Buchtipp der Woche (1)

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Ursula von Arx: Ein gutes Leben. 20 Begegnungen mit dem Glück. Kein und Aber Verlag; 18,90 Euro.

Margarete Mitscherlich empfindet es unter anderem darin, dass sie, obwohl das Alter ihrem Körper sehr viele Konzessionen abverlangt, noch aktiv an den Fortschritten in ihrem Fachgebiet teilnehmen kann. Daniel Cohn-Bendit weiß gar nicht, wie ein Leben „ohne“ aussieht. Und Julia Fischer sieht es darin, dass man die Kunst beherrscht, die eigenen Wünsche zu ordnen.

Die Rede ist vom Glück – genauer gesagt: davon, was Menschen darunter verstehen. 20 Personen hat die Journalistin Ursula von Arx befragt, Prominente ebenso wie Menschen, die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen. Schon die Auswahl der oben genannten drei Beispiele zeigt: Das absolute Glück im Leben gibt es nicht, man muss es selbst definieren. Jede(r) für sich – und dabei Konzessionen hinnehmen, nicht selten sogar gravierende Konzessionen.

Für die 93-jährige „Grande Dame“ der Psychoanalyse bedeuten Konzessionen die Grenzen, die der eigene Körper im hohen Alter setzt. Mit faszinierender Klarheit, Ernsthaftigkeit und Heiterkeit spricht Margarete Mitscherlich: Was sie seit jeher auszeichnet, hat sie sich bis heute bewahrt. Eher fassungslos reibt man sich hingegen bei Daniel Cohn-Bendit die Augen: Sollte der Politiker – wie er es selbst empfindet – bis ins 65. Lebensjahr hinein das Leben eines puren Glückskinds geführt haben? Wenn ja, dürfte er zu den absoluten Ausnahmen gehören. Realistischer mutet da schon Julia Fischer an: Für ein gutes Leben müsse man auch Dinge tun, die man nicht gerne tut, befindet die 28-jährige Musikerin und Musikprofessorin.

Nichts ist so beständig wie der Wandel – die Weisheit kommt einem beim Lesen immer wieder in den Sinn. Die Lebensbedingungen ändern sich, und so gehört zum Glück auch eine Portion Bescheidenheit. Das eint alle, mit denen Ursula von Arx gesprochen hat, ob prominent oder unbekannt. Ihr Buch ist nicht zuletzt deswegen lesenswert, weil es so unspektakulär ist. Den Ausschlag dafür gab übrigens eine Erfahrung, die die Autorin zunächst unglücklich und ratlos zurückließ – der Verlust ihres Arbeitsplatzes.

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