Jürgen C. Braun: Mein Tagebuch der Tour de France (3)

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Temperaturen von nahezu 40 Grad am Montag hat es einen Tag später, nach einem heftigen Gewitter in den Savoier Alpen, mächtig abgekühlt. Die Fahrer werden es auf der heutigen Königs-Etappe, die unter anderem über den gefürchteten „Col de la Madeleine“ führt, danken. Wir sitzen am späten Vormittag bei ca. 25 Grad in einem Straßencafé im festlich geschmückten Megève, das vor allem durch den alpinen Skizirkus bekannt ist und stöbern in den üblichen französischen Tageszeitungen. In gut einer Stunde wird die Werbekarawane, die „publicitaire“ vorbeikommen. Bis zum Eintreffen des Tour-Trosses werden noch zwei Stunden vergehen.

Zum Erscheinungsbild der gesamten Etappe einer Tour de France gehören neben den Radlern, den Begleitfahrzeugen, den Krädern der Polizei auch ganz bestimmte Fahrzeuge. Das sind einmal die mit viel Aufwand und Phantasie gebauten Kleintransporter aus der Werbekarawane, die für viel Geld durch die Lande zieht und die Produkte wie Kaffeesorten, Käse, Schinken, Salami, aber auch Sparkassen, Banken, Immobilien-Konzernen oder Telefon-Anbietern anpreist. Die „caravane publicitaire“ zieht lautstark und bunt mit viel Tamtam durch das Land.

Dann gibt es weitere Fahrzeuge, die charakteristisch für das Erscheinungsbild der Tour sind. Da ist etwa die „assistance médicale“. Das sind Krankenfahrzeuge die mit besonderem Equipment für Stürze und daraus resultierende Verletzungen ausgestattet sind. Bei Fahrern und Begleitern gleichermaßen gefürchtete wie mitunter auch begehrt sind der „voiture balai“, der „Besenwagen“ und der „Dépannage“, der Abschleppdienst. Der „Voiture balai“ fährt, wie der Name es sagt, ganz am Ende des Feldes und sammelt diejenigen Fahrer ein, die es während der Etappe aus den unterschiedlichsten Gründen haben abreißen lassen müssen. Wer im „Balai“ sitzt, der hat eine Gewissheit: „fini.“ Das war es dann. Die Tour ist für mich zu Ende.

Der „Dépannage“ räumt auf am Straßenrand einer Etappe. Fahrzeuge, die verbotenerweise eine Zufahrt zuparken, werden gnadenlos entfernt, was den jeweiligen Besitzer extrem teuer zu stehen kommt. Aber er kann auch Freund und Helfer sein, wenn ein Fahrzeug des großen Tour-Trosses Probleme hat und in die nächste „service garage“ abgeschleppt werden muss. Über all dem aber wachen etwa 80 eigens für die Rundfahrt ausgebildete Polizisten in hellblauer Montur auf Krädern. Sinnigerweise in Frankreich Maschinen aus dem Hause BMW. Aber der Globalisierung sind ja inzwischen Gott sei Dank keine Grenzen gesetzt. Auch und gerade bei der Tour de France nicht.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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