Test-Tour: Toyota RAV4

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Als der erste RAV4 1996 auch in Deutschland auf die Straßen geschickt wurde, geriet er zum Urknall einer völlig neuen automobilen Kategorie: das SUV war geboren (Sports Utility Vehicle = Sportlicher Gebrauchswagen). In der Tat hatten die Besitzer dieser ersten Generation, die 3- und 5-türig angeboten wurde, richtig viel Freude mit diesem erfrischend gestylten Wonneproppen, der in ebenso jugendlichen Farben dargeboten wurde. Der damals schon permanente Allradantrieb befähigte die ersten RAV's, sogar im mittleren Gelände kräftig mit zu turnen, solange es nicht allzu heftig zuging und die Geländestruktur nach einem Reduktionsgetriebe rief. Universeller Einsatz war damals schon der große Vorzug. Auch heute haben die RAV's keine Geländereduktion, wohl eher, um dem großen Bruder namens Land Cruiser nicht zur ungewünschten Konkurrenz zu werden.

Nun ist der Neue da, nach einem Erfrischungs-Intermezzo 2006 nebst kräftiger Runderneuerung: wohl geglättet, das Knubbelige ist weggestylt, das Nutz-Fahrzeug mit gewissen sportlichen Attributen und Applikationen hat Oberhand gewonnen. Und die Farben sind irgendwie düsterer geworden, keinesfalls mehr jugendlich. Muss auch gesagt werden: die Konkurrenz ist größer und vielfältiger geworden, der RAV4 der neuen Generation ist trotz aller Technik mehr Pkw-orientiert. Das verlangt der Kunde heute eben. Toyota hat die Zeichen des harten Marktes erkannt, machte Feinschliff allenthalben, innen wie außen. Legt nach mit höherwertigen Innenraummaterialien, subtilere und trotzdem noch stabilere Technik in den Bereichen Motor, Getriebe, Fahrwerk.

Traditionsgemäß gibt es bei Toyota 3 Ausstattungsschienen: RAV4, RAV4 Life und RAV4 Executive. Dass man auch beim neuen RAV4 Kompromisse eingehen musste, wird daran erkennbar, dass das Einstiegsmodell mit dem Benzinmotor auch mit ausschließlich Frontantrieb zu haben ist, für die Kunden, die unbedingt auf den RAV stehen, ihn aber preiswerter haben möchten. Da klotzen die Japaner aber kräftig: wer den (variablen) Allradantrieb bevorzugt, muss stolze 4.150 Euro mehr berappen. Drei Benziner und vier Dieselvarianten bietet Toyota, wobei uns der 2,2-Liter D-CAT mit seinen strammen 177 PS am besten gefiel. Das Drehmoment ist bärig und lässt sogar den nachfolgenden Benziner am Berg im Rückspiegel immer kleiner werden. Etwas spritziger in der Ebene ist zwar der Otto-Triebling, aber er braucht auch richtig Drehzahl. Der Dieselmotor wartet schon ab 1.700 Kurbelwellenrotationen mit mächtig Bumms aus dem Drehzahlkeller auf und schiebt den RAV4 kraftvoll nach vorne. Und das zu knappen Verbrauchswerten. Dieses Triebwerk ist zu Recht das Herzstück beim RAV4. Schon in der Basisversion ist im Prinzip alles Wichtige drin, was der fahrende Mensch für Sicherheit und Komfort benötigt: Klimaanlage und 7 Airbags. Die Ausgabe mit textilen Sitzbezügen gefiel uns besser, da Leder im Hochsommer arg heiß wird und entsprechend ungemütlich. Die Lenkung darf als Maßstab für alle SUV-Modelle gelten: keine tote Luft im Lenkgetriebe, angenehme, nicht zu weiche Servo-Unterstützung, straff und sehr präzise. Da macht sogar Kurvenräubern Freude. Die Reife nach 16 Lebensjahren ist dem RAV4 deutlich anzumerken.

Dass die Konkurrenz nicht schläft, weiß auch Toyota und so wird sicherlich die hausinterne Preisgestaltung doch gelegentlich zum Nachdenken auffordern: sie zeugt von hohem Selbstbewusstsein. Andererseits: der Neue kostet genauso viel wie das Vorgängermodell. Die Preisliste in der Executive-Variante (2,2-Liter D-CAT in Komplettausstattung) endet derzeit bei 34.950 Euro. Dafür ist die Sonderausstattungsliste beachtlich und erfreulich kurz. Für den Diesel ist leider keine Automatikversion zu bekommen. Auch darüber darf man sich gelegentlich mal gute Gedanken machen. Ob man hoffen darf?

Text und Bilder: Frank Nüssel

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