Test-Tour: Toyota Auris Hybrid

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Viele gute Fahrzeuge wurden im letzten Jahrzehnt auf den Platzhirsch der so genannten Kompaktklasse, den VW Golf, angesetzt, um ihm den Nr.1-Status abzujagen: Opels Astra, Kias C'eed und Toyotas Auris zum Beispiel. Letzterer vor allem nach seiner jüngsten Frischzellenkur im Frühjahr 2010. Keiner hat es bislang geschafft. Aber der neue Auris ist dabei, einen Vorsprung in Technik und Charakter zu generieren, mit dem sämtliche Konkurrenten schlagartig ins Hintertreffen geraten werden: Gedankt sein wird es dem Hybrid, also dem zweiten Herzen, das durch einen Elektroantrieb manifestiert wird. Ob nun die Rolle des Jägers oder die des Gejagten bei den Kompakten die dankbarere sein wird, bleibt abzuwarten, doch ökologisch und auch ökonomisch schreibt der Auris Hybrid erstmal signifikante Geschichte. Wie fährt er sich nun, wo liegen die Hauptunterschiede zu seinen konventionell angetriebenen reinen Benzin- und Diesel-Geschwistern?

Wir fuhren den neuen Auris Hybrid in der Stadt, im Überlandverkehr und auch ein Stück Autobahn. Hierbei zeigte er unterschiedliche Gesichter. In der City spürten wir eine neue Art von Wohlfühlambiente: Das E-CVT-Getriebe für den Elektro-Fahrmodus weist lediglich 3 Positionen auf: vorwärts, rückwärts und neutral. Das geht schnell ins Hirn und flott durch die Stadt. Dieser Hybrid-Antrieb wurde 1:1 vom etwas größeren Bruder Prius übernommen, hat sich also schon ein Dutzend Jahre im Alltag bewährt und Regale voller Pokale und Auszeichnungen eingeheimst, gilt als Schrittmacher der elektrischen Herzen. So muss also Toyotas Entscheidung, auch den Auris damit auszustatten, als nicht allzu überraschend eingestuft werden, eher als logische Konsequenz. Und offensichtlich werden die Hybridsysteme des Hauses hinkünftig auch, Schritt für Schritt, den anderen Modellen zugute kommen. Soweit der Blick in die nahe Zukunft. Also: der Auris Hybrid schüttelt seine Vorzüge vor allem in geschlossenen Ortschaften aus dem Akku. Bis zu 2 Kilometer Streckenlänge, leise, unauffällig, souverän. Springt der Verbrennungsmotor an, also außerhalb in den Überlandverkehr übergehend, zeigt sich, dass das stufenlose CVT-Getriebe einiges an Spontaneität vermissen lässt und vor allem dann auf der Autobahn zu schnell hoch schaltet und die ganze Fuhre spürbar träger wirken lässt. Da dürfen die Ingenieure noch mal an Verbesserungen denken. Das ist natürlich nicht ungewollt von den Entwicklern in Japan, bringt es doch im vorgeschriebenen EU(Labor-) Fahrzyklus zur Ermittlung des Verbrauchs und der Emissionen blendende Werte zustande: nur 3,8 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer Fahrstrecke und sensationelle 89 Gramm CO2-Emission pro Kilometer. Der Alltag wird diese Werte -natürlich- nicht widerspiegeln können, aber: der Wochenend-Familienausflug bleibt nun erst recht bezahlbar, wenn realiter nur knappe 5 Liter Super durch die Einspritzdüsen rinnen. Das Euro 5-Zertifikat ist damit erreicht, doch auch schon die ab 2014 geltende Euro 6-Norm ist bereits kompatibel!

Es ist ja nicht nur der Kraft des zweiten (elektrischen) Herzens zu danken, dass überzeugende Werte erreicht werden. Gerade beim Hybrid hat Toyota noch eine Hand voll Sinn machender, flankierender Zusatzmaßnahmen eingebracht. Zum Beispiel wiegt der Hybrid gar noch 25 Kilo weniger als der reine Diesel-Auris. Ferner: Geschickter Feinschliff an der Karosserie und am Räderwerk: Felgen, die weniger Luftwiderstand generieren, Leichtlaufreifen und ein geschlosseneres Kühlergrill nebst Stoßfängern mit weniger Luftwiderstand. Dazu ein dezenter, aber ebenfalls im Windkanal geborener Dach-Heckspoiler, der dem Auris richtig gut steht.

So, und nur so, ist das Gesamtpaket des neuen Auris Hybrid zu sehen und zu verstehen. Im Concerto grosso seiner Mitbewerber hat er sich damit einen beachtlichen Vorsprung herausgefahren, zumal diese mit Hybridantrieben noch etliche Zeit auf sich warten lassen.Mit 22.950.-Euro für die Basisversion Life kann man sich also getrost in die bereits begonnene Zukunft begeben, die opulenter ausgestattete Executive-Variante bedient vor allem das Komfort- und Luxussegment und ist für 2000.-Euro Aufschlag zu haben. Ab 18. September stehen die Auris-Hybriden bei den Händlern.

Text und Fotos: Frank Nüssel

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