Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Mein Metier ist sie nicht unbedingt, die deutsche Schlagerszene. Aber auch uns Ignoranten des trällernden Rampenlicht-Geschehens dürfte vor ein paar Wochen jener Hype um ein kleines, dünnes Schlagersternchen aus Hannover nicht entgangen sein, dass sich anschickte, die europäische Schlager-Konkurrenz in Grund und Boden zu singen. Und wo so viel Aufmerksamkeit garantiert ist, da melden sich in der Regel gleich auch kommerzielle Anbieter, die glauben, mit der jungen Dame als Werbebotschafterin ihre Bilanzen aufpolieren zu können. Das bringt mich zu der Meldung, um die es hier eigentlich geht.

Es war Anfang der Woche, als Opel in einer großen Kampagne uns Presseleuten mitteilte, dass man sich die Dienste dieser jungen Dame mit Namen Lena Meyer-Landrut als Werbebotschafterin gesichert habe. Bei einem Konzert anlässlich des „Tages der offenen Tür“ wurde die 19-Jährige sehr öffentlichkeitswirksam vorgestellt. Diese Meldung ließ mich so ein bisschen in den Annalen vergangener Jahre recherchieren, wen sich die Auto-Industrie nicht alles schon als verkaufsträchtigen Botschafter(in) vor den Kühler gespannt hat.

Ich kann mich noch gut an eine Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in den frühen 90er Jahren erinnern, als ebenfalls Opel mit großem Gepränge in den Frankfurter Messehallen den limitierten „Corsa Steffi“ vorstellte und eine Nachrichten-hungrige Heerschar von Journalisten hinter der langbeinigen und mit blonder Löwenmähne umgebenen Steffi Graf hinterher hetzte, um Auto und Namensgeberin gemeinsam auf den Film zu bannen. Digitale Fotografie war damals ja noch ein Fremdwort. Gerade erfolgreiche Sportler werden immer wieder gern genommen, um die neuesten Produkte auf vier Rädern wirkungsvoll zu platzieren.

Dass Michael Schumacher zu seinen Ferrari-Zeiten für italienische Autos vom Schlage eines Fiat Punto warb und jetzt sportliche Modelle aus Stuttgart in einem Werbespot anpreist, mag ja noch angehen. Aber „Schumi“ zeigte sich auch schon als verschwitzter Mineralwasser-Konsument und rief den Fans via Anzeigenkampagne zu: „2:1 für Deinen Körper.“ Selbst Franz Beckenbauer warb einst für ein sportliches Modell aus dem Hause Mitsubishi und vertrat die Interessen der japanischen Marke mit den drei Diamanten im Kühlergrill nachhaltig. Das ganze, nachdem er Jahrzehnte zuvor die kräftigenden Vorzüge einer Fleischbrühe via Fernsehen angepriesen hatte.

Die Reihe der erfolgreichen Sportler/innen oder Showstars, die im Dienste der Industrie ihr Bankkonti aufpäppeln, könnte beliebig fortgesetzt werden. Basketball-Superstar Dirk Nowitzki erweist sich im Dienste einer Bank als treffsicherer Korbschütze. Selbst das scheinbar von allen Alterungsprozessen verschont bleibende bajuwarische Glamourgirl Uschi Glas zeigt der Damenwelt, was sich alles zum Schmieren taugt. Auf die Haut selbstverständlich. Es muss also nicht immer nur die Auto-Industrie sein, die sich für entsprechende Eintragungen auf dem Konto ihres Werbepartners dessen Dienste sichert. Obwohl für meinen Geschmack auf dem Gebiet der Werbe-Feldzüge ein Automobilhersteller den Vogel in Sachen Inspiration abgeschossen hat: Der Spot aus dem Hause Dacia mit der „sozialistischen Internationale“ um Che Guevara, Marx, Lenin und Co. war einfach nur köstlich und gelungen.

Ein ebenso köstliches und gelungenes Wochenende wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch dieses Mal.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top