IAA 2009: Elektroautos – Antrieb per Steckdose ist (noch) Zukunftsmusik

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Automobilmessen sind mitunter auch so etwas wie moderne Gymnastikhallen. Dort wird der Spagat zwischen dem aktuellen Wunsch nach sportlichen, aber eben auch Ressourcen fressenden Fahrzeugen und einer zukünftigen grünen Mobilität vollzogen. Zumindest versucht wird es. Eine der angestrebten Lösungen für die kommenden Jahrzehnte – und vielleicht sogar noch länger – ist das Fahren mit Strom. Doch bei aller Entwicklung auf diesem Gebiet gilt: Zu kaufen gibt es noch keine Elektroautos. Den vielen auf der IAA gezeigten Neuentwicklungen zum Trotz: Somit müssen wir uns auch im Jahr 2009 mit der Erkenntnis trösten: Ein strombetriebenes Serienauto wird in Frankfurt nicht zu sehen sein.Dessen ungeachtet sind mehr als 20 Firmen auf der IAA aus dem Elektro-Bereich anwesend, betont der veranstaltende Verband der Automobil-Industrie VDA. Da auch mehrere Unternehmen aus der Zulieferer-Branche ihre Elektro-Neuheiten auf der IAA vorstellen wollen, sei nach der offiziellen VDA-Diktion eine zunehmende Bedeutung der Elektromobilität klar erkennbar.

Zwei der Aufsehen erregendsten Fahrzeuge mit Elektroantrieb dürften die stromgetriebene Varianten des neuen Flügeltürers SLS der Mercedes-Tochter AMG und des Audi R8 Spyder sein. Hinzu kommen wie immer bei solchen Anlässen etliche Studien und Forschungsfahrzeuge. Auch Konzepte zum Auf- und Ausbau einer weit reichenden Infrastruktur von Ladestationen sollen in Frankfurt zu sehen sein.

Die meisten Besucher jedoch lassen sich immer noch entweder von Fahrzeugen mit einer hohen Alltagstauglichkeit oder dem berühmten Voyeurs-Faktor inspirieren: Hinsehen und staunen ja, kaufen nein. So erwartet Gerd Lottsiepen, der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD) für das Thema Elektromobilität auf der IAA bestenfalls eine Verbraucherrelevanz von 0,05 Prozent. So seien die Exponate der Hersteller zwar recht schön und nett, doch weckten die Hersteller laut Lottsiepen damit falsche Erwartungen. Die deutsche Autoindustrie brennt derzeit ein Feuerwerk zu Elektroautos ab. Und doch bietet sie kein einziges elektrisch betriebenes Serienauto an.
Bis der Verbraucher solche Fahrzeuge kaufen könne, würden noch mindestens fünf bis zehn Jahren ins Land gehen. Schneller, so glaubt der Experte, dürfte die Industrie allerdings mit dem Ausbau ihrer bereits vorhandenen Hybrid-Modellpalette und der Markteinführung von Elektro-Autos mit einem Verbrennungsmotor auf dem Markt sein. Viele Studien seien jedoch in der Regel mehr Prestige-Objekt als ernst zu nehmende Vorstudie eines serienreifen Verkaufs-Fahrzeuges. Das Elektroauto hat keine Zukunft als klassische Rennreiselimousine, sondern am ehesten als Leichtbau-Stadtauto, das in Fahrzeugflotten unterwegs ist, sagt Lottsiepen.

Auch bei den Elektroautos, die bereits seit geraumer Zeit in groß angelegten Flottenversuchen der Stromkonzerne in Millionenstädten wie Berlin unterwegs sind, handele es sich nur um umgerüstete Benziner und nicht um tatsächliche Neuentwicklungen. Dazu zählten beispielsweise auch Fahrzeuge wie der Elektro-Smart oder der der in Berlin allseits bekannte Mini E von BMW. Auch der zu erwartende hohe Preise sei eine Verkaufsbremse. Der VCD schätzt, dass Elektrofahrzeuge vor allem aufgrund der kostspieligen Batterietechnologie in ihrer anfänglichen Produktphase um bis zu 20.000 Euro teurer als vergleichbare Benziner sein werden.

Text: Jürgen C. Braun

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