Erste Erfahrungen: Ford Focus RS 500

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Der Ford Focus ist ein Auto mit zwei Aufträgen: Er soll einmal ein auf die Wünsche der Kunden maßgeschneidertes Produkt in der kompakten Mittelklasse sein, soll dort Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit, Alltagstauglichkeit und zusätzlich Komfort und Freude am Fahren vermitteln. Der Ford Focus ist aber auch – in „leicht modifizierter Form“ zugegeben – das Aushängeschild des Herstellers in der Rallye-Weltmeisterschaft, wo sich die Werkspiloten mit den Konkurrenten aus dem Hause Citroën einen erbitterten Kampf um den Titel in der Fahrer- und Konstrukteurs-weltmeisterschaft liefern. Als „Focus RS“ hat Ford eine richtig bissige Ausgabe seines WRC-Autos für die Straße gebaut. Dieses Produkt wird jetzt noch einmal durch einen Kompakt-Kracher in limitierter Auflage (500 Stück insgesamt, 55 in Deutschland) potenziert. Sein Name: Ford Focus RS 500.

350 PS, allein auf die Vorderräder gewuchtet, dazu ein „Zorro-Gesicht“ ganz in mattschwarz. Der Focus RS „500“ ist die ultimative Ausgabe dessen, was mit einem „hundsgewöhnlichen Focus“, den man auf die Straße lassen darf, noch so alles anstellen kann. Breitbeinig, drohend und doch verlockend steht er da. So ein bisschen wie einst der „Night Rider“ aus der Fernsehserie, der David Hasselhoff zu weltweiter telegener Berühmtheit verhalf.

Die Frage kann deshalb auch nicht lauten: Muss es einen Ford Focus mit 350 PS geben, der sich wie wild gebärdet und als die „schönste Form der Unvernunft“ seinem Fahrer Adrenalin gleich Kübelweise verspricht? Der Fragen sind mehrere: Wie geht man mit so einem Fahrzeug bewusst um, um die Reize des aufgeladenen Fünfzylinder-Triebwerks auszuloten, sich dabei aber auch der Verantwortung bewusst bleiben, Teilnehmer am öffentlichen Straßenverkehr zu sein. Und zusätzlich lockt natürlich das Umsetzen der Ideen und Vorgaben eines elitären Kreises von Ingenieuren und Designern für dieses Prachtexemplar.

Gegenüber dem 305 PS starken RS bietet die limitierte Ausgabe noch einmal 45 PS mehr. Der 2.5-Liter-Motor schreit beim Beschleunigen regelrecht auf und jagt den knapp 1,5 Tonnen schweren Fronttriebler mit Verve von Kurve zu Kurve. Bis zu 7.000 Umdrehungen auf dem Tacho geht es hinauf ohne Murren, Zögern oder die Spur eines vorübergehenden Leistungsverlustes. Der Schub ist einfach nur gigantisch und die „Philharmonie“ des Fünfzylinders macht das Ganze auch noch zu einem akustischen Genuss.

Aber es ist nicht allein die schiere Kraft, nicht allein das Beschleunigen, das Schalten in den knackigen und kurzen Wegen, das das Bewegen eines solchen Produktes zu einem Fahrerlebnis werden lässt. Es ist das Gesamtpaket, das einfach rundum stimmt. Ein Fahrwerk beispielsweise, das haargenau auf ein solches Erzeugnis, das Fahrspaß pur verleihen, aber dennoch seine Alltagstauglichkeit nicht verlieren soll, abgestimmt wurde. Der gewaltige Dachspoiler am Heck ist nicht nur optische Beigabe, sondern sorgt auch für Traktion ohne Ende und für spurtreues Verhalten des Hecks, wenn es in die Nähe des Grenzbereiches geht. Ein Genuss ist auch die Innenausstattung mit Fauteuils, die an ein World Rallye Car (WRC) erinnern und Sportambiente pur in jeder Anordnung und Ausführung suggerieren und wahr machen.

Ein paar Daten noch als Beigabe zur Emotionalität, die einen „Ausritt“ mit einem solchen Kracher unabwendbar begleitet. Die Höchstgeschwindigkeit des RS 500 von 265 km/h reicht leicht aus, um die Fahrer von ein paar auf 250 km/h abgeregelten Luxuslimousinen aus Stuttgart, Ingolstadt oder München bleich werden zu lassen. Aus dem Stand auf Tempo 100 geht es in 5,6 Sekunden. Ford gibt den Normverbrauch des 46.050 Euro teuren „Spielgerätes“ mit 9,4 Liter an. Womit die „schwarze Unvernunft“ aber bestenfalls brav über die Landstraßen geschaukelt werden könnte. Übrigens: wer sich jetzt mit dem Gedanken anfreunden möchte, dieses Prachtstück vielleicht seinem Fuhrpark einzuverleiben, dem sei gleich gesagt: Die für Deutschland vorgesehenen 55 Exemplare sind alle schon verkauft. Schade!

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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