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Fräulein Stinnes fährt um die Welt heißt ein Film, der jetzt in die Kinos gekommen ist. Er handelt von einer jungen Frau, die im Jahr 1927 ein schier unglaubliches Abenteuer mit einem Auto wagte. In Deutschland fuhren zu dieser Zeit gerade einmal 4.730 Autos und das Benzin musste man noch in der Apotheke kaufen. Ein Roadmovie ist dieser Film, mit all den typischen Merkmalen. Erzählt wird die Geschichte der Industriellen-Tochter Clärenore Stinnes, die, begleitet von einem Kameramann und gefolgt von zwei Mechanikern, über 48.000 Kilometer und durch 23 verschiedene Nationen mit dem Auto durch die Welt reist. Eine Pioniertat, deren Leistung man mit heutigen Maßstäben gar nicht ermessen kann. Das Gefährt, mit dem Clärenore Stinnes zwei Jahre unterwegs war: eine Adler Standard mit 45 PS.

Überhaupt, das machte mir dieser Film beim Anschauen deutlich, wurden Frauen mit ihren Pionierleistungen in der Geschichte des Automobils viel zu wenig gewürdigt. Nehmen wir beispielsweise Berta Benz, die Ehefrau von Carl Benz, die ganz erheblich zum unternehmerischen Erfolg ihres Mannes beitrug. Ihre 106 Kilometer, die sie 1888 ohne Wissen ihres Mannes mit ihren Söhnen im Benz Motorwagen Nr. 3 von Mannheim nach Pforzheim zurücklegte, wurden zu einer Art Sternfahrt in ein neues Zeitalter.

Frauen fuhren auch in vielen anderen Bereichen des Automobils vornweg und schrieben dadurch Geschichte. Für den Durchbruch der Idee Gottlieb Daimlers und dessen Aufbau eines Geschäfts-Netzes in Frankreich war Louise Sarazin verantwortlich. Auch die erste Person, die eine Führerscheinprüfung mit Erfolg ablegte, war eine Frau, die Herzogin Anne d'Uzès.

Heute fahren Frauen Omnibusse, schwere Lkw, von Zugführerinnen oder Pilotinnen gar nicht erst zu reden. Warum also wird die Geschichte des Automobils immer als ein Stück gelebten Patriarchats gesehen? Seien wir ehrlich, es gibt keine stichhaltige. Auch im Motorsport sind Frauen präsent, denken wir an Jutta Kleinschmidt, Andrea Mayer, Ellen Lohr oder Janina Ickx.

Noch einmal zur Herzogin Anne d'Uzès – ihr Name steht für eine weitere Premiere und Pionierleistung. Sie war auch die erste Person, die wegen zu schnellen Fahrens ein Strafmandat kassierte.

Ein schönes Wochenende, gänzlich frei von Strafmandaten, wünscht

Ihr Jürgen C. Braun

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