Test-Tour: Opel Zafira 1,9 CDTI

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Der Großraumlimousine, im Sprachgebrauch auch kurz Van genannt, werden viele Dinge nachgesagt: Variabel sei sie, vielseitig nutzbar für Mensch und Gepäck, in Fahrleistung, Sicherheit und Komfort der Limousine gleichgestellt. Dass mit dem Aufleben der ersten Vans wie dem Renault Espace vor mittlerweile 25 Jahren, der Grabgesang für den guten alten Kombi angestimmt werden würde, erwies sich zwar auf den ersten Blick als Trugschluss. Beide kannibalisierten sich nicht gegenseitig, doch wurde aus dem ehemals als Lastenträger verschrienen Kombi im Lauf der Jahre immer mehr ein sportliches Lifestyle-Fahrzeug. Irgendwann aber wurde auch der gute alte Kombi sprachlos, wenn es um seine angestammten Vorzüge ging.

Opel hat zwei Fahrzeuge für die Bestätigung dieser These im Modellprogramm: Die Großraumlimousine Zafira und den neuen Insignia Sports Tourer, dessen Bezeichnung die Opel-Ikone Caravan aus den zukünftigen Auftragsbüchern löschte. Wir fuhren den Zafira als Sondermodell Innovation 110 Jahre mit einem 150 PS starken und 1,9 Liter großen Dieselmotor.

Großraumlimousinen lösen im seltensten Fall Entzücken aufgrund ihres Auftritts aus. Wohl bei keiner anderen Fahrzeuggattung gilt so sehr der Wahlspruch: Form follows function, die Form also hat sich der Funktion unter zu ordnen. Und dennoch ist aus dem Opel Zafira kein unförmiger, klobiger Kastenwagen geworden, im Lauf der Generationen wurden die Proportionen im Gegenteil rundlicher und stimmiger. Und der Zafira ist eine Möglichkeit – zumindest mit diesem Motor – Praktikabilität und Fahrspaß für die Familie zusammen zu bringen. Denn bei allem Behauptungswillen der einst so beliebten Kombis bleibt fest zu halten, dass diese Fahrzeuggattung, im Bemühen sie nicht ganz unter gehen zu lassen, doch einiges an ihrer Originalität verloren hat. Da schließt der Zafira mit seinem ausgereiften Innenraumkonzept nicht nur eine Lücke, er offenbart ganz neue Möglichkeiten, wenn plötzlich der eine oder andere Kinderwagen früher vor der Haustür steht als das eigentlich geplant war.

Zudem ist der große Turbodiesel mit 150 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment, den wir fuhren, eine gute Wahl, was kommodes und rasches Vorwärtskommen angeht. Dass er ein wenig brummig wirkt, war erstens zu erwarten und ist zweitens leicht zu verschmerzen. Eine Familienkutsche mit 1,6 Tonnen Lebendgewicht (ohne die Familie, versteht sich) ist zudem mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und einem Sprintvermögen von 10,2 Sekunden von Null auf 100 bestens bedient. Zwar ist der Drehzahlbereich von 2.000 bis 2.780 Nm begrenzt, doch angesichts des leichtgängigen manuellen Sechsgang-Getriebes ist dies keine wirkliche Einbuße an Fahrkomfort. Der Zafira mit dem Selbstzünder-Aggregat aus dem Joint Venture zwischen GM und Fiat fährt sich dank des serienmäßigen und früh zupackenden ESP wie eine gut, aber nicht zu straff gefederte Mittelklassen-Limousine mit leichten Untersteuerungstendenzen. Doch nun zu dem, was den Käufer bewegt, sich einen Van und doch keinen Kombi zu kaufen, zum Platz und zum Innenraumkonzept nämlich: Selbiger glänzt im Falle der Opel-Lösung mit jede Menge Raum und gefällt durch sinnvolle praktische Details. Dazu gehören so durchdachte Dinge wie der herunter klappbare mittlere Fondsitz, der sich in eine Mittelkonsole mit Ablagen und Getränkehaltern verwandeln lässt. Schon der Zafira der ersten Generation machte mit einem Sitzkonzept auf sich aufmerksam, das Opel Flex7 getauft hatte. Die Weiterführung und Verbesserung dieses Ideensprudels erweist sich als durchdacht und der Fahrzeuggattung angepasst.

Was Papa und Mama freuen wird, sind aber nicht nur der den Bedürfnissen an zu passende Fahrgastraum, sondern auch ein paar Zahlen. Dazu gehören 645 Liter Laderaum eine 59 Zentimeter hohe Ladekante und ein ebener Ladeboden. Mit wenigen Handgriffen lassen sich zusätzliche Sitze zur Installierung eines Siebener installieren. Auch in diesem Falle bleiben noch 140 Liter Kofferraum für Taschen und allerlei kleinen Krimskrams übrig. Die zweite Reihe, die sich ebenfalls versenken lässt, erlaubt mit 1.820 Liter Laderaum auf über 1,80 Meter Länge fast den Vergleich mit einem Kleintransporter. In der Mittelkonsole und in den Türen gibt es jede Menge Ablagemöglichkeiten. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, macht zudem mit den chromumrandeten Instrumenten auch optisch einen guten Eindruck. Der zentrale Bildschirm beinhaltet alle wichtigen Informationen von BC über Navi und Klima-Anlage. Trotz seiner Länge von 4,47 Metern macht der Opel Zafira einen übersichtlichen Eindruck und lässt sich problemlos chauffieren und auch parken. Das Modell Innovation 110 Jahre mit den spezifischen Sonderausstattungen kostet mit dem 1,9 Liter ECOTEC Motor 29.970 Euro.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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