Buchtipp der Woche

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Abi Ofarim: Licht und Schatten. Langen Müller Verlag; 19,90 Euro.

Abi Ofarim sagt von sich selbst, dass er nur selten die Fassung verliert, aber wenn, dann richtig. Bei jenem Türsteher, der zwar ihn einlassen wollte, nicht aber seinen Begleiter, hatte Abi Ofarim allen Grund zur Wut. Der da als persona non grata durchging, war ein Schwarzer und als solcher nicht erwünscht. Außerdem hieß er Jimi Hendrix und galt als Gott der Gitarre. Es waren die sechziger Jahre, Abi Ofarim machte seinem Ärger Luft und der Türsteher war seinen Job los.

In den letzten Jahren waren aus der Familie Ofarim überwiegend Abis Söhne Gil und Tal berühmt, der Vater wirkte als Manager. Dabei kann er selbst auf eine fast fünfzigjährige Karriere als Musiker zurückblicken.

Mit seiner ersten Ehefrau Esther stand er bis 1969 auf der Bühne. Welthits wie Morning Of My Life und Cinderella Rockefalla gehen auf das Konto des Duos, bei dem Esther mit ihrer Stimme und Erscheinung den Stil prägte, während Abi als musikalischer Perfektionist im Hintergrund wirkte. Nach der Trennung gelang ihm 1982 ein kurzes Comeback, heiratete erneut, wurde kurz hintereinander zweimal Vater, und aus der geplanten Babypause erwuchs eine fast 30-jährige Bühnen-Abstinenz und Managertätigkeit.

Wo Licht ist, ist auch Schatten, das hat Abi Ofarim besonders drastisch erfahren. So verschweigt er weder seinen jahrelangen exzessiven Drogenkonsum mit allen Folgen bis hin zur Inhaftierung, noch seine Wechselbäder zwischen Erfolg und Mißerfolg: Komplett fehlender Geschäftssinn in eigener Sache brachte ihn mehrfach an den Rand des Ruins, und seine Aktivitäten als Komponist, Solointerpret und Produzent wurden oft zwiespältig aufgenommen. Künstlerischer Perfektionismus führte auch mal dazu, dass die Schallplatten zwar von Kritikern hoch gelobt wurden, aber den Geschmack des Publikums nicht trafen und wie Blei in den Läden lagen.

Das alles liest sich streckenweise spannend wie ein Krimi, und so dürfte sich Abis Leben tatsächlich mehr als einmal angefühlt haben. Über allem steht der unerschütterliche Optimismus des Künstlers, der über das, was ihm widerfahren ist, nicht ein einziges Mal klagt, sich dafür aber umso lieber mit einem guten Schuss Selbstironie betrachtet.

Übrigens: Licht und Schatten gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Thomas Münchow. Abi Ofarim hat selbst auch vor kurzem wieder etwas für den CD-Player produziert: Too Much Of Something (Kaos).

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