hörte sich am Funk nervös an. Aber nach ein paar Sekunden im Ziel hat er es mir dann gesagt, eher geschrien. Du bist Weltmeister! Das kann mir keiner mehr nehmen. Ich bin verdammt stolz, jetzt Teil einer Liste mit Fahrern wie Schumacher und Senna zu sein.
Entscheidend für den Gesamtsieg war auch die Tatsache, dass die beiden Renaults mit dem Russen Vitali Petrow und dem Polen Robert Kubica, die beide nach dem Re-Start des Rennens durch einen Unfall Michael Schumachers auf harte Reifen gesetzt hatten. Somit konnten sie aufgrund der besseren Haftung das Tempo des Ferrari-Mannes mitgehen und verbauten diesem den Sprung auf Rang vier, der zum Titelgewinn gereicht hätte. In Vettels Heimatstadt Heppenheim im Odenwald startete am Sonntag nach dem Public viewing vor etwa 2.000 Gästen eine riesige Party. Mitte der Woche wird der berühmteste und auch schnellste Sohn des Städtchens zu Hause erwartet. Dann dürfte im Odenwald der Trubel erneut in bisher unbekannten Ausmaßen weiter gehen.
Text: Jürgen C. Braun / Foto: Red Bull/Getty Images
