Kahle/Schünemann: Das deutsche Vorzeigepaar bei der „Dakar“

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Genau eine Woche haben die Teilnehmer der Rallye Dakar jetzt hinter sich und damit einen Großteil der Strapazen in Argentinien und Chile, in der Atacama-Wüste und den Anden, schon hinter sich. Während vorn Vorjahressieger Volkswagen mit den Race Touaregs 2 und Ex-Weltmeister Carlos Sainz die Musik macht, kämpfen viele Amateure und Halbprofis den Kampf ihres Lebens, um am Ende an zu kommen und die berühmteste Rallye der Welt, die zum zweiten Mal in Südamerika über die Bühne geht, als Finisher im Ziel abzuschließen. In einer ganz besonderen Wertung kämpft ein deutsches Paar um den Klassensieg: Der mehrfache deutsche Rallyemeister Matthias Kahle und sein Co. Dr. Thomas Schünemann bestreiten seit sechs Jahren gemeinsam den Ausdauersport in der Wüste und wollen in diesem Jahr ihren Vorjahressieg in der Buggy-Wertung wiederholen.

Nach einem glänzenden Auftakt mit einem Tagessieg mussten der gebürtige Sachse, der seit vielen Jahren in Köln lebt, und sein Hamburger Co-Pilot, der Unternehmer Dr. Thomas Schünemann, bereits am zweiten Tag einen Rückschlag hinnehmen. Sie verbrachten wegen eines technischen Defektes 130 Kilometer der Etappe am Haken des Abschleppwagens. Dann aber starteten die beiden Abenteurer in ihrem seltsam anmutenden Offroad-Gefährt eine sensationelle Aufholjagd, sind mittlerweile wieder die besten Deutschen der diesjährigen Dakar. Den zweiten Klassensieg in der Tageswertung verpasste das Duo nur um wenige Sekunden. Lange Zeit lagen die Piloten des HS Rallye-Teams mit großem Abstand vorn, bis sie eine Erosionsrinne mehrere Minuten kostete.

In einem schwer zu navigierenden Abschnitt schlugen die beiden Deutschen den richtigen Weg ein und erzielten bei der 68-Kilometer-Marke prompt die zwölfte Zeit. Den zwei Minuten vor ihnen gestarteten Klassenprimus Bernard Errandonea (SMG-Buggy) hatte das HS Rallye-Team da schon hinter sich gelassen. Kahle und Schünemann führten ihre Klasse auf den ersten 200 WP-Kilometern an – bis die beiden Deutschen plötzlich von einer Erosionsrinne – die nicht im Roadbook ersichtlich war – unerwartet ausgebremst wurden. Der rote Buggy rutschte mit der Nase in die ca. 1,5 Meter tiefe Rinne. Kahle/Schünemann konnten das Auto ohne fremde Hilfe befreien, büßten aber mehrere Minuten ein. Durch den Zwischenfall kam Errandonea wieder heran, übernahm die Führung und gewann die Etappe. Kahle/Schünemann positionierten sich auf Platz 20 in der Tagesgesamtwertung und Rang Zwei in der Klasse.

Den meisten Motorsportfreunden wird Matthias Kahle vor allem als Asphaltcowboy und mehrfacher Deutscher Rallyemeister mit verschiedenen Marken ein Begriff sein. Doch der Mann aus Görlitz verpasste es trotz deutlicher nationaler Dominanz immer wieder, international in einem Werksteam Fuß zu fassen. Auch weil sich immer mehr Hersteller aus der großen Rallyeszene zurückzogen und damit die guten Cockpit-Plätze, aber auch die finanzkräftigen Sponsoren immer weniger wurden. So entdeckte Kahle, der einst als Baggerfahrer gearbeitet hatte, sein Herz für den Marathonsport und fand in dem Hamburger Unternehmer Dr. Thomas Schünemann einen Seelenverwandten.

Dessen Unternehmen tritt in diesem Jahr gleich mit drei Teams bei der Rallye an, rangiert also von der Organisation und Struktur her zwischen den lupenreinen Amateuren und den Werkstrupps, die an der Spitze um Preise und Pokale, aber auch um Ansehen und Prestige ihrer Fahrzeuge kämpfen. Immerhin ist das Paar aus Köln und Hamburg jetzt wieder das beste deutsche Tandem bei der schwierigsten Rallye der Welt. Diesen Titel und natürlich den Klassensieg wie im vergangenen Jahr wollen sie auch heuer wiederholen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: HS Presseteam

Scroll to Top