Buchtipp der Woche (1)

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Jack White: Mein unglaubliches Leben. rivaverlag; 19,95 Euro.

Gut möglich, dass Sie eines oder mehrere Werke zuhause haben, an denen Horst Nußbaum maßgeblich beteiligt war. Horst wer? Ach so, ja, gemeint ist niemand anders als Jack White. Der Erfinder jenes Mitklatsch-Sounds, ohne den in den siebziger Jahren keine Heck-Hitparade im ZDF auskam, hat seine Autobiographie veröffentlicht.

70 Jahre alt geworden ist er am 2. September. Grund für eine Rückschau, die beileibe nicht nur die üblichen Ach-was-bin-ich-gut-Abhandlungen umfasst. Jack White berichtet freimütig über seine Kinderjahre im Nachkrieg, in denen oft genug Hungern im wahren Sinne des Wortes angesagt war: Es gab schlicht und einfach nichts zu essen. Umso begeisterter berichtet er über seine Erfahrungen in den USA (unter anderem geht Laura Branigans Tophit Gloria auf Jack Whites Konto), so klar sieht er auch die Schattenseiten einer Gesellschaft, in der auch derjenige Morgen abgrundtief fallen kann, der heute noch reich ist und von allen möglichen Menschen geliebt und geherzt wird. Und dass der Mann kein selbstverliebter Gockel ist, merkt man, wenn man seine Beschreibung der eigenen Sängerkarriere liest. Denn ursprünglich sollte der sportbegeisterte Horst Nußbaum als Jack White ein gutes und zugkräftiges Gegenstück zum bereits erfolgreichen Roy Black werden. Doch für die Verkaufszahlen der Jack-White-Platten konnte man irgendwann nur noch schwarz sehen – die kamen schlichtweg nicht besonders gut an.

Dafür hat er dann als Produzent etliche Male den richtigen Riecher bewiesen, nicht nur für Schlager. Es sind die Ehrlichkeit und der klare Blick, die Jack Whites Buch auszeichnen. Da sieht man ihm die ein oder andere Schmähung seiner früheren Schützlinge (so kommen unter anderem Tony Marshall und Vicky Leandros nicht gut weg) schon mal nach. Kurzweilig zu lesen ist das Buch allemal. Übrigens: Seit einigen Jahren ist er mit eigenem Musiklabel im Geschäft. Für Gloriella konnte er neben Neulingen wie Michael Morgan auch alte Weggefährtinnen wie Lena Valaitis und Tina York verpflichten. Fazit: Im Business dreht sich zwar vieles um Kohle und Auflagenzahlen, aber nicht alles. Freundschaft und Loyalität kommen auch noch vor. Beruhigend.

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