Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Der November ist sicher nicht der klassische Monat zum Radfahren, um in der Natur etwas Sport zu treiben, sich zu bewegen, kurzum, um sich fit zu halten. Und dennoch: Es gibt Mitmenschen unter uns – und das habe ich Anfang der Woche am späten Nachmittag in der Dämmerung wieder bemerkt – auf die diese Binsenweisheit nicht zutrifft. Entweder sind es die ganz Harten, die auch bei Nebel, Regen und Schafskälte nicht aus dem Sattel ihres Mountainbikes krabbeln möchten, oder aber Leute, die das Rad wirklich noch als persönliches Fortbewegungsmittel und nicht als Sportgerät nutzen. Und die dann auch einmal auf der Landstraße unterwegs sind, wenn fast schon finstere Dunkelheit herrscht.

Der Radfahrer, den ich Anfang der Woche im tristen November-Grau am späten Nachmittag plötzlich in meinem Scheinwerfer-Kegel hatte, war schwarz gekleidet. Sein Rad war dunkel, er trug keinerlei Reflektoren an Hose oder Jacke. Kurzum: er war in etwa so sichtbar wie eine mobile Nebelwand und eigentlich haben wir beide Glück gehabt, dass wir nicht auf eine Art und Weise miteinander Bekanntschaft gemacht hatten, die vor allem für den Radfahrer böse hätte ausgehen können.

Es ist müßig, darüber zu diskutieren, wen denn nun bei solchen Beinahe-Unfällen die größere Schuld trifft. Es geht einfach darum, wirkungsvolle Prophylaxe zu betreiben. Jetzt gießt eine Studie im Auftrag des ADAC, die Anfang dieser Woche veröffentlich wurde, wieder Öl ins Feuer des schwelenden Brandes zwischen zweirädrigen und vierrädrigen Verkehrsteilnehmern. Weniger als die Hälfte aller Radfahrer in unseren Städten sei mit vorschriftsmäßig beleuchteter Kleidung unterwegs, heißt es darin.

Zu allem Überfluss seien auch noch knapp 40 Prozent der bei der Studie beobachteten Radfahrer trotz herein brechender Dunkelheit ohne Licht unterwegs gewesen – nur 13 Prozent davon mit Helm. Kein Wunder also, dass der Verkehrsclub jetzt wieder darauf hinweist, wie wichtig es gerade in dieser Zeit ist, sich optisch bemerkbar zu machen, Vorsorge für die eigene Gesundheit zu betreiben und die Ausrüstung des Rades zu überprüfen.

Müsste es bei ein wenig gegenseitiger Rücksichtnahme nicht möglich sein, dass es auf unseren Straßen im sprichwörtlichen Begegnungsverkehr zwischen allen Verkehrsteilnehmern (also nicht nur Radfahrern und Autofahrern, sondern auch Fußgängern, Moped- oder Lkw-Fahrern), etwas gesitteter und damit auch ungefährlicher zugeht? Auch wer sich ans Steuer seines Autos oder Motorrads setzt, sollte sich davon überzeugen, ob Beleuchtung und Bereifung in Ordnung sind. Und wer zu Fuß geht, sollte daran denken, sich so zu kleiden, dass er von anderen gut wahrgenommen werden kann.

Gegenseitige Rücksichtnahme hat im Leben noch nie geschadet. Im Gegenteil. Ich versuche selbst daran zu denken – ob ich zu Fuß gehe, mit dem Rad fahre oder im Auto unterwegs bin. Versuchen Sie es doch einfach auch. Es ist ganz einfach.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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