Buchtipp der Woche

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Shane Jones: Thaddeus und der Februar. Eichborn Verlag; 16,95 Euro. (Aus dem Englischen von Chris Hirte).

Die Erfolgsgeschichte dieses Buches hat was, um es einmal salopp auszudrücken: Ein junger Lyriker veröffentlicht bei einem winzigen Verlag, in einer Auflage von 500 Exemplaren, einen Roman, wie er eigenartiger kaum sein könnte: Er handelt nämlich von einer Stadt, die dem Februar (ja genau, dem Monat!) den Krieg erklärt. Ein wunderschönes und ein unheimliches Buch, aber auch skurril und abseits des Üblichen. Normalerweise würde von dem Buch die Auflage verkauft werden, ein Teil davon nach einer gewissen Zeit unter Aufhebung des Ladenpreises, damit es sich wenigstens kostenmäßig trägt, denn auch Verleger müssen an die finanzielle Seite des Unterfangens denken.

Und dann das: Einer der wichtigsten amerikanischen Regisseure, bewundert für seine phantasievollen und kreativen Filme, wird durch das Internet auf den Roman aufmerksam und sichert sich die Filmrechte. Der Name des Regisseurs: Spike Jonze. Der Name des Autors: Shane Jones. Verglichen wird der gerade mal 30-Jährige mit Schriftstellern wie Roald Dahl (Küßchen, Küßchen) und Lewis Carroll (Alice im Wunderland).

Jones' Buch ist ein modernes Märchen mit ganz eigenartiger und eigenwilliger Sprache: Wir saßen auf dem Berg und sahen den Ballons zu. Die Flammen in den Ballons erhitzten die Hüllen, bis sie in Neonfarben glühten. Die Kinder spielten Vorhersage. Sie zeigten auf Löcher am Himmel und warteten. Manchmal glühten alle Ballons gleichzeitig und bildeten ein Lichterzelt über der Stadt, unter deren Dächern die Traurigkeit des Februars wuchs. Nächte wie diese werden bald nicht mehr sein, flüsterte mir Selah ins Ohr. Die Tage wurden kälter, die Wolken dichter. Wir saßen auf dem Berg und sahen den Ballons zu.

Das ist nicht der Stoff – und schon gar nicht die Sprache – für einen schnellen Bestseller. Für die vielversprechende Karriere eines Schriftstellers, der noch am Anfang steht, allerdings schon.

Übrigens: Thaddeus und der Februar gibt es auch als Hörbuch. Es liest Johannes Steck, der den Fernsehzuschauern in erster Linie als Dr. Achim Kreuzer aus der Serie In aller Freundschaft bekannt ist. Vor einigen Jahren hat Johannes Steck den TV-Arztkittel an den Haken gehängt – hauptsächlich, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Einen Arbeitsschwerpunkt bilden seitdem die Hörbücher.

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