Test-Tour: Seat Ibiza Bocanegra

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Der Seat Ibiza ist ein Auto, das vor allem bei jüngeren Käuferschichten sehr beliebt ist. Einmal wegen seines sportlichen Aussehens, seines günstigen Preis-Leistungs-Verhältnisses, aber auch deswegen weil er in ganz besonderem Maße den Leitgedanken der spanischen VW-Tochter verkörpert. Jede Menge Emotion sollen die – meist kompakten – Fahrzeuge mit dem großen „S“ im Kühlergrill und auf der Heckklappe ausstrahlen. Im Falle unseres Testfahrzeugs entstand dieser Emotionsschub aus einer gelungenen Symbiose zwischen Optik und Leistung. Wir fuhren den auf 1.000 Exemplare pro Jahr limitierten Seat Ibiza „Bocanegra“ mit 180 PS starkem Vierzylinder-Motor. Übersetzt bedeutet das Wort „Bocanegra“ im Übrigen soviel wie „schwarze Schnauze“.Diese Kraft schöpft der weiße Ibiza mit der frechen schwarzen Schnauze und dem ebenso präsenten kurzen Stummelheck aus einem nur 1,4 Liter großen direkt einspritzenden Benzinmotor (TSFI) aus dem Hause der Konzernmutter in Wolfsburg. Das Prinzip des Downsizings mit kleinvolumigen, aufgeladenen Aggregaten feiert auch hier wieder fröhliche Urständ. Die zweifache Aufladung des Triebwerks führt zu so verblüffenden Daten wie einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern ab 3500 Umdrehungen und den erwähnten 180 Pferdestärken.

Der „Bocanegra“ ist eine limitierte Auflage des Ibiza „Cupra“, was so viel wie „cup racing“ bedeutet und die sportlichen Gene des Fahrzeugs schon verbal andeutet. Genau so fährt sich das freche schwarz-weiße Stück dann auch. Entweder lässig cruisend als „Wolf im Schafspelz“ im Automatikbetrieb oder mit viel „Unternehmungsgeist“ dank des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes mit Schaltpaddeln am Lenkrad oder per Schaltknauf in der Mittelkonsole. Wobei das ständige Durchforsten der Gangtiefen des DSG-Getriebes für erheblich mehr Fahrspaß sorgt. Was andererseits aber nicht heißt, dass man auf diese Art und Weise die ökonomischen Vorzüge der intelligenten Automatik aushebeln könnte.

Die Vorzüge eines solchen Fahrzeugs, dessen Außenmaße es durchaus in die Golf-Kategorie einordnen, lassen sich am besten in Zahlen verdeutlichen, und natürlich im Fahrverhalten, das daraus resultiert. 225 km/h Spitze und 7,2 Sekunden für den Sprint von Null auf 100 sind beeindruckende Werte. Den vom Hersteller angegebenen Verbrauch von 6,4 Liter Benzin-Kraftstoff auf 100 Kilometer übertrafen wir jedoch um gut zwei Liter, ohne uns dabei nur im Entferntesten anstrengen zu müssen. Das Sportfahrwerk ist ein tragbarer Kompromiss aus unverhohlener Dynamik und flott angehauchtem Fahrkomfort.

Die Optik des modifizierten Seat Ibiza mit der nach hinten stetig ansteigenden Gürtellinie ist bewusst und auch gekonnt auf die junge, sportliche Käuferschicht zugeschnitten, innerhalb derer sich wohl der Großteil der Enthusiasten versteckt. Die Scheinwerfer sind auffallend, aber nicht aufdringlich in schwarze Verblendungen integriert. Auch die Gehäuse der Außenspiegel sind schwarz lackiert. Den Heckstoßfänger zieren ein Diffusor und ein mittig platziertes, trapezförmiges Endrohr.

Auch im Innenraum deutet viel Hochwertiges in punkto Material und dessen Verarbeitung darauf hin, dass der „Bocanegra“ aus der großen Volkswagen-Familie stammt. Die Sportsitze bieten reichlich Seitenhalt, die Polster sind rautenförmig abgesteppt und mit Bocanegra-Schriftzug ausgestattet. Hinzu kommen ein unten abgeflachtes Drei-Speichen-Sportlenkrad sowie eine chice Aluminium-Pedalerie.

Für 26.440 Euro erhält der Kunde ein Fahrzeug, das man zwar nicht als Schnäppchen bezeichnen darf, das aber in dieser spärlich besetzten Klasse für diesen Preis keinen Konkurrenten scheuen muss.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

Scroll to Top