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Volker Zastrow: Die Vier. Eine Intrige. Rowohlt Berlin Verlag; 19,90 Euro

Während Walter noch mit vierzig einen jungenhaften Habitus pflegte, sich betont leger kleidete und auch bei offiziellen Anlässen bisweilen das Jackett mit baumelnden Ärmeln einfach über die Schultern hängte, verkörperte Grumbach mit seinem löwensenfbraunen Sakko über schwarzen Rollkragenpullovern aus untergegangenen Perlonarten und einem Gesichtsausdruck wie Löschpapier die Unsterblickeit des sozialdemokratischen Nebenbeamtentums.

Volker Zastrow ist ein Freund der klaren Worte. So wie er hier Jürgen Walter und Gernot Grumbach beschreibt (Parteifreunde, aber sonst so gut wie gar nichts gemeinsam habend), so untersucht er auch insgesamt die verhinderte Wahl der Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin.

Wochenlang hatten deren Ambitionen die politischen Schlagzeilen beherrscht, vor allem das im Nachhinein gebrochene Versprechen, mit einer bestimmten Partei keinerlei Zusammenarbeit anzugehen. Drei Parteifreundinnen und ein Parteifreund waren es, die sich in buchstäblich letzter Minute von Andrea Ypsilanti distanzierten und im November 2008 dabei vor allem auf diesen Wortbruch beriefen.

Volker Zastrow untersucht unter dem schlichten Titel Die Vier ganz präzise, was zu dieser Distanzierung beitrug. Sein Ergebnis verblüfft arg: Was als medialer Paukenschlag per Pressekonferenz mitgeteilt wurde, hatte sich tatsächlich Monate vorher angedeutet. Da kommen Karrierepläne ins Spiel, mindestens ebenso ausschlaggebend wie Fragen politischer Inhalte oder die Handhabung von Wahlversprechen. Da geht es um enttäuschte Hoffnungen und Ideen, um Animositäten und Feindschaften, die zwar subtiler ihre Wirkung entfalten als eine fette Schlagzeile – aber dabei viel wirksamer. Auch persönliche Unterschiede, wie oben beschrieben, können Entscheidungen erheblich beeinflussen. Und manches Motiv, das nach Ehrlichkeit und Konsequenz klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als durchaus arg egoistisch motiviert – jedenfalls teilweise.

Man muss keine Parteien oder Namen nennen, um dieses Buch mit Nachdruck zu empfehlen. Es vermittelt einen Eindruck vom politischen Tagesgeschäft, der so gar nicht reißerisch geraten ist – und trotzdem alles andere als schmeichelhaft. Die Vier hat Zastrow persönlich gesprochen, bevor er das Buch schrieb. Allen hat er angekündigt, nicht unbedingt eine Schmeichelei schreiben zu wollen. Er hat Wort gehalten.

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