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Nicht erst seit der Abwrackprämie freuen sich Kleinwagen wachsender Beliebtheit. Geringer Verbrauch und Unterhaltskosten sowie ein in der Regel akzeptabler Anschaffungspreis haben die Kleinen zur reizvollen Alternative werden und zu stattlicher Größe reifen lassen. Mit dem Jazz hat Honda ein leuchtendes Beispiel auf den Markt gebracht.

Wer im aktuellen Modell des Honda Jazz Platz nimmt, wird aus dem Staunen vorerst nicht wieder rauskommen: Statt wie erwartet im beengten Kleinwagen zu sitzen, bietet der japanische Zwerg Raum und Übersicht im Überfluss – auf allen Plätzen. In erster Linie beruht dies auf dem Karosseriewachstum, denn der aktuelle Jazz ist 55 Millimeter länger und 20 Millimeter breiter als sein Vorgänger. Damit rangiert er irgendwo zwischen größerem Kleinwagen und kleinerem Kompakt-Van, obgleich er optisch nach wie vor zu den kleinen Kleinwagen zählt. Ein weiteres Geheimnis des Platzgewinnes offenbart sich beim Blick in die technische Beschreibung. Die Entwickler bei Honda haben den Tank unter den Vordersitzen platziert und somit im Innern mehr Raum für Sitzende-Ideen geschaffen, die sich besonders im Fond in den Mittelpunkt rücken. Mit nur einem Handgriff lässt sich die hintere Sitzbank im Verhältnis 60:40 umklappen und es bietet sich ein ebener, knapp 430 Liter großer Stauraum. Die ausgefeilte Honda-Technik erlaubt auch dann ein einfaches Umklappen der Rückbank, wenn das vordere Gestühl in hinterster Position justiert ist. Selbst der Versuch, das von mehreren Familien gesammelte Altpapier mit dem Jazz auf einen Schlag beim Wertstoffhof dem Recyclingkreislauf zu zuführen gelang auf Anhieb: Papier, Fahrer und Beifahrer fanden ausreichend Platz im kleinen Honda.

Zentral platziert, zwischen Fahrer und Beifahrersitz sind Radio, CD-Player sowie sämtliche Schalter und Hebel zur Bedienung von Klimaanlage, Lüftung, beheizbarer Heckscheibe und Warnblinkanlage. Was jedermann zu Gute kommt: Das Gros der Radio-Funktionen erklärt sich von selbst, ein Studium der Bedienungsanleitung ist nicht erforderlich. Drehzahlmesser, Tacho und Tankuhr sind gut einsehbar, lassen sich dank ständiger Hintergrundbeleuchtung selbst bei schlechten Lichtverhältnissen gut ablesen. Überzeugt hat beim Test die Multifunktionsanzeige in der Tachomitte. Gesteuert per Taste am Lenkrad lassen sich viele aktuelle Fahrzeuginformationen abrufen. Darunter sind neben Durchschnitts- und Momentanverbrauch auch Reichweite, Außentemperatur, Wartungsanzeige und manuell einstellbarer Geschwindigkeitswarner verfügbar.Alle an der Lenksäule angebrachten Bedienhebel lassen sich selbst mit kleinen Händen mühelos erreichen. Für manchen Geschmack sicherlich zu sensibel präsentiert sich der Blinkerhebel mit seiner Tip-Funktion, bei der nach kurzem Antippen dreimal automatisch geblinkt wird. Nur einen Hauch zu kräftig angetippt, wird mehr als einmal aus der dreimaligen Automatik ein ungewolltes Dauerblinken. Auch die Anordnung der elektrischen Bedienelemente für Fenster und Zentralverriegelung in der Armlehne der Fahrertür bereitet einige Probleme: Im Dunkeln wird mal flott das gesamte Fahrzeug verriegelt, statt wie gewollt die Fenster geöffnet.

Die vorderen Jazz-Sitze überzeugen mit genügend Seitenhalt, guter Lendenstütze und ausreichend langer Sitzfläche. Selbst längere Fahrten lassen sich schmerzfrei und bequem absolvieren. Auch im Vier-Mann-Betrieb gibt es keinen Grund zur Klage: Bein- und Kopffreiheit sind überall ausreichend vorhanden, vorausgesetzt, die Plätze wurden anhand der Körpergrößen verteilt. Wenig Freude bereitete der 1,2-Liter Motor mit 66kW/90PS. Er ist in allen Lebenslagen überfordert und kann lediglich im innerstädtischen Gewühl problemlos mitschwimmen. Auf der Landstraße offenbart er seine Schwächen: Die angegebenen 90 PS genügen keinesfalls für spontane Überholmanöver. Diese müssen von langer Hand geplant sein, um sich keinerlei unnötigem Risiko auszusetzen. Auf der Autobahn gilt ähnliches: Der Rückspiegel wird zur wichtigsten Informationsquelle und selbst bergauf fahrende Lkw können unter Umständen ein schwerwiegendes Hindernis darstellen. Honda gibt den Verbrauch bei einer Streckenkombination aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn mit 5,3 Liter an. Dieser Wert kann tatsächlich erreicht werden – allerdings nur in der Stadt. Bei flotten Überlandfahrten muss der Motor seine Arbeit nahezu durchgängig im hohen Drehzahlbereich verrichten, was er mit einem enormen Durst quittierte. Beim Tritt auf das Gaspedal im großen Gang ändert sich merklich wenig: Zwar steigt der Geräuschpegel und der Tankinhalt sinkt; aber die Geschwindigkeit bleibt annähernd die gleiche. Nur ganz allmählich nimmt der Jazz Fahrt auf und erlangt langsam das vom Fahrer gewünschte Tempo. Fazit: Innen wie außen glänzt der neue Jazz. Er ist größer als die Optik verrät, bietet seinen Passagieren mehr Platz als manch Mittelklasse-Auto und ist besonders im Innenraum ungeahnt flexibel. Solide und sauber verarbeitet gibt es keinen Grund zu jammern. In der Version 1,2 Trend mit Style Paket kostet der Jazz knapp 17.000 Euro. Dafür erhält man deutlich mehr Auto als beim deutschen Wettbewerb. Die kleinen Unzulänglichkeiten trüben den guten Gesamteindruck des neuen Honda Jazz nicht im Geringsten. Lediglich der 1,2-Liter Motor bereitet alles andere als Freude – es sei denn, man stellt sich auf die geringe Leistung ein oder verwendet den Wagen als puren Stadtflitzer. Tipp: Wer sich für den neuen Jazz entscheidet, trifft grundsätzlich eine gute Wahl. Zu empfehlen ist der 1,4-Liter-Motor mit 73kW/100PS.

Text: Redaktionsbüro Meuren/Uwe Meuren
Fotos: Uwe Meuren, Honda

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