Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sicherlich haben Sie in den vergangenen Tagen auch die Meldungen um die Rückholaktionen von Toyota verfolgt. Knapp acht Millionen Fahrzeuge muss der japanische Autoriese in Europa und den USA in einer der größten Rückrufaktionen der Geschichte in die Werkstätten ordern, um die Fahrzeuge der Modellreihen Avensis, Aygo, IQ, Yaris, Auris, Corolla, Verso und RAV4 der Baujahre 2005 bis 2010 mit einer Verstärkung des Gaspedals auszustatten. Was daraufhin nicht nur in der Branche, sondern auch an der Börse geschah, zeigt wieder einmal die Macht des Wortes. Zunächst einmal zeigten sich viele Toyota-Fahrer verunsichert, dann zogen andere Auto-Besitzer nach und fragten sich „Kann das bei meinem Fahrzeug auch passieren“ und schließlich folgten auf den internationalen Parketten Turbulenzen der Automobil-Titel, bei denen ein Seismograf heftige Ausschläge verzeichnet hätte.

Sicherheit, und das zeigt sich gerade bei solch exaltierten Fällen ganz deutlich, ist immer noch das höchste Kriterium bei der Bewertung der Tugenden des Automobils. Da kann ein Fahrzeug noch so toll aussehen, so wirtschaftlich, geräumig, schnell und schnittig sein wie es will: Sobald die Fahrtüchtigkeit und damit die körperliche Unversehrtheit seiner Insassen in Frage gestellt wird, ist „Schluss mit lustig“. Für uns als Sachverständigen-Organisation hat dieses Thema seit jeher höchste Priorität gehabt und wird es auch in Zukunft haben.

Nur wenige Tage nach dem Toyota-Desaster veröffentlichte das europäische Crash-Institut Euro NCAP seine jüngste Bilanz. Euro NCAP hat im vergangenen Jahr seine Verfahren und seine Kriterien massiv verschärft. Die aktuelle Wertetabelle umfasst 50 populäre Personenwagen, deren Sicherheitskriterien für Erwachsene, Kinder und Fußgänger getestet wurden. An der Spitze dieser Messlatte liegt der aktuelle VW Golf. Dahinter aber, und auch das sollte man angesichts der Bremspedal-Debatte nicht außer Acht lassen, folgen mit Prius und Avensis zwei Fahrzeuge von Toyota. Eine Nachricht wie die eingangs erwähnte mag zwar im Moment eine ungeheure Wirkung auf das öffentliche Meinungsbild haben, doch objektive Rückschlüsse auf das Gesamtgefüge der Sicherheitsanstrengungen eines Herstellers lassen sich daraus kaum ableiten.

Insgesamt sieben Modelle, darunter die beiden Hybrid-Fahrzeuge Honda Insight und Toyota Prius, sowie der Hyundai i20, der Volvo XC60 und der Opel Astra erhielten die Maximal-Punktzahl von fünf Sternen. Am Schluss der Skala mit nur drei Sternen liegen der Suzuki Alto und – man höre und staune – mit dem Urban Cruiser ebenfalls ein Auto aus dem Hause Toyota. Was soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, diese Hitparade der Sicherheits-Bewertungen jetzt sagen? Vielleicht, dass es keine „schwarzen Schafe“ in Sachen Sicherheit auf dem Markt gibt, dass die Anstrengungen auf diesem Sektor immer größer werden und dass Fahrzeuge, die noch vor ein paar Jahren Top-Plätze in ihren Kategorien belegt hätten, jetzt auf einmal „durch den Rost“ fallen.

Die Statistiken aber verdeutlichen meiner Meinung nach vor allem eines: Sie können für die Fahrerin oder den Fahrer nur Anhaltspunkt sein für sein eigenes individuelles Fahrverhalten. Denn die Sicherheit eines Fahrzeugs besteht nicht nur aus einem möglichst starken Gaspedal und aus möglichst vielen rettenden Luftsäcken, sondern hängt auch zum großen Teil von der Umsicht und Erfahrung desjenigen ab, der hinter dem Steuer sitzt. Die größte Sicherheitskomponente eines Fahrzeugs, und das ist sicherlich nicht nur meine eigene Meinung, ist die Rücksicht auf alle Verkehrsteilnehmer. Und da sind die Insassen des eigenen Fahrzeugs mit eingeschlossen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes und vor allem sicheres Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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