1000km-Rennen: Faszination der „flachen Flundern“

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Faszination Langstreckensport mit den gläsernen Halbkugeln und Le-Mans-Prototypen aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft: Was einst zu den Zeiten der jungen Wilden Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger unter dem Stichwort Gruppe-C-Weltmeisterschaft als Einstieg in die ganz große Welt des Motorsports galt, übt heute, fast zwei Jahrzehnte später, immer noch eine Anziehungskraft der besonderen Art auf die Motorsport-Freuden aus: Zu sehen war dies wieder am Wochenende bei einer der traditionsreichsten Veranstaltungen, die der Kurs in der Vulkaneifel zu bieten hat: Beim ADAC 1000km-Rennen.

Knapp 40 Autos waren bei dem Langstreckenklassiker in der Grünen Hölle am Start. In der hart umkämpften Fahrerwertung gab es gleich zwei Spitzenreiter. Jean-Christoph Boullion und Christophe Tinseau (beide Frankreich) fuhren im Pescarolo-Judd einen Vier-Punkte-Vorsprung auf die Piloten von Aston Martin Racing heraus, die ihrerseits die Herstellerwertung dominierten. Dort setzte sich Stefan Mücke (Berlin) im Lola Aston Martin mit seinen beiden Teamkollegen Jan Charouz und Tomas Enge vor dem Heimspiel in der Eifel mit gerade einmal drei Punkten ab.

Sechs Stunden dauerte es auch in diesem Jahr wieder, bevor am Sonntagabend, nach einem langen und ereignisreichen Wochenende, die Sieger gekürt werden konnte. Die beste Ausgangsposition hatte sich Aston-Martin-Werksfahrer Stefan Mücke geschaffen, der beim vierten Lauf der europäischen Le-Mans-Serie (LMS) von der Pole Position aus ins Rennen ging. Für den 27-jährigen Berliner war es seine erste Pole überhaupt. Aston Martin war zum ersten Mal nach dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit drei Lola-V12 angetreten. Die weißblauen Aston-Lolas mit Mücke, dem ehemaligen Formel-1-Pilot Tomas Enge (Tschechien) und Jan Charouz hatte damit die Möglichkeit, den Erfolg von Le Mans zu wiederholen. Der Berliner stand in bisherigen drei Saisonläufen als Erster, Dritter und Zweiter jeweils auf dem Podest.

Am Ende ging es genau so aus, wie sich das der Pole-Setter gewünscht hatte: Der Berliner Stefan Mücke hat jetzt große Chancen auf den Titelgewinn in der europäischen Le-Mans-Serie (LMS). Denn auf dem Nürburgring feierte der 27-Jährige gemeinsam mit seinen tschechischen Teamkollegen Jan Charouz und Tomas Enge den zweiten Saisonsieg im Lola-Aston-Martin. Elf Jahre nach seinem einzigen Sieg in der Formel-BMW-Meisterschaft 1998 reicht Mücke nun beim Finale am 13. September in Silverstone/Großbritannien schon ein fünfter Platz, um sich als zweiter Deutscher nach Vorjahressieger Mike Rockenfeller (Neuwied/Audi) den Titel zu sichern.

Wir wollten am Ring unbedingt gewinnen und den Rückstand in der Gesamtwertung verkürzen – jetzt haben wir sogar sieben Punkte Vorsprung. Das ist fantastisch, denn jetzt können wir beim Finale sogar taktieren, sagte Mücke, der im zweiten Jahr als Werksfahrer für die britische Nobelmarke Aston Martin fährt.

Nach sechs Stunden (195 Runden) hatten Mücke und Co. 1:04,856 Minuten bzw. zwei Runden Vorsprung auf die beiden Schwesterautos, die den ersten Dreifach-Triumph für Aston Martin in dieser Saison sicherten. Der frühere DTM-Pilot profitierte allerdings auch vom Pech der bisherigen Tabellenführer Jean-Christophe Boullion und Christophe Tinseau, die ihren Pescarolo-Judd schon in der Anfangsphase mit einem Getriebeschaden abstellen mussten. In der Gesamtwertung haben die Franzosen sieben Punkte Rückstand (26:33) auf das Aston-Martin-Trio.

Mehr als 50.000 Fans rund um die Grand-Prix-Strecke am neuen Nürburgring mit seinen Attraktionen Ringwerk und Eifeldorf Grüne Hölle bewiesen bei traumhaftem Sommerwetter einmal mehr, dass der Motorsport auf der Rundstrecke viele Facetten hat und auf höchstem Niveau nicht nur von der Formel 1 oder der DTM lebt. Die ultraflachen Sportwagen üben eine ganz eigenartige Anziehungskraft aus und haben neben ihrem Stammpublikum auch viele Zuschauer angezogen, die sich vom Klang des Namens 1000km-Rennen hatten inspirieren lassen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke, Thomas Simon

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