Erste Erfahrungen: Mercedes CL-Klasse

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Mehr Mercedes geht kaum: Wer einen CL fährt, der sitzt nicht nur in der mit Abstand teuersten Baureihe der Schwaben, sondern auch in der Besten. Denn traditionell ist es das Coupé der S-Klasse, in dem die Ingenieure ihre neuesten Errungenschaften einbauen. So war es beim Schleuderschutz ESP, so war es beim Karosserieberuhiger Active Body Control (ABC) und so ist es jetzt auch mit den Motoren aus der neuen „Bluedirect“-Generation. Wenn am 18. September die gründlich aufpolierte Fassung des Luxus-Coupés an den Start geht, rücken deshalb die stilistischen Retuschen mit der stärker konturierten Motorhaube, dem prägnanteren Kühlergrill, den LED-Rückleuchten und den sportlich hervortretenden Endrohren schnell in den Hintergrund: Was wirklich zählt ist der neue V8 unter der Haube des CL 500, der bei einem Preis von 118.346 Euro kaum mehr guten Gewissens als Einstiegsmodell bezeichnet werden kann.

Dieser Motor ist so etwas wie ein Befreiungsschlag für die Ingenieure aus Sindelfingen. Waren sie an der Benzinfront zuletzt meilenweit ins Hintertreffen geraten und nicht nur von BMW oder Audi, sondern sogar von bürgerlichen Marken wie Škoda oder Peugeot vorgeführt worden, katapultieren sie sich nun mit einem Schlag an die Spitze. Denn konsequenter und effizienter hat bislang keiner einen Motor gesundgeschrumpft: Obwohl der Achtzylinder 0,8 Liter Hubraum einbüßt und künftig nur noch 4,7 Liter misst, reklamiert Mercedes einen gewaltigen Kraftzuwachs: Dank Direkteinspritzung und Doppelturbo steigt die Leistung um zwölf Prozent auf 435 PS, und das maximale Drehmoment klettert um 170 auf 700 Nm. Trotzdem kann der reiche Genießer mit einem Blick auf die Tankuhr sein gewissen entlasten: Denn gleichzeitig geht der Verbrauch um 22 Prozent auf 9,5 Liter zurück. Dafür nimmt man auch die anfänglichen Irritationen in Kauf, die von der wunderbar sanften und seidigen Stopp-Start-Automatik ausgelöst werden, wenn an der roten Ampel plötzlich Totenstille herrscht.

Weil der CL mit wenigen tausend Exemplaren im Jahr zwar eine ausgesprochen vornehme, für die Statistik aber eher nebensächliche Baureihe ist, hat Mercedes mit den neuen Motoren viel vor. Zum Jahreswechsel kommt der Achtzylinder deshalb auch in der S-Klasse und im neuen CLS, und später im Jahr wird er schrittweise auch in allen anderen Baureihen eingeführt. Außerdem bekommt er einen kleinen Bruder. Dem Sechszylinder fehlen zwar die beiden Turbos, und der Hubraum liegt unverändert bei 3,5 Litern. Doch die Leistung steigt von 272 auf 306 PS, das maximale Drehmoment klettert um 20 auf 370 Nm, und der Verbrauch fällt etwa in der S-Klasse um 24 Prozent auf 7,6 Liter.

Über einen Mangel an Fahrkultur muss sich dabei niemand Gedanken machen. Der neue V8-Motor zumindest macht sich im CL so gut, dass selbst Baureihenchef Hans Multhaupt lieber den Acht- statt den natürlich weiterhin angebotenen Zwölfzylinder (517 PS) wählt, obwohl der für ihn „noch immer den Olymp des Motorenbaus“ darstellt. Denn viel kultivierter und zugleich kraftvoller kann man in der S-Klasse für Schöngeister kaum reisen: Wer es darauf anlegt und einen schweren rechten Fuß hat, den presst das gewaltige Drehmoment in die weichen Sessel, als fahre er mit einem Sportwagen. Dann schafft der CL unter bösem Brüllen aus den stärker heraus modellierten Endrohren den Sprint auf Tempo 100 in 4,9 Sekunden und stürmt so behände weiter bis zum elektronischen Limit von 250 km/h, dass man ihm auch noch 50 Sachen mehr zutrauen würde.

Wer noch mehr will, der muss zum AMG-Modell greifen. Dort gibt es im CL 63 ebenfalls einen neuen V8 mit mehr Leistung (544 PS) und weniger Verbrauch (10,5 Liter) oder weiterhin den Zwölfzylinder im CL 65, der mit 630 PS in der Liste steht. Wer es dagegen etwas zurückhaltender angehen lässt, der schwebt im CL 500 eher über die Straße als dass er fahren würde: Ungeheuer schnell, aber vollkommen mühelos und vor allem kaum hörbar bringt der Bi-Turbo den Zweitonner dann so sanft in Fahrt, dass sich die Entwickler beinahe schon um die Aufmerksamkeit des Lenkers sorgen. Deshalb gibt es mit der Modellpflege nicht nur Assistenzsysteme aus der S-Klasse vom Nachtsichtsystem mit Fußgängererkennung über den Attention Assist bis zu den adaptiven Scheinwerfern. Auch die Schutzengel für Spurhaltung und den Blick in den Toten Winkel bekommen einen erweiterten Handlungsspielraum: Ignoriert der Fahrer die Warnhinweise und steuert in eine gefährliche Situation, führt ihn die Elektronik mit einem gezielten Bremseingriff automatisch auf den Pfad der Tugend zurück.

Text: Spot Press Services/Benjamin Bessinger
Fotos: Daimler

Scroll to Top