USA: Neue Streifenwagen – „Uncle Sam“ rüstet auf

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Nachdem die amerikanische Polizei bislang ähnlich wie bei uns in Europa zumeist mit etwas aufgemöbelten Familienkutschen unterwegs war, bekommen die Cops bald neue Dienstwagen. Denn obwohl die Kassen der Behörden Schwindsucht haben, fordern die Blauhemden aus Angst vor terroristischen Übergriffen und steigender Kriminalitätsrate endlich Autos, die ihrer Aufgabe angemessen sind. Die Industrie hat diese Herausforderung angenommen und bietet Polizei, FBI und all den anderen Gutmenschen in Uniform für den Kampf gegen das Böse demnächst maßgeschneiderte Streifenwagen. Kein Wunder: Schließlich ist die innere Sicherheit ein einträgliches Geschäft, denn allein die Polizei kauft in Amerika jedes Jahr rund 75.000 neuer Dienstwagen.

An vorderster Front fährt dabei der Ford Interceptor. Der „Abfangjäger“ soll im nächsten Jahr den Crown Victoria beerben, der seit Jahr und Tag die Zulassungsstatistik der US-Behörden anführt. Für den Dienst an der Gerechtigkeit hat Ford die vom Taurus abgeleitete Limousine nicht nur martialisch angestrichen, sondern gleich zu einem Rammbock auf Rädern gemacht: Die sogenannten Pushbars an der Front boxen alle Gegner von der Straße wie Billardkugeln beim ersten Stoß, die in speziellen Crashtests gestählte Karosserie übersteht auch schwere Karambolagen ohne größeren Schaden, die Bremsen haben mehr Biss und das Design ist so Furcht einflößend, dass einem schon beim ersten Blickkontakt im Rückspiegel der Angstschweiß auf die Stirn tritt.

Dazu gibt es natürlich die übliche Polizei-Ausstattung: Schon im Frontbügel stecken genug LED-Strahler für eine blau-rote Disco-Party. Wo andere Autos in den Gehäusen der Außenspiegel Blinker haben, gibt es hier Blitzlichter, auf dem Dach ist mehr Leuchtkraft installiert als bei den Reklametafeln rund um den New Yorker Times Square, und wie jeder ordentliche US-Polizeiwagen hat auch der Interceptor einen Suchscheinwerfer, der an einem Bügel durch die A-Säule geführt und wie ein Gewehrlauf dirigiert wird.

Sieht man einmal vom verstärkten Fahrwerk ab, bleibt der Interceptor unter dem Blech allerdings ein braver Taurus. Deshalb müssen sich nun auch die US-Polizisten mit dem Downsizing anfreunden und Abschied vom lieb gewordenen V8-Motor des Crown Victoria nehmen. Stattdessen gibt es den rund fünf Meter langen Interceptor wahlweise mit einem 3,5 Liter großen V6-Motor mit 193 kW/263 PS oder als getunten SHO mit 268 kW/365 PS und Allradantrieb.

Zwar gibt Ford in diesem Geschäft den Ton an. Doch mischen auch Chrysler und General Motors bereits gehörig am Tatort mit und planen ebenfalls spezielle Polizeiversionen ihrer Familienkutschen. Der Dodge Charger ist bereits auf Streife, und den Chevrolet Caprice können die Behörden zumindest bestellen: Anders als den Interceptor gibt es ihn ganz nach dem Geschmack der Cops auch wieder als V8-Modell: 261 kW/355 PS, rund 500 Nm Drehmoment und Heckantrieb sollten für so manch spektakuläre Verfolgungsjagd reichen.

Menschen wie William Santana Li gehen diese Überlegungen allerdings nicht weit genug: Er ist Chef der US-Firma Carbon Motors und will im nächsten Jahr den ersten Pkw auf den Markt bringen, der allein für den Polizeieinsatz entwickelt wurde. Der Carbon E7 bekommt dabei Schützenhilfe aus Deutschland: BMW steuert ein Antriebspaket aus Sechszylinder-Dieselmotor mit rund 220 kW/300 PS, Kühl- und Abgassystem sowie Automatikgetriebe bei. Damit soll der E7, von dem laut Hersteller schon über 12.500 Bestellungen aus fast allen Bundesstaaten vorliegen, bis zu 250 km/h schnell fahren. Weiterer Vorteil: Die sparsameren Diesel können im Vergleich zu den durstigen V8-Benziner länger auf Verbrecherjagd gehen.

Äußerlich fällt der Carbon vor allem durch eine rammbock-gleiche Karosseriestruktur, gegenläufige Türen, bündig eingearbeiteten Signalleuchten und einen ebenso abwaschbaren wie vandalensicheren Innenraum auf: „Jede Berufsgruppe hat ihre Spezialfahrzeuge“, klagt der Überzeugungstäter mit Blick auf Soldaten, Feuerwehrmänner oder Sanitäter. Nur die Polizei fahre ihre Streifen in halbherzig umgerüsteten Pkw: „Die Frauen und Männer, die unsere Gemeinschaft schützen, haben Besseres verdient.“ Ob es soweit allerdings tatsächlich kommen wird, ist bislang noch offen. BMW hat zwar die Lieferung über mehr als 240.000 Dieselmotoren zugesagt, aber mehr als einen Prototypen kann Carbon Motors derzeit noch nicht vorweisen.

Text und Fotos: Spot Press Services/bb

Scroll to Top