Das Brett vorm Kopfe – eine nachdenkliche Betrachtung

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Neue Fachbegriffe, so genannte Termini, und neue Namen für neue Entwicklungen in der Automobilbranche stellen einfach einen Tribut an die Moderne dar. Umso mehr erstaunt und erschreckt bisweilen die Benutzung von Begriffen, die aus der Urgeschichte des Automobils vor etwa 120 Jahren stammen und noch heute eifrig angewandt werden, obgleich längst neue Begriffe dafür adaptiert sind.

Als kleinere Beispiele dürfen erwähnt sein: Atmospären-Überdruck, um den Luftdruck anzuzeigen. Heute heißt der Fachbegriff „bar“ als Maßeinheit für (Luft-)Druck. Moderatoren und Kommentatoren bei den TV-Anstalten klammern sich hautnah an einen Begriff, den es eigentlich nie hätte geben dürfen: „Stundenkilometer“. Wieviele Stunden braucht der autofahrende Mensch denn für einen Kilometer? Die Maßeinheit hier heißt richtig: Kilometer pro Stunde, lateinisch abgekürzt: „km/h“. Das stupideste Ding heißt „Armaturenbrett“.

Jungs, das WAR mal vor 120-90 Jahren! Damals trug in der Tat ein hölzernes Brett (alternativ: eine metalleneTafel) die Mess- und Kontrollistrumente auf oder in sich. Der nächste Schritt folgte: das Holzbrett wurde mit Tuch oder dünnem Leder verkleidet und trug dennoch die „Uhren“. Heutzutage gibt es das alles nicht mehr, seit mindestens 50 Jahren. Heute trägt ein „Modul“ (Formteil) die nötigen Instrumente und Anzeigen. Es besteht überwiegend aus diversen Verbund-Kunststoffen, oftmals mit Metallseelen verstärkt, ordentlich gepolstert, weil es ein wichtiges Teil der integrierten inneren passiven Sicherheit darstellt. Vom ehemaligen „Brett“ keine Spur mehr. Wer das Teil heute mit einem Namen versehen will, ist gut bedient, Begriffe wie „Armaturenträger“ oder „Instrumententräger“ zu benutzen. Und wer sprachlich bereits ins nächste Jahrhundert hinein formulieren möchte, dem seien Begriffe wie „Armaturenpanel“ oder „Armaturendesk“ auch bald erlaubt. Wobei allerdings das Armaturenpanel wieder auf das klassische hölzerne „Paneel“ zurück verweist. Zum anderen auch in die heutige Pilotensprache. Nur eines ist eben wahrhaftig von gestern – eben das erwähnte das Armaturen-„Brett. Freilich mag ein solches der ein oder andere vor dem Kopf tragen, vielleicht gibt es sogar verschiedene Ausführungen von Eiche rustikal über Teak bis Mahagoni.

Text und Foto: Ignaz Hammer

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