


Das hat vor ihm noch keiner geschafft: Zum siebten Mal ist der Franzose Sébastien Loeb am vergangenen Wochenende Rallye-Weltmeister geworden und der Platz dafür hätte für den Anlass nicht passender und besser sein können. Es war quasi ein Schaulaufen vor der eigenen Haustür. Denn ausgerechnet in seiner Geburtsstadt Haguenau machte der Rallye-Pilot aus dem Elsass am Sonntag seinen siebten Titelgewinn hintereinander perfekt. Nach seinem Sieg bei der Rallye Frankreich ist dem 36 Jahre alten Rekordchampion zwei Läufe vor Saisonende der Titel nicht mehr zu nehmen. Sein schärfster Konkurrent war ausgerechnet sein Landsmann und Citroën-Teamkollege Sébastien Ogier. Doch der „kleine Seb“ (le petit Seb), wie die Franzosen den „Kronprinzen“ nennen, konnte nicht mehr eingreifen. Er hatte am Samstag wegen technischer Probleme alle Hoffnungen aufgeben müssen und wurde am Ende nur Sechster. Die beiden letzten WM-Rallyes in Spanien 23.–25. Oktober) und Wales (11.–13. November) haben daher nur noch statistischen Wert.
Der ansonsten eher zum nüchternen Kalkül neigende Loeb ließ nach getaner Arbeit am Volant des Citroën C4 World Rallye Car, auch für ihn völlig ungewohnt, seinen Emotionen freien Lauf. „Das ist einfach das Beste, was mir bisher in meiner sportlichen Laufbahn passiert ist. Das ist einfach unglaublich, zu Hause Weltmeister zu werden vor so vielen Leuten, die man zum Teil auch noch seit vielen Jahren persönlich kennt“, sagte Loeb. Mit einer ausgiebigen Dusche aus „spritzigem Nass“ wurden er und sein, in Monte-Carlo lebender, Co-Pilot Daniel Elena von ihren vielen Fans gefeiert. Zum Feiern gab es auch noch einen zweiten Grund: denn das Rallye-Dreamteam Loeb/Elena sicherte Arbeitgeber Citroën zusätzlich den Gesamtsieg in der Hersteller-Wertung. Und das zum sechsten Mal in Folge.
Loebs Vormachtstellung ist für viele langweilig, für andere grotesk oder einfach kaum noch nachvollziehbar. Seit dem Jahr 2004 ist er ununterbrochen Weltmeister. Selbst der, wie Loeb ebenfalls mit sieben Titeln geschmückte, Rekordweltmeister Michael Schumacher hat selbst in seinen besten Zeiten die Formel 1 niemals so beherrscht wie Loeb den Rallye-Sport. Der im Schweizer Jura lebende Loeb, Vater einer kleinen Tochter, hat seit seinem ersten Rennen in der Rallye-Weltmeisterschaft im Jahr 1999 auf Korsika alle Rekorde in seinem Sport pulverisiert. Er hat inzwischen drei Titel mehr als die viermaligen Champions Juha Kankkunen und Tommi Mäkinen (beide Finnland). Loeb gewann in seiner Karriere 60 WM-Läufe. 2005 konnte er bei der Rallye Korsika als erster Fahrer alle Prüfungen bei einem WM-Lauf für sich entscheiden. Noch im gleichen Jahr siegte er als erster Pilot bei sechs WM-Rennen hintereinander. Vor zwei Jahren gelangen dem ehemaligen Kunstturner, der bereits zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt wurde, elf Saisonerfolge bei insgesamt 15 WM-Rallyes.
In diesem Jahr siegte der Franzose bei sechs Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, darunter auch bei der „Rallye Deutschland“, die außer ihm noch nie jemand gewonnen hat. Lediglich ein einziges Mal stand er bei allen bisherigen WM-Läufen in dieser Saison nicht auf dem Podest der besten drei. Wie lange die Dominanz des kleinen Mannes aus Haguenau noch andauern mag, darüber macht er sich momentan keine Gedanken. „Ich fahre so lange es geht und so lange ich dieses Niveau beibehalten kann. Alles andere wird man dann sehen.“ Für die Konkurrenz mag sich dies wie eine Drohung anhören. Seine Fans, vor allem auch diejenigen in Deutschland rund um Trier, wo der deutsche Lauf stattfindet, werden sich darüber freuen, dass der Ausnahmekönner am Volant noch lange nicht ans Aufhören denkt.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz