Test-Tour: Mitsubishi Lancer Sportback

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Nicht ganz klar ist, wo der Mitsubishi Lancer Sportback anzusiedeln ist: Rein optisch entspricht das Auto eher der Kompaktklasse, im Auto sitzend ist es definitiv ein Mittelklasse-Fahrzeug. Im Preis-Leistungsverhältnis rangiert das vom Redaktionsbüro Meuren getestete Modell auf jeden Fall in der Oberklasse.

Seit Herbst 2008 ergänzt das Sportback-Modell des Mitsubishi Lancer die Palette des japanischen Importeurs. Das Ziel, mit dem betont sportlichen Aussehen die deutsche Kundschaft zu überzeugen, ist nur bedingt gelungen: Rein subjektiv betrachtet gehört das Mitsubishi-Modell zu den Ausnahmen im deutschen Straßenbild.

Das Testfahrzeug wurde von einem 140 PS starken 2,0 Liter Dieselmotor angetrieben, dessen Verbrauch mit 6,5 Liter im Stadt-Land-Autobahn-Mix angegeben ist. Wenn auch nicht ganz erreicht, so kam der Papierwert der Realität schon recht nahe: Trotz forschen Fahrstils auf Landstraße und Autobahn pendelte sich der Verbrauch im Bereich um acht Liter ein. Mit etwas gedrosseltem Vorwärtsdrang und mehr Zurückhaltung wäre der Verbrauch sicherlich noch weiter in die Tiefe zu treiben. Jedoch widerspricht der zur Verfügung stehende Fahrspaß dieser Theorie. Das im Diesel verbaute Sechsganggetriebe wartet mit einer engen Schaltkulisse auf, die Gangvorwahl muss exakt und mit etwas Nachdruck erfolgen. Liegt der gewünschte Gang an, arbeiten Motor und Getriebe in harmonischem Einklang und die Fuhre schiebt ordentlich voran. Messungen von Mitsubishi sprechen von weniger als zehn Sekunden für den Spurt auf 100 km/h. Letztendlich ist es völlig unerheblich, ob der Sportback 9,2 oder 10,1 Sekunden benötigt, ehe die 100er Marke erreicht ist – der Fahrspaß ist garantiert. Gerade auf der Landstraße reichen Motorkraft und Getriebeabstimmung um schnell, aber nicht überhastet von Kurve zu Kurve zu gelangen. So herrscht Ruhe hinterm Volant und man kann ohne Hast eine saubere Linie fahren. Sollte man sich bei der rasanten Fahrt einmal mit der Eingangsgeschwindigkeit zur nächsten Kehre überschätzt haben, genügt ein kurzer Tritt aufs Bremspedal. Die Beläge der Scheibenbremsen packen ordentlich zu und verzögern den Wagen vehement, ohne dabei zur Vollbremsung zu neigen. Die Bremse lässt sich sehr gut dosieren und zeigt sich selbst von harten Verzögerungen aus Höchstgeschwindigkeit bis zum beinahen Stillstand unbeeindruckt. Fading ist dabei ein absolutes Fremdwort.

Innen flexibel – Details umständlich

Wo wir gerade bei „Kurvenräubern“ sind: Motor, Getriebe und Bremsen können noch so gut sein – ist das Fahrwerk schlecht, macht keine Fahrt wirklich Spaß. Anders beim Lancer Sportback: Schnelle Kurvenwechsel, Unebenheiten im Belag oder mal mit einem Rad neben der Piste – mit Mitsubishi typischer Gelassenheit steckt er alle Unwegsamkeiten locker weg. Mit jedem Meter Gewöhnung wird der Fahrspaß größer. Auch die direkte Lenkung trägt dazu bei. Einmal die Linie anvisiert und eingeschlagen kann diese ohne Korrektur gefahren werden – vorausgesetzt, die Wahl passt mit der Straßenführung überein.Im Innern erwartet die Passagiere eine ungeahnte Größe: Bein- und Kopffreiheit im Überfluss auf allen Plätzen. Selbst bei fünf Erwachsenen kommt im Lancer kein wirkliches Engegefühl auf, auch wenn es auf längeren Reisen wohl doch recht unbequem wird. Äußerst flexibel und anpassungsfähig zeigt sich der Lancer Sportback, wenn es ums Verladen sperriger Güter geht. Die Rückenlehne der hinteren Sitzbank ist, wie mittlerweile in den meisten Autos standardisiert, im Verhältnis 40:60 umklappbar. Vom Kofferraum aus geschieht das bequem über einen Seilzug-Mechanismus. Der Kofferboden lässt sich in zwei Höhen justieren, was besonders dem Ein- und Ausheben schwerer Transportgüter entgegen kommt. Fast 1.400 Liter Stauraum stehen in günstigster Einstellung zur Verfügung.

Vom Fahrerplatz aus sind alle Bedienelemente gut zu erreichen. Übersichtlich und ohne Überladung informiert die Armaturentafel über alle wichtigen Betriebsdaten – vorrangig über Drehzahl und Geschwindigkeit. Etwas fummelig ist das Multi Communication System – ein Festplatten-Navigationssystem mit Musik-Datenbank und DVD-, CD-, MP3- und WMA-Player. Dabei ist es weniger die Bandbreite möglicher Einsätze, sondern eher die Bedienung als solche. Selbst bei ruhigem Zeigefinger ist es schwierig, die eng nebeneinander liegenden Buttons zu treffen. Versucht man es gar während der Fahrt auf holpriger Straße, ist es schier unmöglich, den anvisierten, virtuellen Knopf zu treffen. Konventionelle Tasten, klar abgegrenzt, mit entsprechendem Widerstand sind sicherlich die bessere Bedienungsvariante. Lange überlegen muss man, wenn der Luftstrom aus den Austrittsdüsen am Armaturenbrett gestoppt werden soll, auch wenn der Mechanismus am Ende ein total einfacher ist. Negativ fällt auch der raue Motorlauf auf. Nicht kernig, sondern brummig hört sich das Aggregat an und vermittelt dabei alles andere als sportiven Hörgenuss.

Sportlichkeit im Preis inbegriffen

Schon in der Basis-Version bietet der Lancer Sportback ein üppiges Paket an sicherheitstechnischen Einrichtungen: Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorne und hinten, Fahrer-Knie-Airbag, ABS, Traktionskontrolle und Stabilitätskontrolle sind die wesentlichen Elemente der passiven Sicherheit. Auch in Sachen Umwelt lässt sich der Hersteller nicht lumpen: Die Reste des wenigen verbrannten Kraftstoffes säubert ein serienmäßiger Partikelfilter bei den Dieselmotoren, bevor sie ins Freie gelangen.
Die Optik des Lancer Sportback spricht eine eindeutige Sprache. Schon in der Grundausstattung verleihen Front- und Dachspoiler dem Auto einen sportlichen Auftritt. In vier der acht angebotenen Versionen sind Seitenschweller ebenfalls in Serie lieferbar. Rund-um-Spoiler und Leichtmetallfelgen in 18 Zoll geben dem Sportback seinen letzten Sport-Pfiff.
Grundsätzlich unterscheidet Mitsubishi vier Modelle des Sportback: Inform kennzeichnet die Basisversion, Instyle Top-Ausstattung – die Motorisierung spielt dabei keine Rolle. Die Benziner leisten bei 1,8 Liter Hubraum 143 PS, die Dieselaggregate schöpfen aus 2,0 Liter Hubraum 140 PS. Das war’s – der Kunde kann also nur zwischen Benzin und Diesel wählen. Preislich liegen zwischen den Antriebsaggregaten rund 2.000 Euro Unterschied. So kostet die Benzinbasisversion gut 19.000 Euro, in der Dieselvariante etwas über 21.000 Euro. Für die High-End-Fassung Instyle Benziner verlangt Mitsubishi etwas mehr als 26.000 Euro, für das Diesel-Topmodell gut 28.000 Euro.

Fazit:Der vom Redaktionsbüro Meuren getestete Lancer Sportback mit 2,0 Liter Dieselaggregat und 140 PS Leistung konnte bis auf kleine Mängel überzeugen: Bequem auf langen und kurzen Strecken, einfach zu beladen, einfach zu bedienen und einfach zu fahren. Ob Stadtverkehr, Cruisen über Land, schnelle Autobahnfahrten oder zügige Kurvenhatz im Spessart – der Sportback meistert jede Situation, ohne Schwächen zu zeigen. Ein- und Aussteigen fällt dank großzügiger Ausschnitte und weit aufschwingender Türen leicht. Und wer sich im Laufe der Zeit mit den Details vertraut gemacht hat, wird auch der fummeligen Kleinigkeiten Herr der Lage. Für unseren Geschmack braucht kein Mensch mehr Auto.

Text: Uwe Meuren
Foto: Mitsubishi

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