Lust, Laune, Lederhut: „Trucker“-Jubiläum auf dem Nürburgring

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Silberne „Hochzeit“ und „Braut und Bräutigam“ sowie die Festgäste strahlten um die Wette: Mehr als 200.000 Zuschauer besuchten am Wochenende die 25. Auflage des internationalen Truck Grand Prix auf dem Nürburgring. Der „Trucker“ zeigte zum Jubiläum noch einmal die ganze bunte Vielfalt einer ebenso illustren wie einzigartigen Motorsport-Szene.

Es mag nicht nur an ihm alleine gelegen haben, aber mit beigetragen zu einer grandiosen Vorstellung der PS-wütigen Riesen und schwankenden Fahrerhäuser hat seine Rückkehr auf jeden Fall. Denn nach zwei Jahren Abstinenz in der Eifel hatte Gerd Körber, der unbestrittene Liebling der Massen, genug vom vorgezogenen Ruhestand. „Ich hatte einfach Entzugserscheinungen. Im Internet habe ich verfolgt, was die ehemaligen Kollegen so machen und da hat es mich wieder gepackt.“ Der erfolgreiche Unternehmer aus Rheinau nahm ein Angebot des Teams „Schwaben-Truck“ an und erschien in einem völlig neu aufgebauten Iveco-Truck auf dem „Ring“.

Ein „Trucker“ ohne Körber, das war so etwas wie Formel 1 ohne „Schumi“ in den vergangenen drei Jahren. Doch wenn es um „die Musik ging“, waren am Samstag und Sonntag in den so genannten Championship Rennen der Europameisterschaft andere vorn. Der Brite Chris Levett (MAN), der Tscheche David Vrsecky (Freightliner) und der Spanier Antonio Albacete (MAN) waren die Sieger der drei Championship-Rennen und teilten die Punkte im Kampf um die Europameisterschaft unter sich auf. Die Rennen führten jeweils über 13 Runden (47,18 Kilometer) und boten knallharten, spektakulären Motorsport.

Doch Ergebnisse, Tabellen, Ranglisten oder Wertungen interessierten eigentlich die wenigsten der vielen Zuschauer, die die Tribünen und die Flaniermeilen in den beiden Fahrerlagern am Wochenende säumten. Dort drängte und dräute das von wilder Cowboy- und Lkw-Romantik verzückte Volk. Oft in Lederhüte, Cowboy-Stiefel, Fransenröcke oder bunte T-Shirts, deren Aufschrift ein Bekenntnis zur Szene ablegte, gewandet. Bereits am Freitagabend hatten sich trotz strömenden Regens schätzungsweise 30.000 Country-Fans bei „The BossHoss“ Hüften kreisend versammelt. Und Alt-Barde Gunter Gabriel sang dem Auditorium sicherlich aus dem Herzen, als er verkündete „Fahrer, du bist Deutschlands bester Mann.“

Spektakuläres für Augen und Ohren gab es am Sonntag zwischen den Rennen der großen Trucks vor allem beim bunten Jubiläums-Korso. Mehr als 150 Lkw, viele von Ihnen Jahrzehnte alt, zogen hupend und grell bunt zurechtgemacht über die Grand-Prix-Strecke und ließen sich von den staunenden Besuchern feiern. Genießen konnten die Fans zum Jubiläum auch ein Duell der ganz besonderen Art: Ex-Europameister Gerd Körber in einem VW-Bulli mit Porsche-Motor, Hans-Joachim „Striezel“ Stuck im Renntruck vom Team Allgäuer und DTM-Champion Timo Scheider im Audi A4 DTM lieferten sich heiße und bisher unbekannte Kämpfe auf der 400 Meter langen Zielgerade und sogar auf einer ganzen Runde der Rennstrecke.

Der ADAC, der das Event federführend und organisatorisch begleitete, sorgte an den drei Tagen in der Vulkaneifel wieder einmal dafür, dass alle jene, denen Truck- und Cowboy-Feeling im leicht angehauchten Old-Shatterhand-Look am Herzen liegt, auf ihre Kosten kamen. Den „silbernen Elefanten“ vom Wochenende stehen – legt man das Publikums-Interesse zugrunde – wohl (mindestens) 25 weitere Jahre Truck-Abenteuer mit viel Laune, Lust und Lederhut bevor.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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