Test-Tour: Nissan 370 Z Cabrio

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Die Stärken des japanischen Autobauers Nissan liegen in erster Linie im Bereich vielseitig einsetzbarer Crossover-Fahrzeuge. So nennt man im Allgemeinen Autos, die ein bisschen Limousine, ein bisschen Kombi, ein bisschen Allradler und ein bisschen was weiß ich nicht noch alles sind. Fahrzeuge jenes Genres schrecken im Allgemeinen vor keinem Untergrund, keiner Jahreszeit und in der Regel auch vor keinen Beladungsproblemen zurück. Doch Nissan kann auch anders. Ganz anders sogar und das richtig gut.

Was so ein einziger Buchstabe doch alles ausmachen, oder besser gesagt, ausdrücken kann. Bevor der einst traditionsreiche Autoname Datsun in Nissan aufging, stand der letzte Buchstabe unseres Alphabetes in der Model Range von Datsun für Sportlichkeit, Rasanz und expressive Lebensfreude mit und durch das Automobil. Dem ersten Sportwagen der Z-Serie, dem Datsun 240 Z im Jahr 1969, folgte etliche Erben in dieser Produktionsfolge. Heute, mehr als 40 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Datsun 240 Z, gibt es im Nissan 370 Z einen legitimen Nachfolger, den wir in der offenen Variante als Stoffdach-Cabrio fuhren.

Dicke Backen, kurzes, erotisches Stummelheck, ultralange, flache Schnauze. Dazu eine in Richtung „Auto-Popo“ stark ansteigende Gürtellinie. Da wird schnell klar, in welche Richtung es gehen soll mit diesem Fahrzeug, den Nissan zuvor als 350 Z unter die Sportwagenfahrer/innen dieser Welt brachte. Jetzt heißt er 370, resultierend aus mehr Leistung, weniger Gewicht, aber erheblich mehr Fahrspaß. 328 „Pferde“ wollen los gelassen werden, das sind 15 mehr als beim Vorgänger. Zudem wurden an der kompakten Karosserie entscheidende Kilo eingespart. Beste Voraussetzungen also, um mit dem Hecktriebler, dessen Motor mit variablem Ventilhub statt mit Drosselklappe arbeitet, schnell gut Freund zu werden.

Um den ersten Gang einzulegen, ist beim notwendigen Tritt auf das Kupplungspedal ein regelmäßiger Besuch in der Muckibude nicht eben von Nachteil. Dann macht es laut und vernehmlich Klick. Oder vielleicht doch Klack. Und drin ist er, der Gang. Aber erst, nachdem wir den Startknopf in der Mittelkonsole gedrückt haben, um der Chronisten-Pflicht Genüge zu tun. Das serienmäßige Zugangssystem erspart uns nämlich die Fummelei mit einem Schlüssel. Jetzt meldet sich der kernige Sechszylinder unter der Haube und gibt deutlich zu verstehen: „Pack mer’s.“ Oder, wie man bei uns zu Hause im Hunsrück sagt: „Fahre ma baal?“

Fahren, richtig. Das ist nämlich das, worauf es bei diesem japanischen Feuerstuhl mit seinen 3,7 Liter Hubraum und den 328 PS ankommt. Dass der 370 Z Cabrio den Spurt von Null auf 100 in 5,5 Sekunden zurück legt, dass er bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h „zu macht“: okay, das sind Daten. Fakten. Aber eben keine Emotionen. Und die äußern sich bei der Heckschleuder, deren Elektronik ein Lamellen-Sperrdifferenzial hilfreich unter die Arme greift, erst dann, wenn es Kurve um Kurve zielgerichtet nach vorn geht. Frei nach Les Humphries: „Up, up and away.“

Kurve anpeilen, Auto anstellen, einlenken, auslenken. Gut, zugegeben: Beim heraus beschleunigen flackert ab und zu mal die Warnlampe der Traktionskontrolle. Aber wozu wäre sie schließlich da, wenn sie nicht flackern dürfte. Ein Aha-Erlebnis erster Güte dabei übrigens das „Zwischengas von den Heinzelmännchen“. Nennen wir es mal so. Technisch funktioniert es ein klein wenig anders: SRC, eine Abkürzung für „Synchro Rev Control“, nennt Nissan das System, das in der Z-Version mit manuellem Sechsganggetriebe mittels einer S-Taste neben dem Schalthebel funktioniert. Betätigt man also nach dem Drücken besagter S-Tase Kupplung und Schalthebel, dann steuert das V6-Aggregat selbstständig eine bestimmte Drehzahl an, die sich aus der Geschwindigkeit und dem neu eingelegten Gang errechnet. Dadurch wird das Triebwerk mit einer Prise Zwischengas versorgt, das der Agilität des Motors einen Schuss Aufmunterung besorgt. Hilfe zum Spaß haben. Nicht schlecht, das System. SRC erkennt zudem, ob der Fahrer gerade eine Kurve anbremst oder auf eine Gerade beschleunigt.

Und was gibt es noch zu sagen über diesen japanischen Kraftprotz, wenn es mal nicht ums Fahren geht? Tief sitz man, sehr tief. Sportwagentypisch eben. Das Stoffdach verschwindet vollautomatisch in 20 Sekunden unter einer in Wagenfarbe lackierten Heckklappe. Da musste beim Vorgänger noch Hand angelegt werden. Das gläserne Windschott, das ein „Z“ ziert, als hätte Zorro persönlich es mit scharfem Degen hineingeritzt, verhindert zwischen zwei fest montierten Überrollbügeln, dass sich der Wind in der Nackenmuskulatur festbeißt. Klimaautomatik, Sitzheizung, elektrisch verstellbare Sitze, Fahrlichtautomatik, CD-Radio, Fahrer-, Beifahrer- und Seitenairbags sind serienmäßig.

Der Eingangspreis liegt bei etwa 41.000 Euro. Und dafür gibt es jede Menge PS, die zudem noch hübsch verpackt sind und ordentlich Laune machen. Wenn man sich denn darauf versteht, sie bei eben solcher zu halten.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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