Französische Fahrzeuge haben es – Qualität und Anmutung hin oder her – hierzulande umso schwerer, je mehr das Fahrzeug Richtung Oberklasse tendiert. Bestes Beispiel war vor vielen Jahren der Renault Safrane, ein exzellentes, Fahrzeug: innovativ, komfortabel und seiner Zeit fast schon voraus: Gegen die Platzhirsche aus München, Ingolstadt und Stuttgart aber stand der Safrane auf verlorenem Posten. Anders als die Meute des Durchschnitts ist auch das Fahrzeug aus dem Land der Marianne, um das es in dieser Folge geht: Der Citroën C5 mit Sechszylinder und zweifach aufgeladenem Diesel-Triebwerk.
Die Zielgruppe, die die Marke mit dem Doppelwinkel mit dem mächtigen C5 anpeilt, ist leicht auszumachen: Das Privatgeschäft bricht ab Mittelklasse aufwärts sichtbar in sich zusammen, also muss eine andere, oder zumindest doch zusätzliche, Klientel akquiriert werden: das Flottengeschäft. Mit dem neuen C5 umgarnt Citroën nicht nur, aber auch, den illustren Kreis der gehobenen Geschäftskunden. Gefallen könnte das vor allen Dingen Autofahrern, die Wert darauf legen, sich individuell aus der Masse der gehobenen Mittelklasse bis Oberklasse abzuheben und dennoch in jeder Hinsicht komfortabel, etwas ungewöhnlich und wohl behütet unterwegs zu sein.
Das französische „voiture exceptionnelle“ wurde für den deutschen Markt etwas alemannischer umerzogen, als das bei der Originalversion in Frankreich der Fall ist. Der C5 baut auf der Plattform des größeren C6 auf, doch einige Details wurden für den deutschen Kunden kommoder und gewöhnungsunbedürftiger gestaltet. Dazu gehören beispielsweise die Fauteuils, die sich straffer, besser konturiert, aber doch noch komfortabel und für lange Autobahnfahrten ausgelegt, anfühlen.
In der Auslegung des Fahrwerks offenbart sich ein gelungener Kompromiss finden sich sportiver Dynamik und komfortabler Eleganz. Wie von Citroën gewohnt, filtert das Federungs-System „Hydractive III+“ jegliche Unebenheiten wie Schlaglöcher oder widrige Hinterlassenschaften von „Väterchen Frost“ heraus. Dennoch ist die Charakteristik gegenüber dem Vorgängermodell stimmiger und mutet weniger nach Berg- und Talbahn an. Das Ganze durchaus auch ohne nervende Lastwechsel bei zügigen Kurvenpassagen, wobei sich die Hydropneumatik sowohl den Straßenverhältnissen wie auch dem Fahrstil des Piloten anpasst. Doch das Kurven räubern ist nicht die Domäne des C5, der von dem 240 PS starken Biturbo befeuert wird. In der Verbindung mit der punktgenau und seidenweich abreitenden Sechsgang-Automatik (wahlweise mit manueller Schaltkulisse), liefert der akustisch kaum wahrnehmbare Sechszylinder Fahrleistungen einer Oberklasse-Limousine ab. Kraftvoll aus dem unteren Drehzahlbereich heraus nach oben ziehend, wird der Zweitonner in 7,9 Sekunden dank eines Drehmoments von 450 Newtonmeter schon bei 1600 Umdrehungen auf Tempo 100 wie im Raumgleiter nach oben gezogen. Erst bei Tempo 240 sagt die Tachonadel „rien ne va plus“. Im naturgemäß nicht ganz so forschen Durchschnitt kamen wir auf einen Verbrauch von 7,8 Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer. Angesichts des Gewichts der Limousine und der Leistung ein blendender Wert.
Im Interieur herrscht fast schon vornehme, gedämpfte Wohlfühl-Atmosphäre mit ausgezeichneten, sehr gut verarbeiteten Materialien. Die Insassen dürfen sich in beiden Sitzreihen über viel Bein- und Kopffreiheit freuen, 467 Liter Verfassungsvermögen des Kofferraums erlauben auch mit vier Personen klaglos die Fahrt in den Urlaub. Citroën-eigene Ausstattungsdetails wie die feststehende Radnabe im Lenkrad, der Spurwechsel-Assistent („Poporüttler“) oder ein Komfortsitz mit Massagefunktion bringen einiges an unerwarteten Annehmlichkeiten mit sich, die in vergleichbaren deutschen Fahrzeugen nicht unbedingt „state of the art“ sind. Unser Testfahrzeug in der Ausstattungsvariante „Exclusive“ kostete 46.400 Euro. Der Grundpreis beläuft sich auf 38.900 Euro, hinzu kamen ein so genanntes „Luxuspakt“ für 4.890 Euro, eine 500 Euro teure Metallic-Lackierung und ein Navi mit Festplatte für 2.110 Euro.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Jürgen C. Braun, Citroën