Buchtipp der Woche (2)

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Bruno Preisendörfer: Manneswehen.
Eichborn Verlag; 16,95 Euro.

Die Operation liegt über eine Woche zurück. Andere laufen da schon wieder herum, als ob nichts passiert wäre. Und viel passiert ist auch nicht. Der Arzt hat seine kleinen Schnitte gemacht und die Schwester einen Verband angelegt.

Nein, Bruno Preisendörfer hat sich nicht etwa alle vier Weisheitszähne in einer Sitzung ziehen oder sich operativ von einem Krampfaderleiden befreien lassen. Das wären, sofern lege artis ausgeführt, zwar auch kleine Schnitte gewesen, aber Preisendörfers Angelegenheit ist delikater. Er hat sich für eine Sterilisation entschieden, sich – ein Mann, ein Entschluss, eine Tat – in die Behandlung begeben und kämpft nun mit den Nachwehen derselben. Den Manneswehen eben, und die beschreibt er.

Herausgekommen ist ein Buch, das polarisiert. Kein Wunder bei einem so intimen Thema, über das bislang allenfalls medizinische Literatur existiert. Preisendörfers Bericht hingegen ist aus der Sicht des medizinischen Laien geschrieben. Wer das Buch mag, wird den Mut bewundern, mit dem Preisendörfer seinen Abschied vom unerschütterlichen Manns-Bild zelebriert – jenem Mannsbild, welches das Wort Schmerzen allenfalls aus einem Fernsehkrimi kennt, wenn der Gerichtsmediziner befindet, das Opfer müsse unendliche Schmerzen gehabt haben.
Insofern mögen die Manneswehen indirekt auch einen Nutzen haben. Manch einer, der vielleicht mit dem Eingriff sympathisierte, wird sich nach der Lektüre fragen, ob Mann sich das tatsächlich antut …

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