Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sicher haben Sie es in den vergangenen Tagen und auch schon in der vorigen Woche in den Nachrichten mit bekommen: Die „Grünen“ sind auf dem Vormarsch. Das meine ich jetzt, zum Einstieg meiner Wochenend-Kolumne, mal ausnahmsweise nur politisch. „Grün“ legt mächtig zu in den diversen Umfragen und Polit-Barometern. „Grün sein“ ist derzeit offenbar en vogue. Das war schon einmal so vor gut drei Jahrzehnten, als man die Neuankömmlinge auf der politischen Landkarte noch nach „Fundis“ und „Realos“ einteilte. Aber auch mit dem „grün sein“, ist es wie mit allen anderen Farben, allen anderen Dingen und Erscheinungen im Leben: Ein ausgewogenes Maß im Urteilsempfinden und in der Ansicht der Dinge ist meist gesünder als eine Handvoll zu viel von dieser oder jener Prise.

An diese Lebensweisheit erinnerte ich mich, als ich in dieser Woche eine Pressemitteilung des Autoclubs Europa (ACE) auf den Tisch bekam. Da ging es nämlich auch ums „grün sein“, in diesem Falle aber nur um das „grüne Gewissen“ der Verkehrsteilnehmerinnen und Teilnehmer. Und das nur in unserem Nachbarland, der Alpenrepublik Österreich. In dieser Mitteilung heißt es, dass nach den Plänen des österreichischen Umweltministeriums Autos in der Alpenrepublik demnächst in sieben verschiedene Umweltklassen eingeteilt werden sollen. Damit nicht genug. Es soll in der rot-weiß-roten Republik nicht wie bei uns nur drei Farben, sondern gleich sechs farblich verschiedene „Aufkleber“ geben. Und, um das Maß vollzumachen, wird es eine siebte, eine „transparente“ Farbe geben.

Liebe Leserinnen und Leser, ich weiß ja nicht, was sonst noch alles in den Amtsstuben des österreichischen Umweltministeriums so alles ausgebrütet (und leider auch noch zur Welt gebracht) wird, aber ich denke, dass da der deutsche Amtsschimmel vor Neid erblassen würde, gegenüber dem, was vielleicht sein alpenländischer Bürokraten-Gamsbock da verbrochen hat. Sofern Schimmel überhaupt noch vor Neid erblassen können, das entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Prompt meldet sich der österreichische Partnerclub des ACE, der ARBÖ, zu Wort und befürchtet nun in Zukunft (Zitat) „ein großes Durcheinander auf den Straßen in Österreich und Deutschland.“ Warum eigentlich? Es sind doch, rechnet man deutsche und österreichische „Bepperl“ zusammen, dann gerade mal zehn verschiedene Umweltklassen mit neun verschiedenen Farben und einem transparenten Format zu unterscheiden. Ist doch ein Leichtes, da festzustellen, wer dann wann wohin darf und warum er überhaupt dahin darf und wie lange er dahin darf, und, und, und …

Lustig wird es vor allem dann, wenn der geneigte Alpen-Republik-Bewohner zu den Nachbarn einreisen will und unser entweder ins Nachbarland hinein oder hindurch will. Oder muss. Dann nämlich muss doppelt „plakatiert“ werden. Einmal für das ökologische Gewissen im eigenen Land und dann noch, um dem Einfallsreichtum des Nachbarn Genüge zu leisten. Ich befürchte nur, dass man in diesem Falle wahrscheinlich vor lauter „Aufklebern“ nicht mehr durch die Windschutzscheibe sieht und womöglich aus diesem Grund eine Verwarnung erhält. Der entsprechende Bescheid würde dann – Sie ahnen es schon – an der Windschutzscheibe fest gemacht. Na dann, ade liebes Tageslicht.

Liebe Leserinnen und Leser, egal wo auch immer Sie ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen, ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende. Und wenn das Wetter es erlaubt: Fahren Sie mal wieder ins Grüne: Ganz ohne „Bepperl“ – es lohnt sich.

Ihr Jürgen C. Braun

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