Vergleichstest: Kia Soul und Nissan Cube

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Die Segmente fransen aus, Markenloyalitäten sinken, das Auto wird zur Folie des ironisch-postmodernen Zeitgeistmenschen: was die Futurologen der Branche seit Jahren prophezeien, wird nun Realität. Beweise? Zum Beispiel der Kia Soul und der Nissan Cube – zwei Alternativen zu herkömmlichen Autos, die sich weitgehend über Design und einen etwas vage formulierten Lifestyle-Begriff definieren.

Von außen sind beide Autos höchst individuell – Verwechslungsgefahr besteht weder untereinander noch mit irgendwelchen anderen Fahrzeugen. Der Kia Soul tritt durchaus aggressiv auf: kantig, breitbeinig, behelmt und mit einer Fensteröffnung, die entfernt an den Lancia Stratos erinnert. Im GM-Design gab es ganz ähnliche Konzepte schon vor zehn Jahren – doch damals fehlte den Amerikanern der Mut, das auf die Straße zu bringen, was sich die Koreaner nun trauen.

Im Innenraum des Soul dominieren große Rundinstrumente und eine schwebend erscheinende Mittelkonsole. Das bei den gehobenen Ausstattungen lieferbare erweiterte Sound-System wartet mit LED-Leuchteffekten auf. Dabei pulsieren die Diodenringe im Takt der Musik.

Wer das schon ungewöhnlich findet, den erwartet mit dem Nissan Cube ein echter Kulturschock. Die Form bricht mit fast allen Regeln konventioneller Autogestaltung. So ist die Fensterpartie asymmetrisch ausgeführt; die Hecktüre ist seitlich angeschlagen und schwingt weit nach außen; die Rückleuchten sind flach in die hinteren Stoßflächen integriert, und die Frontpartie soll nach Aussage von Nissan-Designern – und das ist ernst gemeint – an eine Bulldogge mit Sonnenbrille erinnern.

Während der Cube von außen immerhin an die nur in Japan angebotene, etwas technischer wirkende Vorgängergeneration erinnert, bricht der Innenraum nochmals mit jeglicher Tradition. Der extrem luftige Eindruck wird durch ein transparentes Dach mit einer sogenannten Shoji-Jalousie im Stil japanischen Reispapiers unterstrichen. Das gesamte Interieur soll an einen Whirlpool erinnern, und als i-Tüpfelchen figuriert der flauschige, kreisrunde Teppich, der aus der Oberseite der Armaturentafel wächst.

Das Fahrgefühl in den beiden Asiaten könnte trotz der ähnlichen Abmessungen kaum unterschiedlicher sein: Der Nissan Cube vermittelt ein extrem großzügiges Raumgefühl, Fahrverhalten und Akustik verorten ihn jedoch eindeutig im Kleinwagen-Segment. Längere Autobahnetappen lassen sich zwar problemlos absolvieren, eine Einladung zum dynamischen Fahren auf kurvigen Landstraßen formuliert der kleine Kastenwagen jedoch zu keiner Zeit. Und auch die Fünfgang-Schaltung arbeitet nicht so knackig, wie wir es von Japanern erwarten.

Ganz anders der Kia Soul: Hier passt auf Anhieb alles zusammen, der Fünftürer läßt sich präzise um die Ecken zirkeln und vermittelt auch akustisch mehr Freude als der Cube. Bäume lassen sich zwar auch mit den 93 kW/126 PS des Vierzylinders nicht ausreißen, doch er wirkt eine ganze Fahrzeugklasse erwachsener als sein japanischer Konkurrent.

Dass der Kia trotzdem stolze 2.100 Euro günstiger ist als der Nissan, liegt vorwiegend an seiner einfacheren Ausstattung. Der Cube bietet schon ab Werk Tempomat und Panoramadach, womit sich der Preisvorsprung des Soul relativiert. Welcher der beiden Asiaten es letztlich werden soll, bleibt Geschmacksfrage.

Text: Spot Press Services/jm
Fotos: Kia, Nissan

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