Test-Tour: Nissan Qashqai

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Mal ganz ehrlich: Irgendwie klingt der Name dieses Autos doch so, als ob man versuche, auf dem Nachhauseweg frühmorgens von der Silvesterparty noch eine gepflegte Konversation zu führen. Geschrieben Qashqai, gesprochen Kaschkai, womit besagter Silvesternacht-Heimkehrer voll des süßen Schampus und anderer geistiger Getränke vielleicht auch gemeint haben könnte: hasch mich im Mai oder etwas Ähnliches von elementarer Bedeutung. Doch hinter der ziemlich undurchsichtigen und auf den ersten Blick auch sinn-entstellten Namensgebung steckt ein Auto, das uns in den zwei Wochen Praxistest viel Freude bereitet hat. Und das gleich auf mehrfache Art und Weise.

Fangen wir doch einfach mal mit der Zielsetzung des Qashqai an: Das Auto sieht (nicht nur auf den ersten Blick) aus wie ein handlicher Geländewagen, dabei sollte er doch bei seiner Markteinführung einmal den kompakten Almera ablösen. Der war ziemlich in die Jahre gekommen, obwohl er sich eigentlich nicht schlecht verkauft hatte. Aber der Almera war einfach nicht mehr en vogue, was nichts anderes heißt, als dass seine Erscheinung kaum mehr jemanden vom Hocker gerissen hat und seine übrigen Wertmaßstäbe im Sumpf des Konkurrenzangebotes zu verschlammen drohten.

Jetzt aber kommt dieses Auto mit dem unaussprechlichen Namen daher und rollt mit gekonntem, aber nicht übertriebenem Design im Offroad-Look daher. Wobei das Fahrzeug nicht nur Qualitäten außerhalb der Asphaltpiste vorgaukelt, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Unser Modell mit dem 140-PS-Motor war nämlich mit dem bewährten Vierrad-System aus dem X-Trail ausgestattet und hat von daher nicht nur Charme und Aussehen eines Fahrzeugs, das nicht nur für Stadt und Landstraße, sondern auch für das Gelände geeignet ist. Ein typischer Crossover eben. Dank einer hohen Bodenfreiheit und einer automatischen Kraftverteilung zwischen den beiden Achsen sind knochentrockene Feldwege, harte steinige Pisten oder Hänge für den Nissan Qashqai kein Problem. Im Gegenteil, das Befahren solchen Untergrunds macht richtigen Spaß, da sich der Wagen stabil bewegen lässt und keine großen Wankneigungen aufweist.

Nissan begibt sich mit diesem Fahrzeug aber auch im übertragenen Sinn auf ein glitschiges Terrain. Der Qashqai gefällt fraglos mit seiner unkonventionellen Formgebung, die eine gelungene Mischung aus Kompakt-Pkw und SUV ist. Kunden, denen bisher alles was außerhalb geordneter Bahnen lag, fremd und suspekt war, werden sich daran vielleicht stoßen und/oder sich nach Produkten bei der Konkurrenz umsehen, die eher dem Biedermann-Prinzip entsprechen. Andererseits verspricht sich der Hersteller auch einen erfolgreichen Raubzug bei Wettbewerbern, etwa bei Toyota, in dessen RAV4 der Qashqai ein wenig zielt.

Im Interieur herrscht gepflegte Atmosphäre vor, die weit mehr als nur billige Hartplastik aufweist. Dank der erhöhten Sitzposition genießt man einen umfassenden Rundumblick. Der Qashqai, der mit zahlreichen Ablagen und Stauräumen ausgerüstet ist, kann individuell mannigfach aufgewertet werden. Das einfach zu handhabende Navigationssystem wird in der Mittelkonsole über einen großen Bildschirm angezeigt, die Rückfahrkamera unseres Testwagens erwies sich als punktgenau. In diesen winterlichen Tagen sollte man allerdings dafür sorgen, dass das elektronische Auge auch von Schmutz und Eis befreit ist.

Die Welt des Nissan Qashqai beginnt bei 20.190 Euro in der Ausstattungsvariante Visia mit dem kleinen Benziner und reicht bis 28.040 Euro in der Tekna-Version mit dem großen, 140 PS starken Benziner. Das sind preisliche Angebote, die zum Teil deutlich unter den vergleichbarer Wettbewerber liegen.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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