Post im Spreewald: Es ist wieder „Kahn-Saison“

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Jutta Pudenz trägt in Deutschland auf vermutlich umweltfreundlichste Art und Weise Briefe, Päckchen und Pakete zu ihren Kunden. Natürlich gehört der gelbe Postkahn in Lübbenau-Lehde zugleich zu den leisesten Beförderungsmitteln, den der große Logistikkonzern zu bieten hat. Da kann kein Fahrrad, Auto oder gar Flugzeug konkurrieren. Die Postbotin via Kahn wird in der laufenden Saison rund 1.100 Kilometer mit reiner Muskelkraft zurücklegen. Das entspricht in etwa der Strecke Berlin-Warschau-Berlin. Bis zum Herbst bringt die Postbotin wöchentlich mehr als 600 Briefe und Postkarten sowie bis zu 30 Pakete und Päckchen an die Spreewald-Kunden.

Seit über 100 Jahren werden ab Frühjahr die Haushalte in dieser einzigartigen Region über die Fließe mit Brief- und Paketpost versorgt. Auch in Zeiten moderner Logistik- und Transportnetze bleibt die Deutsche Post bei dieser in Deutschland einmaligen Art der Zustellung und pflegt damit eine regional-typische Tradition. „Wir bekommen jedes Jahr unzählige Anfragen aus dem ganzen Land, wann denn die Postsaison mit dem gelben Kahn wieder beginnt. Viele Touristen aus dem In- und Ausland wollen den Postkahn sehen, ihn fotografieren und ‚mit nach Hause nehmen’. Das ist auch in diesem Jahr wieder so“, sagt Post-Pressesprecher Rolf Schulz gegenüber KÜS-Online. Ergänzt wird der Service auf dem Wasser mit einer kleinen Postfiliale. Für ihre Kunden hat Post-Kapitänin Jutta Pudenz auch Briefmarken an Bord und nimmt Postsendungen entgegen. Mit ihrem gelben Kahn ist die 57-Jährige mittlerweile selbst zu einer beliebten Touristenattraktion geworden.

Im Frühjahr diesen Jahres wurde der Postkahn von einem Spreewälder Bootsbauer aufwendig in Stand gesetzt und ist jetzt mit neuem schwarz-gelben Anstrich versehen. Die verwendete Antifouling-Farbe erfüllt dabei natürlich die im Spreewald bestehenden strengen Auflagen zum Gewässerschutz.Briefmarkenfreunden bietet die Deutsche Post einen Sonderstempel an. Er zeigt die Postbotin auf dem Postkahn und trägt das aktuelle Datum sowie den Text „Eröffnung der Spreewaldkahn-Zustellung“. Die Offerte gilt bis zum 7. Mai 2010.

Von Frühling bis Herbst ist der gelbe Spreewaldkahn der Deutschen Post unterwegs. Diese Form der Zustellung gibt es bundesweit nur auf den Fließen im brandenburgischen Spreewald. Postbotin Jutta Pudenz ist seit nunmehr 19 Jahren in der warmen Jahreszeit an jedem Werktag mit ihrem knapp neun Meter langen Kahn auf Tour. Routiniert setzt sie dabei das „Rudel“ ein, der rund vier Meter langen Schubstange für die Kahnfahrt. Acht Kilometer legt sie dabei täglich auf dem Wasser zurück. Im Winter versorgt sie die Lehder Einwohner über die zahlreichen Brücken auf dem Landweg – wobei sie bei anhaltenden Minusgraden die Abkürzung über zugefrorene Fließe nutzt.

81 Haushalte werden von Jutta Pudenz mit Hilfe des Spreewaldkahns versorgt. Viele der Hausbriefkästen befinden sich direkt am Wasser. Oft aber muss die gebürtige Senftenbergerin auch ihren gelben Kahn am Ufer festmachen, um den Weg zu den weiter entfernten Häusern zu Fuß zurückzulegen. Zudem leert sie unterwegs auch drei Briefkästen an Ausflugsgaststätten. Zu ihrer Tagestour gehört auch die Auslieferung von Postsendungen in Lübbenau, wo sie allerdings mit einem Kleintransporter unterwegs ist.

Jutta Pudenz gehört zu den Mitarbeitern der Deutschen Post, die als Mobiler Post-Service unterwegs sind. Dieser Service, der sich besonders in den ländlichen Regionen der Republik bewährt hat, besteht nicht nur aus dem Transport von Sendungen. Die Kunden können außerdem die wichtigsten Postdienstleistungen wie Briefmarkenkauf oder Postversand unmittelbar an der Haustür in Anspruch nehmen.

Der Postkahn gehört seit mehr als 100 Jahren zum Alltagsbild der Region Lübbenau-Lehde. Noch vor einem Jahrhundert war es üblich, dass die Spreewaldbewohner selbst bei der Post nach eingegangenen Sendungen fragten und diese mit dem Kahn abholten, beispielsweise in Verbindung mit dem Kirchbesuch. Als der Postverkehr weiter zunahm, wurde dann ein Spreewaldkahn für die Postzustellung vor Ort eingesetzt.

Text: Erwin Halentz, Fotos: Deutsche Post.

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